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Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt

Ausbreitung gebietsfremder und invasiver Arten

Durch die einhergehenden Veränderungen durch den Klimawandel wird die Ausbreitung invasiver Arten verstärkt.

Invasive Arten sind gebietsfremde Pflanzen und Tiere, die problematisch sind für Mensch und Umwelt. Durch den Menschen kommen Tiere und Pflanzen mit oder ohne Absicht in Gebiete, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. So sind neben den einheimischen Arten, die natürlicherweise bei uns vorkommen, auch gebietsfremde Arten zu finden.

Seit 2015 gibt es die EU-Verordnung zu invasiven Arten. Kernelement davon ist die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste), für die Maßnahmen zum zukünftigen Umgang festgelegt werden.

Beispiele für Invasive Arten in Stadt und Landkreis Kaiserslautern, die eine Gefahr für die Biodiversität und die natürlichen Ökosysteme darstellen

Götterbaum
Ailanthus altissima

Dieser sommergrüne Baum wird bis 30 m hoch. Sein Stamm hat eine längsgestreifte, hellgraue Borke. Die Blätter stehen wechselständig, sind gefiedert und kahl. Die Blüten sind grünlich gelb in großen Rispen und riechen stark unangenehm. Die Frucht besteht aus 5 bis 6 freien, leuchtend rot geflügelten Nüsschen.

Der Götterbaum kann durch vegetative Vermehrung und die Ausscheidung toxischer Substanzen andere Arten naturnaher Lebensräume verdrängen. Weiterhin können Inhaltsstoffe der Blätter, des Holzes und der Pollen allergische Hautreaktionen auslösen.

Riesenbärenklau
Heracleum mantegazzianum

Diese krautige Pflanze kann bis zu 5 m hoch werden. Ihre Stängel sind oben zottig behaart und an der Basis bis zu 10 cm dick mit purpurnen Flecken. Die Blätter sind stark geteilt und an der Unterseite kurz behaart. Die Blüte wird als große Dolde von bis zu 80 cm Durchmesser ausgebildet.

Der Riesenbärenklau kann Lebensräume durch die Bildung von Dominanzbeständen verändern. Weiterhin beinhalten alle Pflanzenteile Furocumarin, welches zu schweren allergischen Reaktionen der Haut, in Kombination mit Sonnenlicht bis hin zu Verbrennungssymptomen führen kann.

Indisches Springkraut
Impatiens glandulifera

Diese krautige Pflanze wird bis zu 3 m hoch. Der hohle Stengel wird bis 5 cm dick. Die Sporn-Blüten sind purpurrot bis weiß. Ihre Früchte werden als Schleuderkapseln ausgebildet, die bei Berührung die Samen herausschleudern.

Die Art verdrängt einheimische Arten durch die Ausbildung von Massenbeständen entlang von Gewässern und in Feuchtgebieten.

Wassersalat
Pistia stratiotes

Diese wärmeliebende Pflanze wird gerne in Gartenteichen gehalten. Bisher sind noch keine wildlebenden Vorkommen in Rheinland-Pfalz bekannt, jedoch ist der Handel erst seit 2024 durch Aufnahme in die EU-Liste verboten, daher kann die Art noch in dem einen oder anderen Garten vorkommen.

Dichte Bestände dieser Art können unter Anderem zu einer Verringerung der Fließgeschwindigkeit von Gewässern sowie zu einer starken Verminderung des Lichteinfalls und Reduktion des Sauerstoffgehalts führen, wodurch sie heimische Arten gefährden können.

Nutria
Myocastor coypus

Dieses zum Teil mit Biber oder Bisamratte verwechselte, ans Wasser gebundene Nagetier wird bis zu 65 cm groß und zeichnet sich durch auffällige orangefarbene Nagezähne, lange dicke Schnurrhaare und kleine Ohren aus. Sein Schwanz ist ähnlich dem der Ratten drehrund und nur spärlich behaart. Das Fell ist gelbgrau bis schwarz gefärbt, jedoch gibt es Farbzüchtungen, z. B. in weiß, goldfarben und grau.

Diese Art kann Fraßschäden an Unterwasser- und Ufervegetation verursachen und kann dabei geschützte Arten gefährden.

Bisam
Ondatra zibethicus

Diese nordamerikanische Wühlmausart hat im Gegensatz zu Biber und Nutria einen nackten, seitlich abgeplatteten Schwanz und ist mit bis zu 40 cm kleiner als diese. Die Fellfarbe variiert von hellbraun bis schwarz.

Der Bisam kann einen hohen Fraßdruck auf Wasser- und Uferpflanzen sowie auf Tiere, wie Muscheln, Krebse und Amphibien, ausüben. Seine Bauten können Schäden an wasserbaulichen Anlagen verursachen.

Waschbär
Procyon lotor

Dieser Kleinbär ist in etwa so groß wie ein ausgewachsener Rotfuchs, wirkt aber höher, da sein Rücken zu einem "Katzenbuckel" aufgewölbt ist. Auffällig ist seine schwarze Maske im Gesicht ("Zorromaske"). Der Pelz ist überwiegend gelbgrau mit schwarz gemischt.

Der Waschbär frisst unter anderem Eier, Jungvögel, Reptilien und Amphibien und kann dadurch bei hoher Populationsdichte deren Bestände gefährden.

Buchstaben-Schmuckschildkröte
Trachemys scripta

Diese nordamerikanische Schildkröte wird bis 29 cm groß und hat drei Unterarten: Die Rotwangen-Unterart hat einen dunkelgrünen Panzer mit orange-roten Schläfenstreifen und schmalen gelben Kinnstreifen. Die Cumberland unterscheidet sich durch gelb-braune Schläfenstreifen. Die Gelbwangen-Unterart zeichnet sich durch einen grün-bräunlichen Panzer und breite gelbe Streifen sowie einen großen gelben Fleck an der Kopfseite aus.

Durch starke Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum kann diese Schildkrötenart die einheimische Europäische Sumpfschildkröte gefährden. Weiterhin besteht ein hoher Fraßdruck auf Amphibienlarven.

Asiatische Hornisse
Vespa velutina nigrithorax

Die Hornissenart ähnelt unserer heimischen Hornisse, ist aber etwas kleiner und dunkler gefärbt. Die Nester sind oft elliptisch mit seitlichem Eingang und können eine Höhe von 1 m erreichen.

Diese Vespenart frisst bevorzugt Honigbienen, dadurch können diese stark in ihrer Populationsdichte eingeschränkt werden und es kann daraus eine erheblich geringere Bestäubung von Pflanzenarten resultieren.

Wenn Sie ein Nest der Asiatischen Hornisse entdecken informieren Sie mit einem Foto die SGD über die E-Mail: invasivearten@sgdsued.rlp.de
Das Entfernen der Nester ist kostenfrei.

Gesundheitsgefährdende Arten, in Stadt und Landkreis Kaiserslautern

Ambrosia

Diese krautige Pflanze ähnelt in ihrem Erscheinungsbild dem bei uns heimischen Gemeinen Beifuß. Die Blätter sind auf der Oberseite leicht behaart, gefiedert und beidseitig grün; der Stängel ist grün, später rötlich und deutlich behaart; die unauffälligen männlichen Blüten sitzen traubenartig am Ende der Triebe, die weiblichen Blüten sind in den Blattachseln angeordnet, die Samen sind 4 bis 5 mm groß.

Die Pollen der Ambrosia sind hochgradig allergen. Neben typischen Heuschnupfen-Symptomen treten auch schwere Fälle mit Asthma auf. Ambrosia-Pflanzen bilden eine außerordentlich große Menge an Pollen, ca. 1 Milliarde Pollen pro Pflanze, die sich in einem Umkreis von 100 km verteilen können. Die späte Blütezeit von Juli bis Oktober verlängert die Pollenbelastung in unseren Breitengraden um bis zu zwei Monate. Durch den Klimawandel wird die Ausbreitung erleichtert, da die Samen zur Reife gelangen. Um die weitere Ausbreitung dieser Pflanze in Rheinland-Pfalz zu verhindern, ist es besonders wichtig, frühzeitig neue Vorkommen zu kennen.

Dann melden Sie das gerne: Um die weitere Ausbreitung dieser Pflanze in Rheinland-Pfalz zu verhindern, ist es besonders wichtig, frühzeitig neue Vorkommen zu kennen.

Zecken
(versch. neue Arten, z. B. Hyalomma)

Durch den Klimawandel sind heimische Zeckenarten länger im Jahr aktiv und es haben sich in den letzten Jahren neue Arten etablieren können. Dazu zählen in Rheinland-Pfalz zum Beispiel die Auwaldzecke und die Schafzecke. Auch die Hyalomma-Zecke wird regelmäßig über Zugvögel verbreitet und konnte lokal möglicherweise bereits Winter bei uns überstehen. Diese Arten können wie unsere heimischen Zecken Überträger gefährlicher Krankheiten für Tiere und Menschen sein. Durch die längere Aktivitätszeit der heimischen Arten steigt auch bei ihnen das Risiko der Krankheitsübertragung.

Tigermücke

Die Tigermücke ist eine schwarz-weiß gestreifte Mückenart aus Asien, die sich seit ihrem ersten Nachweis 2007 in Deutschland entlang des Oberrheins Richtung Norden ausbreitet. Auch in Rheinland-Pfalz wurde die Art bereits entdeckt, mindestens in Ludwigshafen und Germersheim gilt die Etablierung als sicher.

Die Tigermücke kann gefährliche Krankheiten übertragen, wie West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und vermutlich auch Zika-Viren. Jedoch sind die Viren bisher hierzulande noch nicht verbreitet, weshalb eine Ansteckungsgefahr derzeit noch gering ist.

Informationen auf der Homepage des Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz.

Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist ein wärmeliebender Nachtfalter, dessen Raupen ein erhebliches Gesundheitsrisiko bergen: Ihre Haare können schwere Hautreaktionen und Atemprobleme bei Mensch und Tier verursachen. Sie bilden nestartige Ansammlungen aus Blättern und Zweigen, in denen sie sich tagsüber aufhalten. Abends wandern sie in Form der namensgebenden Prozession zum Fressen in die Eichenkronen. Die Raupen schlüpfen meist Ende April/Anfang Mai. Allerdings besitzen die ersten beiden Larvenstadien keine Brennhaare. Daher ist die Gefährdung erst ab dem dritten Stadium gegeben.

Informationen auf der Homepage des Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz.

Rötelmäuse

In Deutschland sind Rötelmäuse Überträger von Hantaviren. Durch Kontakt mit Speichel, Urin oder Kot der Tiere können sich Menschen infizieren und schwer erkranken. Durch den Klimawandel haben z. B. Buchen in Rheinland-Pfalz häufiger Jahre mit sehr starker Fruchtbildung. Dadurch steigen im Folgejahr auch regelmäßig die Populationsdichten der Rötelmäuse, wodurch die Gefahr der Übertragung von Hantaviren steigt.

Informationen auf der Homepage des Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Rheinland-Pfalz.

Plattform für Naturbeobachtungen und zur Förderung der Artenkenntnis

Das Melden von Tieren und Pflanzen leistet wertvollen Beitrag zur Naturforschung und zum Naturschutz. Meldung invasiver Arten helfen deren Verbreitung in Rheinland-Pfalz zu dokumentieren.

Welchen Beitrag können Bürgerinnen und Bürger leisten?

Einige einfache Maßnahmen, die aktiv dazu beitragen, die Verbreitung invasiver Arten zu reduzieren, sind:

Gartenabfälle oder Pflanzenreste nicht unkontrolliert in die freie Natur werfen, sondern im Restmüll entsorgen.

Auf Balkonen und im Garten einheimische Arten nutzen, ganzjährige Blühangebote schaffen, den Boden schonend bewirtschaften, Zäune durchlässig gestalten, mit Regenwasser Feuchtbiotope anlegen und verwilderte Ecken mit Totholz, abgestorbenen Blütenständen und Wiese statt Rasen zulassen. Je höher die Strukturvielfalt eines Gartens, umso höher ist die Artenvielfalt. Das fördert die Biodiversität.

Um auch öffentliche Maßnahmen und Flächen biodiversitätsfreundlich zu gestalten und Handlungsmöglichkeiten für Private aufzuzeigen, erstellt die Stadt Kaiserslautern derzeit eine eigene Biodiversitätsstrategie.

Meldeportal für Gebäudebrüter der Stadt Kaiserslautern
Gebäudebrüter sind Tiere, die an oder in Gebäuden ihr Tages-, Sommer- oder Winterquartier haben, im oder am Gebäude nisten und dort ihren Nachwuchs großziehen.