Rückblende in das Jahr 1974
Rückblende in das Gründungsjahr des Landkreises Marburg-Biedenkopf: 1974
1974, das war das Jahr, als Kanzler Willi Brandt wegen der Guillaume-Spionage-Affäre zurücktreten musste und Helmut Schmidt Bundeskanzler einer Regierung von SPD und FDP wurde. Eine kurze Zeit (vom 7. Mai bis zum 16. Mai) leitete sogar der damalige Vizekanzler Walter Scheel (FDP) die Amtsgeschäfte bis zur Wahl von Helmut Schmidt. Walter Scheel wurde noch im gleichen Jahr zum Bundespräsidenten gewählt.
Der DDR war es nach 25 Jahren gelungen, eine umfängliche internationale Anerkennung zu erlangen. Ständige Vertretungen in Bonn und Berlin wurden eingerichtet und der Begriff "Wiedervereinigung" wurde eigentlich nicht mehr benutzt. In Hessen gab es 1974 auch Landtagswahlen. Die Koalition aus SPD und FDP mit Ministerpräsident Albert Osswald wurde fortgesetzt, obwohl die CDU damals stärkste Partei im Landtag wurde.
Weltpolitisch stand der Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon im Fokus. Der Grund war der "Watergate-Skandal". Sein Nachfolger wurde der damalige Vizepräsident Gerald R. Ford. Ein großes Thema war nach wie vor der Vietnamkrieg. Nach dem Rückzug der US-Streitkräfte 1973 eroberte Nordvietnam bis 1975 nach und nach auch Südvietnam.
Die Ölkrise von 1973 zeigte ihre Nachwehen. Der Schock über den Mangel an Benzin und Diesel mit Sonntagsfahrverbot saß noch tief. Genauso der Ärger über die Preiserhöhungen an den Zapfsäulen. Der durchschnittliche Benzinpreis stieg von 69 Pfennig je Liter im Jahr 1973 auf "sage und schreibe" 84 Pfennig je Liter im Jahr 1974. Kritikerinnen und Kritiker warnten davor, dass der Preis sogar noch auf über eine D-Mark je Liter steigen könnte. Man war entrüstet! Tatsächlich übersprang der Benzinpreis im Jahreswechsel 1979/1980 die magische "Eine-D-Mark-Grenze".
Und wenn man schon beim Benzinpreis ist, darf man auch darauf hinweisen, dass in diesem Jahr ein Auto vorgestellt wurde, nachdem später eine ganze Klasse benannt wurde: Der VW Golf. Er sollte der legitime und zeitgemäße Nachfolger des VW-Käfers werden. Gesellschaftlich macht man sogar das Erscheinen dieses Fahrzeugs an einer ganzen Bevölkerungsgruppe fest: Die Generation Golf!
Zum Sport: Alle, die sich für den Boxsport interessieren, werden sich vielleicht an den legendären Kampf zwischen George Foreman und Muhammad Ali um den Weltmeistertitel im Schwergewicht in Kinshasa (Zaire) erinnern, den Ali durch einen Knock-out-Sieg für sich entschied.
Das Weltereignis und besonders das Hauptsportereignis in Deutschland war vom 13. Juni bis zum 7. Juli die Fußballweltmeisterschaft 1974. Insbesondere in der Werbung und schon lange im Vorfeld der WM war es das Ereignis für die Reklame von der Schokolade über Rasierwasser bis zur Mode. Und dann wurde Deutschland auch noch Weltmeister mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande in München.
Wahrscheinlich hätte sich eine technische Errungenschaft ohne die Weltmeisterschaft nicht so schnell durchgesetzt: Das Farbfernsehen. Die noch teuren Geräte konnten sich anfangs nicht durchsetzen. Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft war das anders. Es war einer der absoluten Verkaufsschlager des Jahres, wer es sich irgendwie leisten konnte, kaufte sich einen Farbfernseher.
Was bestimmte das Fernsehen 1974? Die neue Sendung "Am laufenden Band" mit Rudi Carrell wurde äußerst erfolgreich. Wim Thoelke erreichte mit der Show "Der große Preis" ebenfalls hohe Einschaltquoten. Mit "Einsatz in Manhattan" mit dem Lolli lutschenden Telly Savalas in der Rolle des Kojak und den "Straßen von San Francisco" mit Karl Malden und Michael Douglas in den Hauptrollen sowie mit "Derrick" (mit Horst Tappert) starteten sehr beliebte Serien Deutschland.
Auch die berühmte Band ABBA schaffte 1974 beim Sieg des Eurovision Song Contest mit ihrem Hit "Waterloo" den internationalen Durchbruch.
In diesem Jahr verschwand auch etwas bis dahin Gewohntes aus dem Fernsehen: Nämlich die Tabakwerbung mit den bekannten Figuren "HB-Männchen", dem meilenweit für eine Zigarette laufenden Camel-Mann oder dem reitenden Marlboro-Cowboy, um nur die bekanntesten zu nennen. Sie durften nur noch in den Kinos gezeigt werden.
Ebenfalls im Jahr 1974 wurde das erste Tastentelefon auf den Markt gebracht. Jetzt konnte man deutlich schneller wählen als mit der bis dahin üblichen Wählscheibe. Mehr Komfort gab es auch im Auto, denn die noch recht neuen Autoradios mit Feststellsendern für mehrere Sender setzen sich durch. Mit dem 1. Januar 1974 wurde die Einbaupflicht von Sicherheitsgurten in Neuwagen eingeführt.
In Stichworten sei noch auf weitere Errungenschaften und Glanzlichter des Jahres verwiesen: Die ersten Taschenrechner waren der Renner. Sie wurden noch als Computer bezeichnet. Mengenlehre war der sehr umstrittene Inhalt der Lehrpläne an den Schulen.
Wer als Kind ein Bonanza-Rad mit Bananensattel und hohem, langen Lenker sein Eigen nennen konnte, war absolut in! Vorbild waren die Motorräder aus dem Film "Easy Rider". Auch an grell bunte Tapeten mit unruhigen großen Ornamenten sowie an Flokati-Teppiche soll erinnert werden.
Die Mode war bunt, fast schrill, von Mini- und Midirock bei den Damen geprägt sowie von breiten bunten Krawatten und Pullundern bei den Herren sowie Schlaghosen für beide Geschlechter.
Letztlich soll noch erwähnt bleiben, dass die sich durchsetzende sexuelle Freizügigkeit auch dazu führte, dass das Nacktsein besonders stark in der Werbung eingesetzt wurde. Selbst für absolut unpassende Produkte warb man meist mit nackten Frauen.
Und der Blick auf heute verrät uns im Vergleich zu 1974, dass es unglaublich vieles im Alltag gibt, was wir uns 1974 noch nicht vorstellen konnten und was uns in der heutigen Alltagswelt als selbstverständlich erscheint.
Deutschland ist wiedervereinigt, das Internet umspannt die ganze Welt. Sämtlicher Mailverkehr, das Surfen im Netz, Google und so vieles andere mehr gab es 1974 noch nicht! Heute sind Laptops, Tablets und Smartphones, mit denen gemailt, geskypt, fotografiert, gesurft, gefilmt, geschrieben und telefoniert wird, Standard. Die Erfolgsgeschichte der sozialen Netzwerke wäre 1974 gar nicht nachvollziehbar gewesen.
Heute sind es die Begriffe wie Energiewende, Erneuerbare Energien oder Elektromobilität, welche die Themen bestimmen, damals war es nach den Erfahrungen der Ölkrise das Setzen auf die Atomkraft! Privatfernsehen gab es 1974 auch noch nicht. Erst zehn Jahre später kamen mit RTL und SAT1 Privatfernsehsender im größeren Stil zum Einsatz.
Im Bereich der Autotechnik oder im Medizinbereich liegen inzwischen Welten zwischen der Leistungsfähigkeit von 1974 und heute.
1974, das war das Jahr, als Kanzler Willi Brandt wegen der Guillaume-Spionage-Affäre zurücktreten musste und Helmut Schmidt Bundeskanzler einer Regierung von SPD und FDP wurde. Eine kurze Zeit (vom 7. Mai bis zum 16. Mai) leitete sogar der damalige Vizekanzler Walter Scheel (FDP) die Amtsgeschäfte bis zur Wahl von Helmut Schmidt. Walter Scheel wurde noch im gleichen Jahr zum Bundespräsidenten gewählt.
Der DDR war es nach 25 Jahren gelungen, eine umfängliche internationale Anerkennung zu erlangen. Ständige Vertretungen in Bonn und Berlin wurden eingerichtet und der Begriff "Wiedervereinigung" wurde eigentlich nicht mehr benutzt. In Hessen gab es 1974 auch Landtagswahlen. Die Koalition aus SPD und FDP mit Ministerpräsident Albert Osswald wurde fortgesetzt, obwohl die CDU damals stärkste Partei im Landtag wurde.
Weltpolitisch stand der Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon im Fokus. Der Grund war der "Watergate-Skandal". Sein Nachfolger wurde der damalige Vizepräsident Gerald R. Ford. Ein großes Thema war nach wie vor der Vietnamkrieg. Nach dem Rückzug der US-Streitkräfte 1973 eroberte Nordvietnam bis 1975 nach und nach auch Südvietnam.
Die Ölkrise von 1973 zeigte ihre Nachwehen. Der Schock über den Mangel an Benzin und Diesel mit Sonntagsfahrverbot saß noch tief. Genauso der Ärger über die Preiserhöhungen an den Zapfsäulen. Der durchschnittliche Benzinpreis stieg von 69 Pfennig je Liter im Jahr 1973 auf "sage und schreibe" 84 Pfennig je Liter im Jahr 1974. Kritikerinnen und Kritiker warnten davor, dass der Preis sogar noch auf über eine D-Mark je Liter steigen könnte. Man war entrüstet! Tatsächlich übersprang der Benzinpreis im Jahreswechsel 1979/1980 die magische "Eine-D-Mark-Grenze".
Und wenn man schon beim Benzinpreis ist, darf man auch darauf hinweisen, dass in diesem Jahr ein Auto vorgestellt wurde, nachdem später eine ganze Klasse benannt wurde: Der VW Golf. Er sollte der legitime und zeitgemäße Nachfolger des VW-Käfers werden. Gesellschaftlich macht man sogar das Erscheinen dieses Fahrzeugs an einer ganzen Bevölkerungsgruppe fest: Die Generation Golf!
Zum Sport: Alle, die sich für den Boxsport interessieren, werden sich vielleicht an den legendären Kampf zwischen George Foreman und Muhammad Ali um den Weltmeistertitel im Schwergewicht in Kinshasa (Zaire) erinnern, den Ali durch einen Knock-out-Sieg für sich entschied.
Das Weltereignis und besonders das Hauptsportereignis in Deutschland war vom 13. Juni bis zum 7. Juli die Fußballweltmeisterschaft 1974. Insbesondere in der Werbung und schon lange im Vorfeld der WM war es das Ereignis für die Reklame von der Schokolade über Rasierwasser bis zur Mode. Und dann wurde Deutschland auch noch Weltmeister mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande in München.
Wahrscheinlich hätte sich eine technische Errungenschaft ohne die Weltmeisterschaft nicht so schnell durchgesetzt: Das Farbfernsehen. Die noch teuren Geräte konnten sich anfangs nicht durchsetzen. Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft war das anders. Es war einer der absoluten Verkaufsschlager des Jahres, wer es sich irgendwie leisten konnte, kaufte sich einen Farbfernseher.
Was bestimmte das Fernsehen 1974? Die neue Sendung "Am laufenden Band" mit Rudi Carrell wurde äußerst erfolgreich. Wim Thoelke erreichte mit der Show "Der große Preis" ebenfalls hohe Einschaltquoten. Mit "Einsatz in Manhattan" mit dem Lolli lutschenden Telly Savalas in der Rolle des Kojak und den "Straßen von San Francisco" mit Karl Malden und Michael Douglas in den Hauptrollen sowie mit "Derrick" (mit Horst Tappert) starteten sehr beliebte Serien Deutschland.
Auch die berühmte Band ABBA schaffte 1974 beim Sieg des Eurovision Song Contest mit ihrem Hit "Waterloo" den internationalen Durchbruch.
In diesem Jahr verschwand auch etwas bis dahin Gewohntes aus dem Fernsehen: Nämlich die Tabakwerbung mit den bekannten Figuren "HB-Männchen", dem meilenweit für eine Zigarette laufenden Camel-Mann oder dem reitenden Marlboro-Cowboy, um nur die bekanntesten zu nennen. Sie durften nur noch in den Kinos gezeigt werden.
Ebenfalls im Jahr 1974 wurde das erste Tastentelefon auf den Markt gebracht. Jetzt konnte man deutlich schneller wählen als mit der bis dahin üblichen Wählscheibe. Mehr Komfort gab es auch im Auto, denn die noch recht neuen Autoradios mit Feststellsendern für mehrere Sender setzen sich durch. Mit dem 1. Januar 1974 wurde die Einbaupflicht von Sicherheitsgurten in Neuwagen eingeführt.
In Stichworten sei noch auf weitere Errungenschaften und Glanzlichter des Jahres verwiesen: Die ersten Taschenrechner waren der Renner. Sie wurden noch als Computer bezeichnet. Mengenlehre war der sehr umstrittene Inhalt der Lehrpläne an den Schulen.
Wer als Kind ein Bonanza-Rad mit Bananensattel und hohem, langen Lenker sein Eigen nennen konnte, war absolut in! Vorbild waren die Motorräder aus dem Film "Easy Rider". Auch an grell bunte Tapeten mit unruhigen großen Ornamenten sowie an Flokati-Teppiche soll erinnert werden.
Die Mode war bunt, fast schrill, von Mini- und Midirock bei den Damen geprägt sowie von breiten bunten Krawatten und Pullundern bei den Herren sowie Schlaghosen für beide Geschlechter.
Letztlich soll noch erwähnt bleiben, dass die sich durchsetzende sexuelle Freizügigkeit auch dazu führte, dass das Nacktsein besonders stark in der Werbung eingesetzt wurde. Selbst für absolut unpassende Produkte warb man meist mit nackten Frauen.
Und der Blick auf heute verrät uns im Vergleich zu 1974, dass es unglaublich vieles im Alltag gibt, was wir uns 1974 noch nicht vorstellen konnten und was uns in der heutigen Alltagswelt als selbstverständlich erscheint.
Deutschland ist wiedervereinigt, das Internet umspannt die ganze Welt. Sämtlicher Mailverkehr, das Surfen im Netz, Google und so vieles andere mehr gab es 1974 noch nicht! Heute sind Laptops, Tablets und Smartphones, mit denen gemailt, geskypt, fotografiert, gesurft, gefilmt, geschrieben und telefoniert wird, Standard. Die Erfolgsgeschichte der sozialen Netzwerke wäre 1974 gar nicht nachvollziehbar gewesen.
Heute sind es die Begriffe wie Energiewende, Erneuerbare Energien oder Elektromobilität, welche die Themen bestimmen, damals war es nach den Erfahrungen der Ölkrise das Setzen auf die Atomkraft! Privatfernsehen gab es 1974 auch noch nicht. Erst zehn Jahre später kamen mit RTL und SAT1 Privatfernsehsender im größeren Stil zum Einsatz.
Im Bereich der Autotechnik oder im Medizinbereich liegen inzwischen Welten zwischen der Leistungsfähigkeit von 1974 und heute.