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"Steinreich" an Bodenschätzen

Bodenschätze im Landkreis Kusel

Die Gewinnung von Steinen, Erden und metallischen Rohstoffen war bis weit in das 20. Jahrhundert von großer wirtschaftlicher Bedeutung in nahezu allen Teilen des heutigen Landkreises Kusel. Geologisch gesehen gehört das Gebiet zum Saar-Nahe-Bergland. Es wird von Gesteinen des ausgehenden Erdaltertums (Karbon und Perm, Rotliegend) dominiert. Als diese Gesteine vor rund 300 Millionen Jahren entstanden sind, lag das Gebiet der Pfalz gut 5.000 Kilometer weiter südlich als heute, am Äquator. In einem riesigen Gebirgstal fernab jedes Meeres türmten Schwemmfächer, Flüsse und Seen den Verwitterungsschutt der umliegenden Hochländer zu einer mehrere tausend Meter mächtigen Schichtenfolge auf, aus denen letztlich Konglomerate, Sand-, Schluff-, Ton- und Kalksteine sowie untergeordnet auch Kohlen hervorgegangen sind. Gebirgsbewegungen sorgten noch im Perm dafür, dass über tiefreichende Spalten glutflüssige Gesteinsschmelze bis in die sedimentäre Schichtenfolge aufgestiegen oder sogar an der damaligen Erdoberfläche (Vulkane, Lavaströme) ausgetreten ist. Die vulkanischen bis subvulkanischen Bildungen sind als Hartstein ein bis in die Gegenwart gefragter Rohstoff für den Verkehrswegebau.

Bergbau hat auf dem Territorium des heutigen Landkreises Kusel eine lange Tradition. So wurde Eisenerz am Königsberg bei Wolfstein bereits von den Römern, vielleicht sogar schon von den Kelten gewonnen. Um 1450 begann der Abbau von Kalkstein bei Rammelsbach, wenig später folgten erste Schürfe nach Steinkohle nahe Odenbach. Das 18. Jahrhundert gilt als Hochphase der Quecksilbergewinnung in der Region, die neben Almaden in Spanien und Idria in Slowenien zu den Hauptproduzenten des in der Frühindustrialisierung gefragten Metalls in Europa zählte. Etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Quecksilbererzbergbau von einer rasch industrielle Ausmaße annehmenden Hartsteingewinnung abgelöst. Der Hartsteinbruch Rammelsbach, der Pflastersteine für halb Europa produzierte, galt mit rund 1.000 Arbeitern an der Wende 19./20. Jahrhundert zu den größten Steinbruchbetrieben in Deutschland. Im Wilhelminischen Zeitalter hatte auch die Gewinnung von Bausandstein im unteren Glantal erhebliche wirtschaftliche Bedeutung.

Aus dem sehr ästhetischen, hellbraun marmorierten Rotliegend-Sandstein aus dem "Kaiserbruch" bei Medard sind viele bis heute existente Repräsentativbauten deutscher Großstädte, u. a. in Aachen, Berlin, Hamburg, Koblenz, Mannheim, Recklinghausen und Wiesbaden, errichtet worden. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sah noch einen größeren, aber relativ glücklosen Abbau von Schwerspat am Königsberg, ehe der regionale Bergbau nach Beschäftigungszahlen signifikant zu schrumpfen begann. Die letzte Kohlegrube im Landkreis (Steinbach am Glan) stellte ihren Betrieb 1959 ein, die letzte Kalkgrube (Friedelhausen) im Jahr 1970. Eine Prospektion auf Uran im Königsberggebiet in den Jahren 1950-1970 sowie Tiefbohrungen auf Flözgas am Potzberg in 2005/2006 erbrachten keine abbauwürdigen Vorkommen.

Gegenwärtig beschränkt sich der aktive Bergbau im Landkreis Kusel auf vier Standorte mit Rotliegend-Hartsteinen: Rammelsbach und Jettenbach (beide betrieben von der BAG, Basalt-Actien-Gesellschaft, Linz am Rhein), Grumbach bei Lauterecken (NATRA, Gesellschaft für Natursteinverarbeitung mbh & Co. KG, Lauterecken) und Pfeffelbach (WENA, Westricher Natursteinvertrieb GmbH & Co. KG, Thallichtenberg). Produziert wird hauptsächlich Straßen- und Gleisbettschotter. Das Produktionsvolumen liegt für alle Brüche zusammengenommen bei deutlich über einer Million Tonnen pro Jahr.

Im 21. Jahrhundert halten das Interesse an Gesteinen, Mineralien und Fossilien der Region nicht nur Wissenschaftler und wissenschaftlich ambitionierte Laien, sondern auch zahlreiche Besucher der verschiedenen geotouristischen Einrichtungen zwischen Glan und Lauter (z. B. Besucherbergwerk Wolfstein, Diamantschleifer-Museum Brücken, Steinbruch-Museum Rammelsbach, Urweltmuseum GEOSKOP) lebendig. Bei Mineralien-Sammlern beliebt sind vor allem vielfarbige Bänderachate vom Fuße der Preußischen Berge zwischen Reichweiler und Oberalben sowie die außergewöhnlich vielgestaltigen Calcite aus dem Hartsteinbruch Rammelsbach. Der Rotliegend-Hartstein vom Remigiusberg bei Kusel ist Typus für eine ganze Gruppe von subvulkanischen Ganggesteinen, die seit 1887 unter der Bezeichnung 'Kuselit' in der Populär- und Fachliteratur firmieren. Über dem 'Kuselit' am Remigiusberg lagern Sedimentgesteine, die vor ziemlich genau 300 Millionen Jahren am Ufer eines tropischen Sees ihren Anfang nahmen. Erst seit allerjüngster Vergangenheit ist bekannt, dass diese Gesteine eine Ursaurier-Lagerstätte von Weltrang darstellen.

Autor und Anschrift
Dr. Sebastian Voigt
Museumsleitung
Urweltmuseum GEOSKOP, Burg Lichtenberg (Pfalz)
Burgstraße 19
66871 Thallichtenberg
Telefon: 06381 993451
Fax: 06381 993452
E-Mail: s.voigt@pfalzmuseum.bv-pfalz.de
Internet: www.urweltmuseum-geoskop.de