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Im Wandel der Zeit

Vor- und Frühgeschichte
Zahlreiche steinzeitliche Funde geben Zeugnis von einer Besiedlung im Raum des heutigen Stadtgebietes seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren.
Im 7./8. Jahrhundert wanderten slawische Stämme in die Region ein und bauten die heute noch gut in der Landschaft zu erkennenden Ringwälle wie in Pansdorf, Pöppendorf und Alt Lübeck. Rund 400 Jahre hatten slawische Siedlungen und Burgen Bestand, dann ging das slawische Reich der Abodriten/Obodriten durch interne Machtkämpfe und die Eroberungen durch sächsische Volksstämme 1138/39 n. Chr. endgültig unter. Zerstört wurde auch das damalige Machtzentrum "Liubice": Die unweit der heutigen Stadtgrenze an der Mündung der Schwartau gelegene Burganlage und Siedlung Alt-Lübeck.
Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts folgten der umfassende und nachhaltige hochmittelalterliche Landesausbau und die Neuansiedlung von Menschen aus dem heutigen nordwestdeutschen Raum. In dieser Zeit wurden die hiesigen Ortschaften erstmals urkundlich sichtbar.

1215
Schwartau wurde erstmals 1215 urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde bestätigte der dänische König Waldemar dem Lübecker Bischof dessen Güter und Freiheiten und zählte dabei u. a. neben Alt-Lübeck und Rensefeld eine Mühle Schwartau auf. Dieser Name verkörperte damals noch keinen Ort, sondern lediglich eine an der Schwartau gelegene Wassermühle. In der unmittelbaren Nähe ließ der Lübecker Bischof ein Siechenhaus für von der Gesellschaft ausgestoßene Leprakranke errichten, das 1258 zum ersten Mal genannt wurde. Ende des 13. Jahrhunderts erhielt das Siechenhaus eine Kapelle. Auf deren Grundmauern wurde 1508 die noch heute bestehende Georgskapelle errichtet. Die Mühle, das Siechenhaus mit Kapelle und ein Krug blieben Jahrhunderte hindurch die einzigen Gebäude an diesem Ort.

Erst in den Jahren nach 1700 kam es zu einer nennenswerten Ansiedlung von Handwerkern südlich der Mühle und zur Entstehung des Fleckens Schwartau, der 1741/42 eigene Marktrechte erhielt. Doch es dauerte mehr als hundert weitere Jahre, bis Schwartau nach der Parzellierung des früheren Vorwerks Kaltenhof im nennenswerten Umfang eigenes Land erhielt.

Kaltenhof war als bischöfliches Gut im 13. Jahrhundert entstanden und 1280 vom damaligen Bischof Burkhard befestigt worden. Vorläufer könnte die archäologisch nachgewiesene Burg im Riesebusch aus dem 12./13. Jahrhundert sein. Eine weitere Turmhügelburg stand in Groß Parin. Sie ist in einem Kaufvertrag von 1337 benannt, als die niederadlige Familie von Buchwald ihr Dorf Groß Parin an den Lübecker Bischof verkaufte. Diese und weitere untergegangene Burgen und befestigte Wirtschaftshöfe zeugen von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der aufstrebenden Hansestadt Lübeck, den Lübecker Bischöfen, den Grafen von Holstein und lokalen Adligen bis weit in das 14. Jahrhundert hinein.

1177
Jahrhundertelang war das erst 1933 mit Bad Schwartau vereinte Rensefeld die bedeutsamere Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1177, als der damalige Lübecker Bischof Heinrich I das seinerzeit aus 30 Hufen bestehende Dorf zur Hälfte an das von ihm neue gegründete Johanniskloster übereignete (bis 1287). Die 1177 bereits bestehende Kirche blieb explizit in der direkten Zuständigkeit des Bischofs und Urkunden bezeugen, dass Rensefeld im Mittelalter zeitweise bischöflicher Gerichtsort war. 1234 wurde die Rensefelder Kirche durch Lübecker Bürger zerstört und konnte erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts wieder geweiht werden.

Größere Bedeutung erlangte Rensefeld den Urkunden nach aber nicht mehr. Erst nach dem 30-jährigen Krieg finden sich wieder vermehrt schriftliche und auch bauliche Überlieferungen, darunter als ältestes noch erhaltenes Wohngebäude eine Fachhallenkate aus dem Jahr 1689. Neue Bedeutung erlangte Rensefeld erst wieder im 19. Jahrhundert als Bauern- und Arbeiterdorf. Besonders seit den Gründerjahren des Deutschen Kaiserreiches ab 1871 entstanden entlang der Trave große Industrieanlagen. Wohnraum war knapp und so gründeten sich in Rensefeld wie in anderen vormals ländlich geprägten Dörfern Arbeitersiedlungen.

1859
Mit dem Inkrafttreten der Gemeindeverordnung des Fürstentums Lübeck wurde 1859 die kommunale Selbstverwaltung in Rensefeld und Schwartau eingeführt. Schwartau war zu einer Fleckengemeinde angewachsen und nun die zentrale Ortschaft im südlichen Fürstentum. Neue Handwerksbetriebe, kleine Manufakturen und erste Fabriken entstanden. Darunter 1899 die "Chemische Fabrik" der Brüder Otto und Paul Fromm, aus der im 20. Jahrhundert die Schwartauer Werke hervorgingen.

Früh erlangte Schwartau als Amtssitz innerhalb des von Eutin aus verwalteten Hochstifts und späteren Fürstentums Lübeck Bedeutung, wovon noch heute das 1909/10 errichtete Amtsgerichtsgebäude zeugt. Ein Gebäude, dessen machtvolle und repräsentative Bauweise sich nur aus den damaligen politischen Begebenheiten erklären lässt.

Seit 1586 stammten die Fürstbischöfe des Fürstbistums/Hochstifts Lübeck aus dem adligen Hause der Herzöge von (Schleswig-)Holstein-Gottorf. Gewählt vom Lübecker Domkapitel, sicherte man sich so den Schutz durch das mächtige Herrscherhaus - war zugleich jedoch auch mit deren Geschichte eng verwoben und damit eingebunden in die verschiedenen nordeuropäischen Herrschaftskonflikte. Eine diplomatische Folge hiervon war die Anbindung an das Herzogtum Oldenburg ab 1777. Die Anbindung blieb auch nach der Säkularisierung 1803 als nunmehriges Fürstentum Lübeck bis 1937 erhalten. Zum (Groß-)Herzogtum Oldenburg im heutigen Niedersachsen gehörend war Schwartau Grenzstadt vor den Toren Lübecks und wiederholt eingebunden in die kriegerischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts: Vom Durchmarsch preußischer Truppen 1806 unter General von Blücher über die französische Besatzungszeit 1811 -1813 bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864, wo preußische Truppen mehrfach den Schwartauer Schlagbaum niederlegten und damit - politisch folgenlos - die staatliche Souveränität des sich politisch neutral positionierenden Oldenburg verletzten.

Bereits zu dieser Zeit schätzten zunehmend zur "Sommerfrische" anreisende Urlaubsgäste den Ort als ein "landschaftlich schönes Landstädtchen". Besonders die reizvollen Bilder des mehrfach sich windenden Schwartautales beeindruckten. Zudem war Schwartau im Norden, Osten und Süden noch fast lückenlos von Wäldern umsäumt. Eine in den 1850er Jahren neueingerichtete Badeanstalt warb nicht nur für Wasserbäder, sondern als Besonderheit auch für gesundheitsfördernde Fichtennadelbäder.

1912
Als die Fleckengemeinde Schwartau 1912 zur Stadt erhoben wurde, lebten im Ort knapp 4000 Einwohner. Es war die Zeit reger Bautätigkeiten und neue Wohnviertel entstanden, so in Kaltenhof und der "Villenkolonie Schwartau" - der heutigen Berliner- und Hamburger Straße. 1904 gründete der Besitzer des Hofes Cleve auf seinen Äckern die "Villenkolonie Cleverbrück".

Neue Möglichkeiten der Mobilität brachten seit 1873 errichtete Eisenbahnlinien, dazu die 1912 eröffnete elektrische Straßenbahn zwischen Lübeck und Schwartau. Zugleich war Schwartau in diesen Jahren über eine Schifffahrtslinie erreichbar. Letztere war beliebt bei Lübecker Bürgerinnen und Bürgern, die zu Sonntagsspaziergängen "ins Grünen" anreisten und in den großen Gasthäusern wie der "Waldhalle", dem "Waldschlösschen" oder dem "Waldkater" einkehrten.

Erheblichen Aufschwung für den Fremdenverkehr brachte eine 1895 vorgenommene Brunnenbohrung auf dem Gelände der Bierbrauerei Lychenheim: Statt Trinkwasser war man auf eine Jodsole gestoßen, womit die Idee zur Gründung eines Kurbetriebs entstand. Diese sollte wenige Jahre später durch den Lychenheimer Braumeister Anton Baumann verwirklicht werden, der 1901 das Elisabeth Sol- und Moorbad eröffnete, dem 1903 das vom Maurer Johann Joachim Niemann gegründete Friedrich-August-Bad folgte. 1908 wurde von mehreren Schwartauer Bürgern ein repräsentatives Kurhaus errichtet. 1913 erhielt Schwartau die offizielle Anerkennung als Kurbad und trägt seither den Namen Bad Schwartau.

Durch unruhige Zeiten auf dem Weg zu einer modernen Stadt
Der Aufschwung wurde unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, die sich anschließenden schwierigen Nachkriegsjahre und besonders die Finanzkrise der späten 1920er Jahre. Das Kurwesen in Schwartau als nicht zuletzt auch bürgerliche Repräsentation verlor an Bedeutung und im "roten Rensefeld" wuchs durch Arbeitslosigkeit die soziale Not. Radikale Stimmen der Nationalsozialisten und Kommunisten erhielten Gehör. Noch gewannen 1930 die Sozialdemokraten sowohl in Rensefeld als auch in Bad Schwartau als stärkste Kraft die Gemeinde- bzw. Stadtratswahlen, doch bereits ein Jahr später vereinte die NSDAP bei den Landtagswahlen die meisten Schwartauer Stimmen auf sich, während in Rensefeld die SPD bis zum Verbot im Sommer 1933 das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler mehrheitlich behielt. Unruhige Zeiten, in denen in den Jahren der NS-Diktatur über 100 Mitbürgerinnen und Mitbürger vor Ort aus politischen und religiösen Gründen Verfolgung, Inhaftierungen und Repressionen erlitten.

In dieser Zeit wurden zum 1.10.1933 Rensefeld, Groß Parin und Cleve bzw. Cleverbrück mit Bad Schwartau zu einer gemeinsamen Stadt zusammengeschlossen. Die Stadt hatte nun über 7000 Einwohnerinnen und Einwohner. Eine Zahl, die sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch Geflüchtete aus den früheren deutschen Ostgebieten mit 16276 Einwohnern 1945 deutlich mehr als verdoppelte. Die Förderung des Wohnungsbaues wurde zum zentralen Problem und die ersten Notunterkünfte wichen mit der Zeit neuen Wohnsiedlungen und Hochhausbauten. Zugleich wurde Bad Schwartau mit seiner angrenzenden Lage an die Hansestadt Lübeck und die Metropolregion Hamburg ein beliebter Unternehmensstandort. Innerhalb des Gemeinwesens Bad Schwartaus erfuhr das Kurbad große Bedeutung. Ende der 1970er Jahre siedelte das Kurwesen an den heutigen Kurpark mit Kurparksee um und Bad Schwartau erlangte einen überregionalen Ruf als staatlich anerkanntes "Jodsole- und Moorheilbad des Nordens". Noch heute besitzt das Gesundheitswesen in Bad Schwartau mit der Asklepios Klinik und dem Gesundheitszentrum, der Ostsee-Klinik, verschiedenen Arztpraxen und Apotheken sowie dem Helios Agnes Karll Krankenhaus einen herausgehobenen Stellenwert.

Begleitet von den erheblichen Wandlungsprozessen des 20. Jahrhunderts ist Bad Schwartau heute als größte Stadt im Kreis Ostholstein ein moderner und beliebter Ort für Gäste, zum Wohnen und für Handel und Gewerbe. Mit seinen grünen Wald- und Erholungsflächen hat Bad Schwartau zugleich etwas von seiner anmutigen Schönheit erhalten können, für das der Ort einst bekannt wurde.

Das Stadtwappen
Das 1948 angenommene Stadtwappen zeigt im gespaltenen und links halbgeteilten Schild rechts in Silber einen schwarzen Schrägrechtswellenbalken, links oben in Blau ein goldenes, an den verdickten Enden ein einfach gekerbtes Steckkreuz, links unten in Gold zwei waagerechte rote Balken.

Der schwarze Wellenbalken im Wappen bezieht sich auf den Ortsnamen und setzt diesen redend ins Bild. Im volkstümlichen Wortverständnis bedeutet der Name soviel wie "schwarze Au". Da die Schwartau, von der der Ort seinen Namen hat, durch Moorgebiete fließt, erscheint die Wasserfarbe in der Tat als schwarz. Mit Rücksicht auf die früheren Herrschaftsverhältnisse zitiert das Wappen der heutigen Gemeinde, wie auch dasjenige des ehemaligen Bischofssitzes Eutin, aus dem Wappen des Bistums Lübeck das goldene Kreuz auf blauem Grund und die Oldenburger roten Balken in Gold.

Die Stadtflagge
Die 1961 genehmigte Stadtflagge zeigt im weißen Feld einen von links oben nach rechts unten verlaufenden schwarzen Wellenbalken und in der unteren Hälfte des Lieks (das ist der Teil der Flagge unmittelbar neben dem Flaggenstock) ein rotes fußgespitztes Ankerkreuz.

Die Städtepartnerschaften
Beispielhaft für die Entwicklungen Bad Schwartaus im Zusammenspiel mit den umfassenden politischen Wandlungsprozessen der vergangenen Jahrzehnte stehen unsere drei Städtepartnerschaften:

Die 1993 geschlossene Partnerschaft mit der polnischen Stadt Czaplinek geht auf eine bereits 1956 begründete Patenschaft für die früheren Bewohner der Stadt Tempelburg in Pommern zurück. Es war ein Zeichen der Solidarität mit den von dort in der Folge des Zweiten Weltkriegs geflüchteten Menschen und Bad Schwartau wurde über Jahrzehnte Ankerpunkt der verstreut lebenden früheren Tempelburger. Aus diesen Reihen ging nach dem Zusammenbruch des Ostblocks die Initiative für eine Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Czaplinek (dem früheren Tempelburg) aus. Heute ein Symbol für über 30 Jahre gelebte Völkerfreundschaft.

Die großen Zerwürfnisse des 20. Jahrhunderts prägen auch die Anfänge der Städtepartnerschaft mit Bad Doberan. Heute mit dem Auto keine 90 Minuten entfernt, waren beide Kurbäder über Jahrzehnte durch die innerdeutsche Grenze getrennt. Getragen vom Wunsch nach aktiver Friedenspolitik auf lokaler Ebene begann 1986 die erste Kontaktaufnahme. Mit Hilfe diplomatischer Bemühungen auf höchsten politischen Ebenen genehmigte die DDR-Führung schließlich den Auf- und Ausbau städtepartnerschaftlicher Beziehungen. Die Ratifizierung der Verträge erfolgte im November/Dezember 1989 genau in jenen Tagen, als die innerdeutsche Grenze Geschichte wurde. Eine Aktualisierung erfolgte ein Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1991.

Als dritte Städtepartnerschaft besteht seit 1999 die Partnerschaft mit der südlich von Paris gelegenen französischen Gemeinde Villemoisson-sur-Orge. Sie steht im Zeichen der Deutsch-Französischen Freundschaft und dem gemeinsamen europäischen Gedanken. Erste Kontaktaufnahmen erfolgten entsprechend über den Rat der Gemeinden und Regionen Europas.