Grenzgebiet, der von mehreren Bläsergruppen um die Jahreswende aufrechterhalten wird. Die Middewinterhörner dienten früher in vor- und frühchristlicher Zeit als „Nothörner“. Im Notfall konnten unsere Vorfahren mit dem Blasen des Nothorns Hilfe herbeirufen oder ihre weit entfernt wohnenden Nachbarn auf Gefahren, zum Beispiel auf Hochwasser, Räuberhorden usw., aufmerksam machen. Sie ließen ihre Hörner auch zur Wintersonnenwende ertönen, um böse Geister zu vertreiben und um gute Ernten sowie um Schutz vor Not und Feuer zu bitten. Schon längst erschallen sie nicht mehr als Alarm- oder Notsignal, sondern als Botschaft der Freude auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Das Middewinterhorn ist ein einfaches Holzblasinstrument von etwa 1 1/2 Meter Länge. Für die Anfertigung des Horns wird Birken-, Erlen- oder Eschenholz verwendet. Heute werden die Äste in der Mitte durchgesägt, getrocknet, dünnwandig ausgehöhlt und zusammengeleimt oder es werden Astwände in schmale Leisten zerlegt und in der Hornform zusammengeleimt. Weil die Middewinterhörner frei von Hand und aus verschiedenen Holzarten angefertigt werden, hat jedes Horn seine eigene Stimmlage. Es erklingen nur Naturtöne als Ruftöne. Um den Rufton des Middewinterhorns wahrzunehmen, muss das Umfeld still und der Hörer etwa 100m entfernt sein. Die Hörweite reicht bei frostigem Wetter auf freiem Feld bis zu 10km. Middewinterhorngruppe Neuenhaus-Veldhausen J Jürgen Jonker Uferstr. 13, 49828 Neuenhaus 05941 5872 J Geert Stiepel Rabenhauptstr. 16, 49828 Neuenhaus-Veldhausen 05941 6600 Schuhsohlen backen – winterliches Brauchtum in der Grafschaft Bentheim In der Grafschaft Bentheim werden zum Weihnachtsfest und zum Jahresausklang alte Traditionen und Gebräuche lebendig. Es werden unter anderem besondere einheimische Spezialitäten zubereitet – wie in alten Zeiten: an offenen Feuerstellen und von Köchen in historischen Trachten. Auf der Speisekarte stehen unter anderem „Ouderwetse Knieperties“, was übersetzt heißt „altmodisch gebackene süße, dünne feste Waffel“ sowie heißer Grog und frischgebackene „Schohsollen“. Schohsollen heißt im hochdeutschen „Schuhsohlen“. Das sind flache feste Kuchen in Form einer Schuhsohle, die mit einem alten schweren handgeschmiedeten Kucheneisen über dem offenen Feuer gebacken werden. Auf den Schohsolleneisen sind oft Muster, die Namen der Familien, Wappen oder Bibelverse eingraviert. In den Grafschafter Familien werden die alten Kucheneisen von Generation zu Generation vererbt. Ein weiteres kulinarisches Highlight auf dem Brauchtumstag sind die „Kettelhänschen“. Das sind kleine, runde Mettwürstchen, die aus einem dampfenden Wasserbad gezogen und mit Brot und Senf serviert werden. Wachtumzug: De Wacht „Doar kum wij anngetreden, de klok slaat ower tien!“ Diese alte Weise wird alljährlich am Silvesterabend in Neuenhaus gesungen. Im Rahmen des traditionellen „Wachtumzuges“ um 20.00 Uhr begleiten mehrere hundert Bürger und Gäste der Stadt die Nachtwächter beim Marsch von einem Stadttor zum anderen. Treffpunkt ist das Uelser Tor (Hauptstraße 4). An bestimmten festgelegten Stellen blasen die Nachtwächter das Kupferhorn und die Teilnehmer stimmen das alte Wachtlied an. Unterwegs werden die Teilnehmer von Gastwirten und Privatleuten mit „Flüssigem“ versorgt. Am Neujahrsmorgen um 5.00 Uhr findet zur Begrüßung des neuen Jahres ebenfalls ein Wachtumzug statt. Beijern: Glockengeläut „Wenn die Glocken hell erklingen“ Ein alter Brauch in Neuenhaus und Veldhausen ist das Beijern zur Jahreswende. Hierzu werden die Klöppel der Kirchenglocken von starken Männern mit Seilen angebunden, damit sie nur kurz gegen die Glockenwand schlagen können. So entsteht der klangliche Unterschied zum normalen schwingenden Glockengeläut. Dieser Brauch hat in früheren Zeiten nicht nur Freunde gehabt. Etwa 1885 gab es den „Beijer-Krieg“ in Neuenhaus. Dem damaligen in Neuenhaus ansässigen Regierungsinspektor missfielen die eintönigen Klänge dermaßen, dass er das Beijern gänzlich verbot. Dieses führte zu äußerstem Missfallen in der Bevölkerung, insbesondere bei den Beijerjungs. Verhandlungen über das Einschränken des Beijerns im Vorfeld waren ergebnislos verlaufen. Am Heiligabend stellte sich die Polizei auf den Marktplatz auf, aber die Beijerjungs waren flinker, sie saßen schon im Turm. Im Rahmen der „Auseinandersetzungen“ soll angeblich dem Beamten eine Fensterscheibe eingeworfen worden sein und er verlor die Nerven. Er forderte nunmehr Militär an. Dieses rückte mit 60 Mann von Lingen nach Neuenhaus aus. In Erwartung, eine Revolution vorzufinden, wurde scharf geladen. Aber es war kein Mensch auf der Straße. Die Soldaten aber freuten sich, denn sie konnten an den Tanzvergnügungen in Neuenhaus zu Weihnachten teilnehmen. Der Beamte wurde schnellstens versetzt. https://neuenhaus.grafschaft-bentheimtourismus.de/brauchtum 21
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