Demenzratgeber Landkreis Goslar

HÄLT DIE SEELE SCHRITT? Über einen oft sehr langen Zeitraum spielte sich der Alltag ein. Rollenverhältnisse, Verantwortlichkeiten und Erwartungen wurden geklärt. Frohe Momente haben das gemeinsame Leben bereichert. Schicksalsschläge wurden gemeistert. Und nun das: Diagnose Demenz. Plötzlich verändert sich vieles bis alles. Erlebtes wird infrage gestellt. Belastungen im täglichen Umgang werden zur „Last“. Aber es muss ja weitergehen. Anderen ja nicht zur Last fallen. Viele Angehörige schleppen sich so über lange Zeit dahin. „Ich musste ja funktionieren“, hören wir später, wenn endlich Hilfe angefragt wird. Leib und Seele schafft – das die Seele? Einfühlungsvermögen, Geduld und Grundkenntnisse dieses Krankheitsbildes sind auch nötig; aber die Seele? Vordergründig geht es um Auszeiten, Entspannung bei aller Anspannung. Die Gefahr der Isolierung ist nicht zu unterschätzen. Die Verunsicherung durch Freunde, Nachbarn und Gesellschaft unterstützen diese Vereinsamung. Also genauso wichtig wie fachkundige Hilfe ist auch die Sorge um die Seele. Stimmt hier das Verhältnis, so können Kraft und Gesundheit gestärkt werden. Seelsorge ist immer präsent, wo Religion und Glaube zu finden sind, oder auf der Suche bei Menschen an Orten und in Zeiten ihres Lebens, besonders in all den jetzt eingetretenen schwierigen Situationen. Unweigerlich tauchen da Fragen nach dem Sinn des Ganzen auf. Wir Menschen sind immer auf dem Weg: in den Geschichten des Lebens, in den Ausdrucksformen und Gestalten, durch Krankheitsphasen, die sich verändern und wandeln; ein Leben lang. Vertrauensvoll sich geschulten Zuhörern öffnen, sich fallen lassen können, weil nicht voreiliges Beurteilen erfahren wird, sondern weil Menschen da sind, die verstehen, die helfen, sich wiederzufinden im Gewirr des Geschehens. Betroffene Menschen sind sehr verletzlich geworden, darum will Seelsorge zur Würde verhelfen. ALZHEIMER-HALBWAHRHEITEN UND HEILSVERSPRECHEN HELFEN NICHT WEITER Stellungnahme der Dt. Alzheimer Gesellschaft: Alzheimer ist aus Sicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ein klar definierter Zustand des Gehirns, der vom Normalzustand abweicht. Er kommt mit ansteigendem Alter zunehmend häufig vor, kann jedoch auch bei Menschen im mittleren Lebensalter auftreten und stellt daher nicht lediglich eine Alterserscheinung dar. Dieser Zustand führt zu vermindertem Wohlbefinden und Einschränkungen der Alltagsbewältigung der Betroffenen sowie zu Belastungen für deren Angehörige und erfüllt daher die Definition einer Krankheit. Wir halten es nicht nur für gerechtfertigt, sondern für unbedingt notwendig, verstärkt Forschung zur Vermeidung oder Zurückdrängung dieses Zustandes einzusetzen und zur Erreichung dieses Ziels sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Wege zu beschreiten. Nach heutigem Wissensstand sind eine gesunde und aktive Lebensführung sowie die Vermeidung von Risikofaktoren gegen Herzkreislauferkrankungen ratsam, jedoch gibt es bisher keinen eindeutigen Beleg für eine vorbeugende Wirkung gegen das Auftreten der Alzheimer-Krankheit. Aufwändige und langfristige Studien zur Klärung dieser bedeutenden Frage werden gegenwärtig durchgeführt. Dass pharmazeutische Unternehmen bestrebt sind, aus der Entwicklung neuer Medikamente einen materiellen Nutzen zu ziehen, liegt an der Struktur unseres Wirtschaftssystems und spricht nicht gegen die pharmakologische Forschung an sich. Dem Bestreben mancher Hersteller, das Urteil von Forschern und die Verordnungsgewohnheiten nach ihren Interessen zu beeinflussen, muss durch mehr Transparenz und klare Zuwendungsregeln begegnet werden. Es ist aber weder ein Argument gegen die Existenz einer Krankheit noch stellt es einen Einwand gegen die medizinische Forschung insgesamt dar. Der Vorstand der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz DIAGNOSE & THERAPIEN 15

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