Als vorläufig letzte Neuerung im Bereich von Abfall- und Energiewirtschaft steht das im Jahr 2011 erstellte Klimaschutzkonzept für den Werra-Meißner-Kreis, das, gefördert durch das Bundesministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsicherheit, von den Städten und Gemeinden des Kreises (mit Ausnahme der Stadt Witzenhausen) und dem Kreis selbst erarbeitet wurde. Zur Umsetzung wurde am 1. August 2011 die „Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbh“ (WEGE) gegründet, die ab 2014 von einer eigens beim Kreis eingestellten„Klimamanagerin“ unterstützt wurde. „Abfallwirtschaft und Klimaschutz“, so Henry Thiele am Schluss seines bereits oben zitierten Aufsatzes, „sind im Werra-Meißner-Kreis seit langem und auch zukünftig zentrale Themen. Klimaschutzziele und Klimaanpassungsstrategien werden immer auch unter dem Gesichtspunkt einer positiven Entwicklung regionaler Wertschöpfung, also unter sozioökonomischen Aspekten, entwickelt und umgesetzt.“344 Zentrale Themen für die Zukunft sind mit Sicherheit auch die weitere Energieversorgung im Zeichen der Energiewende, die Anbindung des Werra-Meißner-Kreises an schnelleres Internet und die Haushaltskonsolidierung von Kreis und Kommunen bis zum Jahr 2018. Letzteres liegt allerdings nicht mehr ausschließlich in der Hand der heimischen Akteure – hier gibt in den Zeiten des „kommunalen Schutzschirms“ das Land Hessen den Takt vor. Die Diskussion um die Energiewende ist aktuell in vollem Gange und wird nicht nur durch prinzipielle Fragen bestimmt, sondern gerade auch im Werra-Meißner-Kreis durch regional bedeutsame Einzelaspekte wie z.B. die Standortfrage möglicher Windräder oder die Linienführung von 380KV Starkstromleitungen dominiert. Eine richtungweisende Entscheidung im Energiebereich ist bereits gefallen: Gemeinsam mit elf weiteren nord- und mittelhessischen bzw. südniedersächsischen Landkreisen sowie der Stadt Göttingen hat der Werra-Meißner-Kreis Ende 2013 den Stromversorger EON – Mitte zurückgekauft und ihn unter dem ehemaligen Namen EAM345 rekommunalisiert. Der Kaufpreis des durch die Banken vorfinanzierten Kaufs lag bei 620 Mill. Euro, von denen der WMK rund 24 Mill. Euro zu tragen hat, und wird langfristig über Netzgewinne und Dividenden aufgebracht. Die neuen kommunalen Eigentümer wollen, wie der Pressesprecher des Landkreises Kassel betonte, „… ein offensives Signal für die erneuerbaren Energien vor Ort geben. Wir wollen deutlich machen, dass wir bei der Energiewende vorankommen wollen.“346 Auch in einer weiteren wichtigen und zukunftsweisenden Sachentscheidung setzt der Werra-Meißner-Kreis auf die Kooperation mit den Nachbarkreisen. Gemeinsam mit den Kreisen Waldeck-Frankenberg, Schwalm-Eder, Hersfeld-Rotenburg und dem Landkreis Kassel unterzeichnete Landrat Stefan Reuß am 17. Februar 2014 in Witzenhausen die Verträge zur Gründung der„Breitband Nordhessen GmbH.“ Durch diese bundesweit einmalige Kooperation haben die Kreise eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in der Region auf den Weg gebracht, durch das in den kommenden Jahren ein flächendeckendes Glasfasernetz in Nordhessen installiert werden soll. Als Grund für dieses 173 Mio. Euro teure Großprojekt geben die beteiligten Kreise die in vielen ihrer ländlichen Teile unzureichende Internet – Versorgung an, die insbesondere für gewerbliche Nutzer einen erheblichen Standortnachteil darstellt. Um einer Abwanderung von Unternehmen und jungen Familien vorzubeugen, sind die Landkreise bereit, die Risiken dieses Großprojektes, das bis spätestens 2022 fertig gestellt sein soll, zu tragen. Etwa 30 Mio. Euro müssen die fünf Kreise selbst aufbringen, die Restsumme ist als Kredit bei der Wirtschafts- und Strukturbank Hessen beantragt. Als „Meilenstein und überlebenswichtig für den ländlichen Raum“ bezeichnet das Regionalmanagement Nordhessen den Internetausbau und Landrat Reuß spricht von „… einem der wichtigsten Zukunftsprojekte für unseren Kreis und Nordhessen“. 347 96 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08
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