Besonders auf dieser Ebene waren die größten Anstrengungen erforderlich, die beiden vorher selbständigen Kreisverwaltungen Eschwege und Witzenhausen organisatorisch zu verschmelzen und eine funktionierende neue „Werra-Meißner-Struktur“ zu entwickeln – begonnen bei den unterschiedlichen Standorten im Eschweger Schloss bzw. Witzenhäuser Landratsamt, fortgeführt mit dem Zuschnitt sowie der räumlichen Verteilung einzelner Ämter und beendet schließlich mit der Neustrukturierung der Gesamtverwaltung im Jahr 2007. Dass dies problem- und relativ geräuschlos gelungen ist, spricht sowohl für das Engagement der Mitarbeiter als auch die Führungsqualitäten der bis dahin beteiligten Spitzenbeamten Eitel Höhne, Dieter Brosey und Stefan Reuß als Landräte sowie Theodor Leyhe, Henry Thiele und Dr. Rainer Wallmann als Erste Kreisbeigeordnete. Blickte man im Jahr 2014 auf die Struktur der Kreisverwaltung, so findet man neben den acht Fachbereichen und der Verwaltungsleitung, den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, den Bürgerreferenten und den Bereich Kultur direkt im Kontext mit der Leitungsebene. Darüber hinaus entfaltete sich unter der Kopfzeile„Werra-Meißner-Kreise“ mit dem „Stab Demographie, Dorf- und Regionalentwicklung“, dem„Seniorenbüro“, dem„Pflegestützpunkt“, der „Naturparkstiftung“, der „Sozial- und Familienstiftung“ sowie dem Eigenbetrieb„Volkshochschule, Jugend, Freizeit“ ein buntes Kaleidoskop unterschiedlicher Aufgabenbereiche. Hinzu kommen noch die „Antikorruptions- und Behindertenbeauftragten“, der Personalrat als Vertretungsorgan der Mitarbeiter und schließlich und endlich das Gleichstellungsbüro. Letzteres konnte im Jahr 2014 gemeinsam mit dem Kreis Geburtstag feiern, und mit dem 25ten gleich einen besonderen. Entfacht wurde damals die Diskussion um die Einrichtung des Gleichstellungsbüros im Sommer 1988 durch eine diesbezügliche Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Laut den Vorstellungen des DGB sollte auch im Werra-Meißner-Kreis „… ab 1989 eine sogenannte Gleichstellungsstelle (Frauenbeauftragte) geschaffen werden, die auf Kommunalebene mit dem Ziel arbeitet, die Frauendiskriminierung abzubauen. Sie soll – so der DGB – daraufhin wirken, dass verfassungsrechtliche Gebot der Gleichstellung von Mann und Frau zu erfüllen“. 334 Im Vergleich zu den übrigen hessischen Landkreisen hinkte der Werra-Meißner-Kreis in Sachen Gleichstellung damals deutlich hinterher und war, als die dann als „Kreisfrauenbüro“ bezeichnete Stelle im Herbst 1989 mit Ilona Friedrich als der ersten „Kreisfrauenbeauftragten“ schließlich geschaffen wurde, der vorletzte Landkreis in Hessen, der diesen Schritt vollzog. Seitdem ist mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen und nicht nur die deutsche Landkarte, sondern auch die bundesrepublikanische Gesellschaft hat sich signifikant verändert. In diesem Kontext hat sich auch viel hinsichtlich des 1988 vom DGB auch für den Kreis angemahnten „verfassungsrechtlichen Gebotes der Gleichstellung von Mann und Frau“ getan – immerhin steht im Jahr 2014 mit Angela Merkel seit 2005 eine Frau an der Spitze der Bundesregierung, ist Ursula von der Leyen Bundesverteidigungsministerin und gibt es mit Angela Fischer in Witzenhausen und Ilona Rohde-Erfurth in Neu-Eichenberg zwei Frauen auf den Chefsesseln von Rathäusern im Werra-Meißner-Kreis. So positiv und ermutigend solche „Leuchttürme“ einer Entwicklung hin zur gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter auch sind, mehr als der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ sind sie aktuell allerdings immer noch nicht. So bleibt auch dem seit 2006 in „Gleichstellungsbüro“ umbenannten ehemaligen Kreisfrauenbüro und Thekla Rotermund-Capar, der damaligen Gleichstellungsbeauftragten des Werra-Meißner-Kreises, noch ein großes Bündel unterschiedlichster Arbeitsschwerpunkte, um diesem Ziel ein Stück weit näher zu kommen. Seit Anfang 2024 übernimmt Claudia Muth mit ihrem Team diese Aufgabe. Dazu gehören für die Arbeit des Gleichstellungsbüros neben vielen anderen Arbeitsbereichen insbesondere das wichtige Thema „Häusliche Gewalt“, das seit Schaffung des Gleichstellungsbüros nichts von seiner Brisanz verloren hat 335 und auch heute leider immer wieder im „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ auf der Tagesordnung steht. Immer mehr Raum nimmt als großes Zukunftsthema die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein – „… die Aktivierung der stillen Reserve. Damit meint Thekla Rotermund-Capar, Mütter wieder zurück ins Berufsleben zu führen. Dass dies oft nicht leicht sei, liege am mangelnden Selbstwertgefühl vieler Frauen, dass gestärkt werden soll“ 336, wozu auch die Forderung nach gleichem Gehalt für gleiche Arbeit gehört. Nachholbedarf in Sachen Frauenförderung und -schutz sahen auch diese Demonstrantinnen, die die Schaffung eines eigenen Frauenhauses im Werra-Meißner-Kreis anmahnten. 1992 wurde eine entsprechende Einrichtung im Kreis eröffnet. 90 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08
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