Chronik Werra Meißner Kreis

Dem Beschluss des Kreistages waren eingehende Beratungen der Vorstände beider Sparkassen vorausgegangen, die den zuständigen Gremien empfohlen hatten, die Verschmelzung in die Wege zu leiten. (…) Durch die Fusion stellt sich für die beiden Sparkassen im Kreisgebiet die Aufgabe, der sich abzeichnenden Wettbewerbsverschärfung mit ihren folgen aus einer Position der Stärke heraus frühzeitig zu begegnen und ihre Kräfte zu bündeln.“ 323 Ein Zusammenschluss beider Kassen lag indes auch in den Jahren zuvor sozusagen immer wieder „in der Luft“, gelangte aber nie über den Stand bloßer Gedankenspiele hinaus. Besonders zum Jahresende 1977 wurde die Diskussion durch einen Antrag des DGB befeuert, der sich vehement für die weitere Eigenständigkeit der Witzenhäuser Kreissparkasse aussprach. Dahinter stand die Befürchtung des Verlusts von Arbeitsplätzen„durch eine Umwandlung der jetzt eigenständigen Sparkasse in eine Nebenstelle.“ 324 Ähnlich argumentierte damals die Witzenhäuser Politik, die in den ersten Jahren des neuen Kreises nur schwer den Verlust der Kreisstadtfunktion verwinden konnte immer wieder eine dadurch hervorgerufene Schwächung der Kirschenstadt beklagte. Auch von Sparkassenseite selbst gab es noch kein gesteigertes Interesse an einem Zusammengehen mit Eschwege: „Wenn wir die Fusion gewollt hätten“, so Direktor Kurt Jahn im Dezember 1977, „hätten wir sie schon lange haben können (…) Wir können gut allein weiter existieren.“ 325 Erst die Liberalisierungspläne des damaligen EG – Finanzbinnenmarktes und der sich damit verschärfende Konkurrenzdruck insbesondere auf kleinere Banken – zu denen die Witzenhäuser Kreissparkasse mit einer Bilanzsumme von 500 Mio. DM im Jahr 1990 fraglos gehörte – ließen die Verantwortlichen ab dem Sommer 1990 den Weg in Richtung „Sparkasse Werra – Meißner“ einschlagen, der trotz neu aufflammender Witzenhäuser Ängste 326 dann sowohl von den damaligen Sparkassenvorständen als auch den Kreisgremien konsequent beschritten wurde und sich mittlerweile als goldrichtig herausgestellt hat. Schon im Jubiläumsjahr 1994 – das Sparkassenwesen im Werra- Meissner – Kreis konnte auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken 327 – zeigte die Fusion ihre positiven Auswirkungen: „Nach der Fusion (…) zur Sparkasse Werra – Meißner erfüllt das moderne Bankinstitut, das wie vor 150 Jahren eine kommunale Einrichtung geblieben ist, wie eh und je seine wichtigste Aufgabe: Die Aufnahme von Spargeldern und die Bedienung der unmittelbaren Region mit den für die wirtschaftliche Entwicklung notwendigen Krediten. Inzwischen 1,66 Milliarden DM an Kundeneinlagen, 1,34 Milliarden an Kunden ausgegebene Kredite und 2,15 Milliarden Geschäftsvolumen belegen eine unglaubliche Entwicklung, die vor 150 Jahren begonnen hatte.“ 328 Diesen Weg ist das „fest in Bevölkerung und Wirtschaft verankerte Institut“ 329 seitdem unbeirrt weitergegangen und kann für das Geschäftsjahr 2013 1,1 Mrd. Euro an Kundeneinlagen, 1,1 Mrd. Euro Kreditsumme und 1,7 Mrd. Euro Bilanzsumme vorweisen, was fast einer Verdoppelung der Bilanzsumme von 1994 gleich kommt. Mit ihren 401 Mitarbeitern (davon 31 Auszubildende) gehört die Sparkasse Werra-Meißner nicht nur zu den größten Arbeitgebern im Kreis, sondern ist auch mit siebzehn modernen Geschäftsstellen sowie der Überlandsparkasse, die mittlerweile neun Orte regelmäßig anfährt, kreisweit in der Fläche präsent. Die Unterstützung regionaler Vereine, Verbände und Initiativen durch die Sparkasse ist traditionell sehr intensiv. So wurde z. B. im Jubiläumsjahr 1994 eine Stiftung mit dem Grundkapital von einer Million DM gegründet, aus deren jährlichen Erträgen seitdem insbesondere soziale und kulturelle Aktivitäten gefördert werden und allein im Geschäftsjahr 2013 sind darüber hinaus über eine Viertelmillion Euro in Form von Spenden und Unterstützungen in das öffentliche Leben des Werra-MeißnerKreises geflossen. Am Schluss seiner Festrede zum 150. Geburtstag der Sparkasse betonte Heinrich Keller, der damalige Direktor zum Schluss, dass die „… Sparkasse Werra-Meißner das bleiben wolle, was sie sei: Ein beachtlicher wirtschaftlicher Faktor und ein vertrauensvoller Partner ihrer Kunden, der sich durch Bürgernähe und Verbundenheit mit der Region auszeichne.“ 330 Kundennähe war auch das Motiv für die Einführung der modernen Überlandsparkasse, die der Vorsitzende des Vorstandes, Frank Nickel, und Vorstandsmitglied Wolfgang Wilke hier präsentieren. Der Truck ermöglicht Bankgeschäfte und Beratung auch dort, wo es keine feste Zweigstelle gibt. An dieser Philosophie des kommunalen Kreditinstituts hat sich auch zwei Jahrzehnte später nichts geändert. „Wir leben vom Vertrauen unserer Kunden“ so Frank Nickel, der heutige Sparkassenchef im Rahmen der Bilanzvorstellung für das Geschäftsjahr 2013, „und das dürfen wir nie und nimmer enttäuschen. Wir werden uns in Zukunft noch stärker davon leiten lassen, welche Produkte unsere Kunden benötigen und welche Bedürfnisse sie haben. Und wir werden bemüht sein, die Leistung qualitativ hochwertig und günstig zu erstellen.“ 331 88 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND  CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08

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