Da zudem die bisherigen Geschäftsführer im Frühsommer 2007 fast zeitgleich in Pension gingen, musste zudem eine neue Klinikleitung etabliert und das trudelnde Schiff„Gesundheitsholding Werra – Meißner“ über Wasser gehalten werden. Dabei ging auch die Furcht vor weiterem Bettenabbau und, als Folge dessen, einem radikalen Personalschnitt um. Erste Schätzungen sprachen von einer Reduzierung auf 220 Betten in Eschwege und auf 100 in Witzenhausen – hier war der Betrieb allerdings schon auf 163 Betten zurückgefahren worden. Dass in diesem Szenario auch über eine Schließung des Witzenhäuser Krankenhauses spekuliert wurde, lag auf der Hand. Im Sommer 2007 stellten Landrat Stefan Reuß (l.) und Erster Kreisbeigeordneter Henry Thiele (r.) zusammen mit Tim Allendörfer (2.v.r.) aus dem Hause Agaplesion die neue Geschäftsführung der Gesundheitsholding Werra-Meißner vor. Christoph Maier, Prof. Dr. med. Ulrich Vetter und Jens Hasley (v.l.n.r.) übernahmen fortan die Geschicke der Häuser in Eschwege und Witzenhausen. Um die Liquidität zu sichern bewilligte der Kreistag Mitte Juni 2007 5 Mio. Euro Soforthilfe und zum ersten Juli des gleichen Jahres wurde eine neue Geschäftsführung mit der Sanierung und weiteren Modernisierung der beiden Krankenhäuser beauftragt. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte die Arbeit der neuen Geschäftsführung bereits Früchte getragen, der Fehlbedarf im Geschäftsjahr 2007 war deutlich gesunken, Schulden konnten abgebaut sowie der Umsatz um 4,4 % gesteigert werden: Die Gesundheitsholding befand sich nachhaltig „… auf dem Weg der Besserung“ und Landrat Stefan Reuß war „… erfreut über einen wichtigen Schritt zur wirtschaftlichen Gesundung der Kliniken, wie man ihn in dieser Deutlichkeit nicht erwartet hatte“. 318 Niemand hatte allerdings damit gerechnet, dass der bereits beschlossene Verkauf im letzten Moment noch scheitern würde. Grund dafür war das Eingreifen des Bundeskartellamts, das Anfang April 2009 den Verkauf der Krankenhäuser an die Gesundheit Nordhessen „… formal untersagte, da hierdurch eine marktbeherrschende Stellung im Werra-Meißner-Kreis und der Region Kassel entstehen würde“. 319 Die Folge war ein Wiederaufleben der eigentlich bereits beendeten Diskussionen, die nun noch zusätzlich um die Variante bereichert wurden, letztendlich doch vielleicht sogar eigenständig zu bleiben. Untermauert wurde dieser Ansatz durch eine sich immer weiter verbessernde Wirtschaftlichkeit von Kliniken und Holding, die im Geschäftsjahr 2008 über 650.000 Euro Gewinn erwirtschaftet hatten. Im September 2009 wurden dann auch die Verträge mit der Geschäftsführung bis 2012 verlängert – „mit dieser personellen Weichenstellung“ so Landrat Stefan Reuß vor dem Aufsichtsrat, „könne der erfolgreiche Weg der Konsolidierung und Sanierung der Krankenhäuser fortgesetzt werden.“ 320 Einen wesentlichen Anteil an diesem erfolgreichen Weg hatten auch die Mitarbeiter, die noch im Jahr 2009 einem bis 2017 befristeten sogenannten„Zukunftssicherungsvertrag“ zustimmten und dadurch bis 2015 auf 3,5 % ihres Gehaltes verzichteten. Die Situation der Häuser hatte sich deutlich verbessert und ein Verkauf war plötzlich nicht mehr die einzige mögliche Zukunft. Dr. Heinz Berkermann (Klinikum Werra-Meißner), Dr. Michael Müller (Klinikum Werra-Meißner), Landrat Stefan Reuß, Prof. Dr. med. Ulrich Vetter (Klinikum Werra-Meißner), Prof. Dr. Cornelius Frömmel (Uniklinik Göttingen), Peter Schill (Kreisausschuss), Angela Veit (Klinikum Werra-Meißner) und Bürgermeisterin Angela Fischer freuten sich sichtbar, dass auch das Witzenhäuser Krankenhaus als Akademisches Lehrkrankenhaus anerkannt wurde. Die Situation verbesserte sich weiter, und dies sowohl wirtschaftlich als auch auf der medizinischen Ebene. Seit Mitte des Jahrzehnts war bereits das Klinikum in Eschwege „Akademisches Lehrkrankenhaus“ der Universitätsklinik Göttingen, im Januar 2012 kam auch das Witzenhäuser Haus hinzu und beide Standort gingen als Bestandteil der Göttinger Ärzteausbildung eine enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum ein. Diese und eine ganze Reihe weiterer positiver Entwicklungen, ließen den Wunsch eines Verkaufs der Krankenhäuser immer kleiner werden. Im Mai 2010 stimmte der Kreistag einstimmig für die Verschmelzung der beiden Krankenhäuser zum „Klinikum WerraMeißner“. Die Witzenhäuser Stadtverordnetenversammlung folgte im Juni und im Oktober folgte als letzter organisatorischer Schritt die Auflösung des „Zweckverbandes Stadt- und Kreiskrankenhaus Witzenhausen. Das neue Klinikum Werra – Meißner war sozusagen„betriebsbereit.“ Ende Januar 2011 dann das offizielle Ende der Verkaufsabsichten: „Die Krankenhäuser in Eschwege und Witzenhausen“, so der Kreis in einer Pressemitteilung, „werden unter dem Dach des Klinikums Werra – Meißner weiter einen selbständigen Weg gehen. Man suche nach einem neuen Profil und setze auf den Ausbau an den Standorten Eschwege und Witzenhausen.“ 85 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08
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