Chronik Werra Meißner Kreis

Hier trifft der Meißner mit Frau Holle als Märchen- und Sagengestalt, der Wandervielfalt und dem Naturerlebnis auf das Werratal mit Rad- und Kanutouristen, wird die Fachwerkvielfalt der historischen Innenstädte mit dem Wellness-Erlebnis kombiniert. Bad Sooden-Allendorf bietet mit der WerratalTherme als einziger Anlage ihrer Art im Werra-Meißner-Kreis auf 1000 m² Wasserfläche die Heilkraft der Sole in vielfältiger Weise. Dabei gehört die Bündelung der Angebote im Gesundheitswesen und Wellnessbereich zur Philosophie der Gesundheitslandschaft Werra-Meißner: Von der Vorsorge über die Akutversorgung bis zur Nachsorge mit medizinischen und pflegerischen Leistungen reicht hier das breit Angebotsspektrum. Relativ neu im touristischen Angebot des Kreises ist das sogenannte „Werratal – Culinarium“, das die kulinarischen Highlights der Region wie z. B. „Ahle Wurscht“, Witzenhäuser Kirschen, Ringgauer Käse, Meißnerlamm, Schmandkuchen und Bier aus dem Werratal bündelt und ins rechte Licht rückt. Das Gesamtkonzept des Tourismus Marketing im Werra-Meißner-Kreis war für Henry Thiele, den damaligen Ersten Kreisbeigeordneten und gleichzeitig Gründungsgeschäftsführer der neuen WTMG im Juli 2007 wie ein„Theaterstück“ , mit dem man die „touristischen Potenziale der Region heben könne(…) Die schöne Landschaft ist dabei quasi die Kulisse. Aber kein Mensch geht wegen einer schönen Kulisse ins Theater. Da gebe es schließlich noch die Orte mit ihren touristischen Angeboten als Darsteller und eine Handlung, die wesentlich von der Regie vorangetrieben werde. Die Regie, das soll die Aufgabe der in Gründung befindlichen Marketing GmbH sein“ 295, brachte er das Konzept auf den Punkt. Rund 177.000 Gäste (mit 761.000 Übernachtungen) haben sich 2012 von diesem „Theaterstück“ überzeugen lassen – zwar nur unwesentlich mehr als 2008, aber deutlich mehr als in den Jahren vor der Gründung der WTMG. Zur Erreichung des Ziels, das sich die GmbH bei ihrer Gründung setzte, nämlich wie in den 80er und frühen 90er Jahren wieder„Übernachtungsmillionär“ zu werden, bedarf es allerdings noch erheblicher Anstrengungen. Folgt man den aktuellen Berechnungen des Regionalmanagements Nordhessen, wird der gesamtwirtschaftliche Stellenwert des Tourismus für den Werra-Meißner- Kreis deutlich, denn diese 761.000 Übernachtungen haben, in Euro umgerechnet, ein Umsatzvolumen von annähernd 100 Mio. Euro. 296 Ein solches Umsatzvolumen kann die heimische Landwirtschaft nicht, oder anders ausgedrückt, nicht mehr aufweisen. Dennoch ist sie im Werra-Meißner-Kreis nach wie vor ein eminent wichtiger Wirtschaftszweig, der – wie z. B. auch in den Tourismus – in viele Lebens- und Arbeitsbereiche ausstrahlt. Bei einem kurzen Rückblick in das Gründungsjahr des Kreises finden wir über die heimische Landwirtschaft folgende Aussage: „Für den neuen Werra-Meißner-Kreis wird auch zukünftig die Landwirtschaft eine überragende Bedeutung behalten. Dies nicht nur aus Sicht der Produktivität und der wirtschaftlichen Leistung, sondern zunehmend im Hinblick auf die Erhaltung einer geordneten Kulturlandschaft. Die Wirtschaftsfläche beträgt rund 100.000 ha. Es ist eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 46.300 ha vorhanden, und davon werden 28.370 ha ackerbaulich und 16.200 ha als Dauergrünland genutzt. Sehr große Teile des Kreises, etwa 42.000 ha, sind Waldfläche; selbst für das waldreiche Hessen stellt dies einen hohen prozentualen Anteil an der Gesamtfläche dar.“ 297 Hinzu kamen noch ca. 1.000 ha sogenannte „Grenzertragsböden“, deren Nutzung höhere Aufwendung erforderte als der zu erwartende Ertrag ausmachte und ungefähr 3.200 ha Öd- oder Unland. Zwanzig Jahre später hatte sich die landwirtschaftliche Nutzfläche um 7.300 ha oder rund 16 % auf 39.000 ha verringert. Zwei Drittel dieser Fläche wurden als Ackerland genutzt – besonders im Werratal und in den Niederungen um die Wehre – der Rest als Weide- und Grünland am Westrand des Meißners, dem Ringgau und dem Sontraer Land. An diesen Zahlen hat sich bis heute nur wenig geändert: Sowohl in den Jahren 2009 als auch 2012 wurden etwas mehr als 38.000 ha des Kreisgebietes landwirtschaftlich genutzt, wobei jeweils 23.800 ha als Ackerland und 14.200 ha als Grünland bewirtschaftet wurden. 298 Dabei hat sich das Verhältnis der angebauten Feldfrüchte zueinander nur wenig verändert. Sowohl 1974 als auch in den Jahren 1995, 2009 und 2012 dominierten die gängigen Getreidearten Winter- und Sommergerste sowie Winter- und Sommerweizen mit jeweils gut 60 % der Anbaufläche. Die restlichen 40 % teilten sich hauptsächlich Ölfrüchte und Ackerfutter – alle anderen Anbauformen wie Obstbau und Baumkulturen, Hackfrüchte und Gartenbau waren, und sind, zumindest von der genutzten Flächen, ohne größere Bedeutung. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang noch der Kirschenanbau als Sonderkultur im Werratal und Witzenhausen und Bad Sooden-Allendorf sowie dem unteren Gelstertal bis Hundelshausen, der sich bis 1573 zurückverfolgen lässt und über die reine Obstvermarktung hinaus eine nicht unerhebliche Bedeutung im Außenmarketing und Tagestourismus besitzt. Deutlichere Veränderungen sind im Bereich der Tierhaltung festzustellen. In diesem Segment liegt der der Schwerpunkt im Werra-Meißner-Kreis auf Rindviehhaltung und Schweinemast, wobei insbesondere die Rinderhaltung den typischen Produktionszweig landwirtschaftlicher Betriebe in Mittelgebirgslagen wie der hiesigen darstellt. Gab es Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahnhunderts noch annähernd 39.000 Rinder im heutigen Kreisgebiet, so hat sich diese Zahl ebenso kontinuierlich wie drastisch verringert. Über 24.000 im Sommer 1995 – ein Minus von knapp 40 % – schrumpfte die Zahl des Rindviehs auf 14.664 (2009), um aktuell bei 13.225 Tieren angelangt zu sein, 299 was einen Rückgang von zwei Dritteln des ursprünglichen Tierbestandes bedeutet. 79 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND  CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08

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