Chronik Werra Meißner Kreis

Wie notwendig eine noch intensivere Wirtschaftsförderung durch eine kompetente und rundum vernetzte Schaltstelle für die Region war, hatte die zweite Hälfte der 90er Jahre gezeigt. „Lage im Kreis dramatisch“,„Werra-Meißner-Ort übertrifft 20 %“, „Höchste Quote seit Jahrzehnten“, „Rasanter Anstieg in zehn Jahren“,„Mit 15,5 % neuer Rekord“: Diese (unvollständige) Auswahl an Schlagzeilen der lokalen Presse aus den Jahren 1996 und 1997 dokumentieren die damalige Lage am heimischen Arbeitsmarkt – die Arbeitslosigkeit im Werra-Meißner-Kreis befand sich 1993 im zweistelligen prozentualen Bereich und hatte ab Mitte des Jahrzehnts mit Quoten von 15–17 % bis dahin nicht für möglich gehaltene Höchststände erreicht. Die Gründe dafür waren vielschichtig. Neben der gesamtwirtschaftlichen Situation und dem schon angesprochenen Strukturwandel incl. zahlreicher Betriebsverlagerungen bzw. Schließungen, gab es auch eine Vielzahl hausgemachter Gründe, die den Werra-Meißner-Kreis zum „Arbeitsplatz – Sorgenkind“ werden ließen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang das Fördergefälle nach Thüringen, das neue Betriebsansiedelungen außerordentlich erschwerte, dann betriebsimmanente Faktoren wie nicht mehr wettbewerbsfähige Technik und veraltete Maschinen, überkommene Arbeitsstrukturen und fehlende Rückgriffe auf die Kreativität der Mitarbeiter. Anknüpfungspunkte für eine zielgerichtete Wirtschaftsförderung waren also genug vorhanden. Mit zahlreichen Initiativen und Projekten auf Kreisebene wie u. a. der „Perspektive 5o+“, „Bioregion im Werratal“, „Berufs- und Bildungsmesse Perspektiven“ und überregionalen gemeinsamen Marketingaktivitäten mit anderen Institutionen – hier ist in erster Linie das Regionalmanagement Nordhessen zu nennen – konnte der seit 2002 erkennbare Trend zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation im Kreis unterstützt werden. Aktuell stellt sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt positiv dar: Mit einer Quote von 6,4 % für das Jahr 2013 ist die Arbeitslosigkeit seit Mitte der 90er Jahre um über 10 % zurückgegangen – wenn sich bislang auch noch nicht alle Blütenträume erfüllt haben, so ist der eingeschlagene Weg offensichtlich richtig gewesen. Zu diesem Weg gehören nicht nur die Neuansiedelung von Betrieben, erfolgreiches Außenmarketing und die Initiierung neuer Betätigungsfelder. Ebenso dazu gehört die Stärkung der bestehenden Unternehmen durch zielgerichtete Beratung und Unterstützung bei der Herstellung positiver Außenwirkung. Ein Paradebeispiel für Letzteres ist der im Jahr 2004 vom WerraMeißner-Kreis und der heimischen Kreditwirtschaft ins Leben gerufene „Innovationspreis Werra – Meißner“, der seitdem im zweijährigen Turnus an Unternehmen mit besonders innovativen und erfolgreichen Geschäftsfeldern verliehen wird. Die Präsentation von eingegangenen Bewerbungen und Preisträgern bietet dabei jedes Mal einen Blick auf die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der heimischen Wirtschaft und ist dadurch zu einem ganz wichtigen Schaufenster der Wirtschaft des Werra-Meißner-Kreises geworden. „Wer hätte das gedacht?“, kommentierte die Lokalpresse die Verleihung des ersten Innovationspreises, zu dem 41 Betriebe ihre Bewerbungen eingereicht hatten, „… im Werra-Meißner-Kreis sind die Unternehmen mit Sicherheit nicht minder erfindungsfreudig als anderswo. Bislang arbeiteten die Ideenschmieden weitgehend im Verborgenen. Warum nur hielten die Firmen mit ihren sehenswerten Erfolgen bislang hinter dem Berg? (…) Gut, dass die Verleihung des Innovationspreises Werra-Meißner dafür sorgt, dass die innovativen Betriebe und die Menschen, die dafür stehen, der Öffentlichkeit bekannter werden. Das dient mit Sicherheit als Ansporn für weitere (…) zukunftsträchtige Entwicklungen. Und es fördert auch das Selbstbewusstsein der (…) Region.“ 293 Der Stärkung bestehender Unternehmen dient auch die Initiative „Tu`s hier“, ein Zusammenschluss unterschiedlichster Betriebe und Wirtschaftsunternehmen aus dem gesamten Kreisgebiet. Ihr vordringlichstes Ziel ist die Schaffung eines Bewusstseins dafür, dass viele Produkte und Dienstleistungen in hervorragender Qualität und wettbewerbstauglichem Preis/ Leistungsverhältnis in den Städten und Gemeinden des Kreises sozusagen„vor der Haustür“ angeboten werden und – bei Wahrnehmung dieses Angebotes – der regionale Wirtschaftskreislauf zum Nutzen aller gestärkt wird. Angesiedelt ist „Tu`s hier“ beim „Verein für Regionalentwicklung“ (VfR), der 1995 gegründet wurde und dem auch der Werra-Meißner-Kreis, neben zahlreichen interessierten Bürgern, Verbänden und Kommunen aus dem ganzen Kreisgebiet, federführend angehört. Der VfR hat in den fast zwanzig Jahren seines Bestehens im und für den Kreis bereits eine Menge Positives initiiert und bewegt und u. a. das „Regionale Entwicklungskonzept Werra-Meißner“ auf den Weg gebracht, das als Leitfaden für eine eigenständige Regionalentwicklung von besonderer Bedeutung ist. In diesen Rahmen gehört auch der Gesamtkomplex Tourismus, der nicht nur zu einem wesentlichen Baustein nachhaltiger Regionalentwicklung, sondern auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor des Werra-Meißner-Kreises geworden ist und darüber hinaus als eine der „Zukunftsindustrien“ in der Region gilt. Nach dem „Fremdenverkehrsverband Werra-Meißner“ und dem Nachfolgeverein „Werra – Meißner – Touristik e.V.“ firmiert der Tourismus im Kreis seit dem Juli 2007 als„Werratal Tourismus Marketing GmbH“ (WTMG). Der GmbH, die räumlich im„Zentrum der Haus der Wirtschaft“ in Eschwege angesiedelt ist, gehören neben dem Kreis selbst mit Ausnahme der Stadt Hess. Lichtenau alle Kommunen des Werra-Meißner-Kreises und die Gemeinde Nentershausen an. 77 DER KREIS IM GEEINTEN DEUTSCHLAND  CHANCE UND HERAUSFORDERUNG 08

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