Zur Verabschiedung aus dem Amt kam auch der damalige Hessische Ministerpräsident Walter Wallmann (r.), der nicht nur dem Landrat für seine Leistungen dankte, sondern auch seiner Frau Helga Höhne. Darüber hinaus war die Liste der Funktionen, die Höhne bekleidete, lang: Verwaltungsratsvorsitzender des Hessischen Rundfunks, Präsident der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes, Präsidiumsmitglied des Landkreistages, um hier nur einige zu nennen. Tätig war er auch im Sparkassen- und Giroverband, in den diversen Organen der Regionalplanung und den Vorständen von Vereinen und Verbänden auf Kreisebene. Erst 2011 ist bekannt geworden, dass Eitel Höhne am 1. September 1941 als 18-jähriger in die NSDAP aufgenommen wurde. Die im Auftrag des Hessischen Landtages erstellte Studie „Braunes Erbe – NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1.–11. Wahlperiode“ kommt aber zu dem Schluss, „dass Höhne zu denen gehört habe, die wohl als jugendliche Opfer jahrelanger Indoktrination gesehen werden können, aus der sie sich spätestens nach dem Krieg gelöst haben.“ 268 Die Eschweger Stadthalle konnte am Tag seines Abschiedes die Besucher kaum fassen, die aus allen Winkeln des Kreises und von weiter her zusammengeströmt waren, um Eitel Höhne ihre Wertschätzung zu bekunden und seiner Lebensleistung Anerkennung zu zollen. Selbst der damalige Hessische Ministerpräsident Walter Wallmann ließ es sich nicht nehmen, dem Landrat persönlich den Dank des Landes Hessen auszusprechen. „Ungeachtet der unterschiedlichen politischen Positionen“, hob der Ministerpräsident hervor, „dürfe bei der Charakterisierung die Vorbildfunktion Höhnes nicht ohne Erwähnung bleiben. Die Lebensleistung des scheidenden Landrates in ihrer Gänze aufzuzeigen und würdigen zu wollen, hießen den Rahmen der Zusammenkunft sprengen. So sollten Anerkennung, Respekt und Verbundenheit sowie der dank des Landes Hessen Ausdruck der Sympathie und Zuneigung sein.“ 269 Als Vertreter des Parlaments – und damit auch der Bürger des Werra-Meißner-Kreises – bezeichnete Kreistagsvorsitzender Willi Höll den scheidenden Landrat als „Glücksfall für die Region“ und sprach ihm den Dank der Bürger aus. Die Beliebtheit von Landrat Eitel O. Höhne – hier bei einem Seniorennachmittag Anfang der 80er Jahre, deren Einführung in den 60er Jahren übrigens durch ihn erfolgte – hatte viel damit zu tun, dass er den Menschen immer auch Heimatgefühl gab und ein Ohr für sie hatte. Sympathie und Zuneigung erfuhr Höhne von allen Seiten, nicht nur an diesem Tag, hier aber komprimiert und deshalb auch stellvertretend für all die Jahre im Licht der Öffentlichkeit. Diese auszudrücken gelang am besten Theodor Leyhe, der seit 1974 an der Seite Höhnes stand, und dabei mit ihm nicht nur ein kongeniales dienstliches Team bildete, sondern ihm obendrein auch ein guter Freund wurde. Als Dramaturg und Regisseur, teilweise auch als Hauptdarsteller habe Höhne die Belange des Kreises in immer neuen Inszenierungen gegenüber den Einflussreichen in Land und Bund zu vertreten gewusst. Dabei habe er auch so manches Mal die Rolle der lustigen Person übernommen, auch wenn ihm so gar nicht danach zu Mute gewesen – die Hauptsache war, für den Kreis und die hier lebenden Menschen ließen sich dadurch Erfolge erzielen. „Im übrigen“, so Leyhe, „hat er als Gourmet nicht nur seine Freizeit geopfert, sondern auch seine Figur, ist er dank seiner Wurstkennerschaft sogar als einer der wenigen Landräte in die Weltliteratur eingegangen.“ 270 Der erste Kreisbeigeordnete sah seinen Dienstherren zudem in der Rolle des Standhaften, Vermittlers und Landes- bzw. in diesem Falle Kreisvaters. Als „Staat in Person“ habe er bei der Vermittlung eines „Wir-Gefühls“ für Einheimische und Zugezogene eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt. Höhnes landesväterliches Tun habe ein Maß an Heiterkeit und Harmonie verbreitet, wie es in einer ansonsten materialistisch geprägten Zeit mittlerweile kaum noch vorzufinden sei. „Wir“, so Leyhe abschließend, „der Kreisausschuss und alle Mitarbeiter, sind stolz, mit ihm in einem Ensemble gewirkt zu haben.“ 271 Wie Eitel O. Höhne diese Jahre selbst empfunden hat, verrät er ein gutes Jahrzehnt später in der Chronik zum 25. Geburtstag „seines“ Kreises: „Wesentlich scheint mir, das geistig-politische Klima zu schildern, das wir in all den Jahren geschaffen und in dem wir gelebt und gearbeitet haben. Ein Klima bewusster Toleranz unter dem Wort: ‚In der Macht ist der Keim der Ohnmacht, und wer seine Macht nicht demütig gebraucht, wird sie verlieren.‘ Es gibt leider nicht viele Plätze, an denen unter solchen Bedingungen so gehandelt wurde.“ 272 64 SUCHEN UND FINDEN DER WEG DES KREISES BIS ZUM NOVEMBER 1989 06
RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxNzc3MQ==