Chronik Werra Meißner Kreis

das gesamte Kanalnetz erneuern. Eschwege war da schon weiter, aber auch dort standen in den 60er Jahren aufwändige und kostspielige Erweiterungen und Modernisierungen der Kanalisation auf der Tagesordnung. Kanal, Strom, Wasser – all diese unverzichtbaren Bestandteile des täglichen Lebens mussten entweder modernisiert oder gänzlich neu eingerichtet werden. Zur Einweihung des Neubaues des Kreiskrankenhauses in Eschwege gab der Landkreis 1968 eigens ein Infoblatt heraus, die Abbildung zeigt das Titelblatt ganz im Stil dieser Zeit. Einen ganz wichtigen Bestandteil bürgernaher Grundversorgung bildete auch damals schon das Gesundheitswesen. Beide Kreise gewährleisteten die medizinische Grundversorgung ihrer Bürger durch eigene Krankenhäuser: Der Kreis Eschwege als alleiniger Träger, der Kreis Witzenhausen seit 1950 gemeinsam mit der Stadt Witzenhausen im „Zweckverband Kreis- und Stadtkrankenhaus Witzenhausen“. Immer wieder baulich modernisiert – in Witzenhausen 1952, in Eschwege 1968 – und medizinisch auf den neuesten Stand gebracht, konnten beide Krankenhäuser eine hohen medizinische Qualität aufweisen und waren damals schon als Standortfaktoren unverzichtbar. Erklärtes politisches Ziel der damaligen hessischen Landesregierung war der Versuch, größtmögliche Chancengleichheit im Bildungsbereich zu erreichen. Dies konnte natürlich nicht mit den traditionellen Dorfschulen geschehen, deren teilweise noch eingleisiges System – alle Jahrgangsstufen wurden in einem Raum unterrichtet – den Anforderungen einer modernen Industriegesellschaft nicht gerecht wurde. Dies zu ändern war vordringliches Ziel auch der politisch Verantwortlichen in unserer Region, und so entstand mit der Ernst-Reuter-Schule auf der grünen Wiese zwischen Eichenberg-Berge und Hebenshausen Ende der 50er Jahre eine der ersten sogenannten „Mittelpunktschulen“ Deutschlands. Damit wurde ein deutliches bildungspolitisches Signal gesetzt und in den frühen sechziger Jahren konnte der Bau von Mittelpunktschulen u. a. in Grebendorf, Herleshausen, Hundelshausen, Nesselröden, Rommerode, Waldkappel, Wanfried und Walburg vehement vorangetrieben werden. Bei der Grundsteinlegung für die Gelstertalschule in Hundelshausen durch Landrat Wilhelm Brübach (r.) wird ein Modell der neuen Schule präsentiert. Realschulen bzw. Realschulzweige fanden sich in beiden Landkreisen nahezu flächendeckend, Höhere Schulen gab es in Bad Sooden-Allendorf, Eschwege und Hess. Lichtenau, eine der ersten„Gesamtschulen“ seit 1968 in Witzenhausen. In Witzenhausen als traditionellem Standort landwirtschaftlicher Ausbildung, entstand 1963 mit der „Deutschen Landmaschinenschule“, kurz DEULA, eine moderne landwirtschaftliche Bildungseinrichtung von überregionaler Ausstrahlung. Hinzu kam mit dem„Seminar für ländliche Entwicklungshilfe“ ein völlig neues Bildungsangebot, das die Kreisstadt zu einem landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum von Rang werden ließ. Den zwischenzeitlichen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung mit der Einbindung der Witzenhäuser Ingenieurschulen als Fachbereiche in die neue Gesamthochschule Kassel: Mit dem Beginn des Wintersemesters 1971/1972 nahm die GHK mit 300 Studenten auch in Witzenhausen ihren Lehrbetrieb auf – die Kirschenstadt hatte Eingang gefunden in den elitären Kreis der deutschen Universitätsstädte. Hohen Besuch konnte Landrat Eitel O. Höhne 1972 zur Kaffeetafel im Rittersaal des Landgrafenschloss begrüßen: Bundeskanzler Willy Brandt stattete der Kreisstadt einen Besuch ab. Mit dabei waren auch der damalige Hessische Ministerpräsident Albert Oswald (unten rechts 2. v.r.) und der damalige Eschweger Bürgermeister Gerhard Rudolph. (unten rechts 1. v.r.) 40 VON DER STUNDE„NULL“ ZUR GEBIETSREFORM 04

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