Chronik Werra Meißner Kreis

Es entfielen auf die SPD 4.877 Stimmen, auf die Bürgerliste 4.568, die KP 915 und die Liste Sooden und Umgegend 635. Daraus folgte die Sitzverteilung: SPD 10, Bürger 9, KP 2 Sitze, Liste Sooden 1 Sitz. In einem Leserbrief wurde wegen des schwachen Ergebnisses die Wahlfaulheit der bürgerlichen Wähler bedauert und der Bürgerliste vorgeworfen, den Südteil des Kreises zu vernachlässigen. 190 In den neuen Kreisausschuss gingen der Rittergutsbesitzer Graf v. Berlepsch, Buchdruckereibesitzer Vogt, Kreisinspektor Althans, Bürgermeister Wilhelm, Lagerhalter Ebert und Former Vonhof. 191 Am 27. Februar 1926 wurde in die Geschäftsräume des Landratsamtes eingebrochen, es wurden aber nur geringe Mengen an Bargeld gefunden. 192 In der Kreistagssitzung am 27. September 1926 wurde die Bitte an die Reichs- und Staatsregierung gerichtet, die geplante Kanalisation der Werra nun endlich voranzutreiben. 193 Zum 60. Geburtstag des Landrats schrieb die Zeitung: „Am 5. Januar feierte Landrat Thöne seinen 60. Geburtstag, der in den beteiligten Kreisen durch eine kleine Feier begangen wurde. Unter den zahlreichen Glückwünschen befanden sich auch solche von den Landesbehörden.“ 194 Über die Kreistagssitzung am 8. Februar 1927 berichtete die Heimatzeitung ausnahmsweise sehr ausführlich; es ging hauptsächlich um den Etat für den Landwegebau, der auf 120.000 RM festgesetzt wurde. 195 Bei der nächsten Sitzung am 31. Mai beschloss man den Kreishaushalt für 1927 mit einem Umfang von 554.700 RM. 196 Im Jahr 1928 trat der Kreistag erstmals am 20. Februar zusammen und beschloss u. a. einen Wegebauetat von 140.000 RM. 197 Im April 1928 wurde Landrat Georg Thöne zum Präsidenten der Landesversicherungsanstalt Hessen-Nassau gewählt. Die Heimatzeitung verband diese Nachricht mit einem Rückblick auf die Tätigkeit Thönes in den vergangenen acht Jahren: „Ein Rückblick auf die Tätigkeit Landrat Thönes zeigt, dass er seine Tätigkeit durchaus ernst und gewissenhaft genommen und manches Erfreuliche erreicht hat. Diese Endübersicht ist besonders befriedigend, weil man damals bei seinem Antritt des Postens dem neuen Landrat nicht überall mit allzuviel Vertrauen entgegenkam. Dabei darf vor allem nicht verkannt werden, daß die Verhältnisse der Nachkriegszeit die Arbeiten besonders erschwerten. Wenn er jetzt aus dem Amte scheidet, das er treu und mit Einsetzung seiner ganzen Persönlichkeit verwaltet hat, so geschieht es nicht, ohne daß ihm aus allen Kreisen herzliche Wünsche gewidmet sind.“ 198 Am 4. Juni 1928 beschloss der Kreistag u. a. den Haushalt für das laufende Jahr in Höhe von 609.000 RM, davon fast die Hälfte für die Wohlfahrtspflege. 199 Im Juli 1928 bat Thöne um Entlassung aus dem Amt und wurde am 14. Juli von seinen Mitarbeitern verabschiedet. Am 20. Juli nahm er letztmalig zu seiner Verabschiedung an einer Kreistagssitzung teil, die aber schon von Kreisinspektor Althans geleitet wurde. Hier wurden Thönes Verdienste nochmals von mehreren Anwesenden gewürdigt. 200 Das neue Amt bei der Landesversicherungsanstalt hatte er bis 1933 inne. In der NS-Zeit verlor Thöne alle seine Ämter und Auszeichnungen. Er starb kurz vor dem Ende des Weltkrieges (am 4.5.1945) in Kassel. Jean Gröniger, bisher Lehrer in Niedervellmar und Kreistagsabgeordneter der SPD im Kreis Kassel-Land, wurde Anfang August 1928 vom Preußischen Innenministerium kommissarisch zum Landrat ernannt. 201 Am 20. August 1928 leitete er die Sitzung des Kreisausschusses. In seine Amtszeit fällt die Eingemeindung des Dorfes Bischhausen in die Stadt Witzenhausen am 30. September 1928, ebenso der verordnete Zusammenschluss von Bad Sooden-Allendorf am 1. Juli 1929. 202 Am 29. Oktober 1928 debattierte der Kreistag über die Neubesetzung der Landratsstelle, wobei sich schließlich die SPD und KP mit 12 zu 10 Stimmen durchsetzten und sich für Gröniger aussprachen. 203 Am 8. Februar 1929 erhielt Landrat Gröniger vom Regierungspräsidenten Dr. Friedensburg seine Ernennung; außerdem legte der Kreistag u. a. die Ausgaben für den Straßenbau 1929 auf 180.000 RM fest. 204 Am 22. April 1929 beschloss der Kreistag den Haushalt für das laufende Jahr in Höhe von 705.110 RM. 205 Grönigers Rede zum 10. Jahrestag der Weimarer Verfassung am 11. August 1929 lässt seinen sozialdemokratischen Standpunkt klar erkennen. Bei den Kreistagswahlen am 17. November 1929 erhielten die SPD 9 Sitze, die „Arbeitsgemeinschaft für Stadt und Land“ 8, die KP 2 und je 1 Sitz die Reichspartei des deutschen Mittelstandes, die Kriegsopfer und die Liste Bad Sooden-Allendorf. 206 Die Gewählten waren: » Bürgermeister Heinrich Wilhelm, Laudenbach (SPD) » Metallarbeiter Konrad Bischoff, Witzenhausen (SPD) » Lehrer Ludwig Rüdiger, Quentel (SPD) » Zigarrenmacher Heinrich Schimpf, Bad Sooden-Allendorf (SPD) » Lagerhalter Georg Ebert II, Wickenrode (SPD) » Tonhauer Karl Traube, Großalmerode (SPD) » Lagerhalter Friedrich Toby, Witzenhausen (SPD) » Anstreicher Karl Lenz, Hess. Lichtenau (SPD) » Maurerpolier Heinrich Pflüger II, Hundelshausen (SPD) » Landwirt und Bürgermeister Hermann Böttner, Orferode (AG) » Buchdruckereibesitzer Adolf Vogt, Hess. Lichtenau (AG) » Bürgermeister Georg Domke, Witzenhausen (AG) » Landwirt Eduard Gröling, Wendershausen (AG) » Bäckermeister Friedrich Wilhelm Kleinsorge, Witzenhausen (AG) » Direktor Hermann Hofmeister, Rommerode (AG) » Landwirt Heinrich Möller II, Retterode (AG) » Rentmeister Wilhelm Freye, Witzenhausen (AG) » Weißbinder Georg Jung, Hess. Lichtenau (KP) » Arbeiter Paul Joerg, Witzenhausen (KP) » Bauunternehmer Fritz Röder, Hess. Lichtenau (Reichspartei) » Kriegsbeschädigter Karl Nakonz, Ermschwerd (Kriegsopfer) » Kurdirektor Otto Wiebeck, Bad Sooden-Allendorf (Liste BSA) 28 VERWALTUNGSGESCHICHTE DER KREISE ESCHWEGE UND WITZENHAUSEN 18211945 03

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