Die Wahl am 17. November 1929 bestätigte die SPD mit 11 Sitzen, während die sich nun „Landvolkliste“ nennenden Konservativen in drei regionalen Listen auf 8 Sitze zunahmen; die liberale Bürgerliste erreichte 3, die KP 2 Sitze. Die Kreistagsabgeordneten der letzten Wahlperiode vor der NSZeit waren: 131 » Karl Küllmer, Gewerkschafts-Sekretär, Reichensachsen (SPD) » Karl Herzog, Arbeiter, dann Angestellter, Eschwege (SPD) » August Herzog, Streckenwärter, Frieda (SPD) 132 » Georg Müller, Invalide, Eschwege (SPD) » Heinrich Fischer, Lithograph, Wanfried (SPD) » Wilhelm Ludolph, Hilfsschullehrer, Eschwege (SPD) » Johannes Becker, Bürgermeister, Bischhausen (SPD) » Wilhelm Schellhase, Geschäftsführer, Röhrda (SPD) 133 » Heinrich Hoffesommer, Steinsetzer, Hitzerode (SPD) » Adam Ruhland II, Schmied, Weißenborn (SPD) » Heinrich Füllgrabe, Bürgermeister, Aue (SPD) » Wilhelm Steinkrug, Schuhmacher, Eschwege (KP) » Karl Küllmer, Schlosser, Reichensachsen (KP) » Alexander von Keudell, Schloss Wolfsbrunnen (DNVP) » Karl Hose II, Zimmermann, Altenburschla (DNVP) » Karl Walter, Landwirt, Reichensachsen (DNVP) » Heinrich Albrecht, Landwirt, Germerode (DNVP) 134 » August Diegel, Landwirt und Bürgermeister, Gehau (DNVP) » Heinrich Opfer, Schreinermeister und Bürgermeister, Netra (DNVP) » Karl Fehr, Bürgermeister, Herleshausen (DNVP) » Karl Weyrich, Bürgermeister, Wanfried (DNVP) » Otto Greineisen, Schlossermeister, Eschwege (DVP) 135 » Dr. Fritz Stolzenberg, Bürgermeister, Eschwege (DDP) » Edmund Plaut, Fabrikant, Eschwege (DDP) Von diesen wurden am 20. Dezember 1929 in den Kreisausschuss gewählt: Heinrich Albrecht 136, Friedrich Hoßbach, Dr. Fritz Stolzenberg, Wilhelm Schellhase, Dr. Adolf Schäfer und August Herzog. 137 Zum 1. April 1932 trat Langer infolge Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand und verzog mit seiner Familie nach Eisenach. 138 Da sein Vorgänger schon Mitte Februar 1932 Urlaub genommen hatte, wurden die Geschäfte seitdem von Hans Otto Glahn (1.4.1895–August 1979), Landrat in Usingen, wahrgenommen, der ebenso der SPD angehörte. 139 Mit den Stimmen der SPD wurde er in der Kreistagssitzung am 21. Mai 1932 gewählt. 140 Obwohl er nach kurzer Zeit seine parteipolitischen Bindungen beendete, wurde er – zeitgleich mit den Maßnahmen in Preußen nach dem „Preußenschlag“ am 20. Juli – Ende Juli 1932 seines Amtes enthoben und in den Wartestand versetzt. 141 Er verließ Eschwege nach nur fünf Monaten am 31. Juli 1932 ohne polizeiliche Abmeldung nach Göttingen. 142 Er war dann für kurze Zeit Regierungsrat in Köslin, wurde aber bei der Machtergreifung entlassen. Von 1947–1949 war er umstrittener Oberstadtdirektor in Göttingen. 143 Auf ihn folgte Dr. Philipp Deichmann (24.12.1889–21.5.1962), zunächst kommissarisch, am 4. August 1932. Nachdem die KPD und das konservative Bündnis seine Wahl zunächst blockiert hatten, wurde er schließlich am 10. Dezember 1932 mit Unterstützung der liberalen Bürgerliste in seinem Amt bestätigt 144 und Anfang Januar 1933 von der Preußischen Regierung ernannt. 145 Bei seinem Dienstantritt deutete er an, dass die desolate Finanzlage des Kreises für ihn das größte zu lösende Problem sei. 146 Bereits am 1. März 1933 wurde der Kreistagsabgeordnete Karl Küllmer aus Reichensachsen, der der KP angehörte, in sogenannte Schutzhaft genommen und bis zum 17. März festgehalten. Das KP-Mitglied Wilhelm Steinkrug wurde drei Tage festgesetzt, vom 10.–13. März, dann nochmals am 20. / 21. März, Wilhelm Schellhase aus Röhrda vom 24.–27. März. 147 Zur Kreistagswahl am 12. März 1933 stellten sich vier Listen zur Wahl: NSDAP, SPD, KP sowie die Liste „Bauer und Bürger“. Die NSDAP erhielt 13 Sitze, darunter der spätere Kreisleiter Weiß und, als Nachfolger seines Vaters, Rudolf von Keudell aus Schwebda. Die SPD erhielt 8 Sitze, die KP 2 und die Bürgerliste 1 Sitz. 148 Am 29. März gab Landrat Deichmann bekannt, dass fünf Abgeordnete der SPD ihre Ämter niedergelegt hatten. 149 Als am 8. April der neue Kreistag „feierlich eröffnet“ wurde, war außer 12 Abgeordneten der NSDAP nur noch der Vertreter der Liste „Bauer und Bürger“ erschienen. Das Tageblatt berichtete: „Die Fraktion der N.S.D.A.P. wurde von der SA mit Fahnen und unter schneidiger Marschmusik zum Landratsamt geleitet. Von dem Schloß flatterten die Fahnen, im Sitzungssaal selbst hatten hinter dem Tisch des Landrats drei Gruppen mit Hakenkreuzfahnen Aufstellung genommen. Von den Wänden her grüßten die großen Bilder des Reichspräsidenten v. Hindenburg und des Reichskanzlers Adolf Hitler. Die Plätze nahm fast allein die nationalsozialistische Fraktion ein, die mit 13 Abgeordneten die absolute Mehrheit des 24 Abgeordnete umfassenden Kreistages hat. Anwesend waren neben 12 nationalsozialistischen Abgeordneten nur noch der eine Abgeordnete der Liste Bauer und Bürger. Von den acht sozialdemokratischen Abgeordneten, von denen inzwischen fünf ihr Amt niedergelegt haben, war niemand erschienen, ebenso fehlten die Kommunisten, auf die zwei Sitze entfallen waren. Der Vorsitzende Landrat Dr. Deichmann eröffnete die Sitzung und führte u. a. aus, daß die nationale Wiedergeburt Deutschlands auch im Kreistag seinen(!) Ausdruck gefunden habe.“ 150 Eduard Weiß äußerte sich zur Zeit der Weimarer Republik mit den Worten, dass marxistische Mißwirtschaft in den letzten 14 Jahren der Grund für die jetzige große Not sei und dass es ein marxistischer Landrat nicht geschafft habe, die Finanzen zu ordnen. Sodann wurden die Kommissionen neu gewählt und ausschließlich mit Parteigenossen besetzt. 25 VERWALTUNGSGESCHICHTE DER KREISE ESCHWEGE UND WITZENHAUSEN 18211945 03
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