Chronik Werra Meißner Kreis

Kreis Eschwege Anfang 1861 wurde der Eschweger Landrat meistens vom Kreissekretär Nordmann vertreten. Im August 1861 wurde der bisherige Landrat in Ziegenhain Carl August Friedrich Groß (19.10.1812 – 3.2.1892) wieder nach Eschwege versetzt, 70 wo er bis zu seinem Ruhestand 1885 eine lange Amtszeit verblieb, auch über die Eingliederung Hessens an Preußen 1866 hinweg. Seine Ernennung in preußischer Zeit erfolgte am 28. März 1868. 71 Zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum am 29. April 1885 wurde für den „verehrten Jubelgreis“ sogar ein Gedicht in der Zeitung veröffentlicht. 72 Nach seinem Ruhestand zog Groß in das Haus An den Anlagen 2, wo er am 3. Februar 1892 verstarb. Das„Eschweger Tageblatt“ würdigte ihn mit einem Nachruf, die Kreisverwaltung mit einer großen Todesanzeige. 73 Am 22. April 1874 traten die nachfolgend genannten Mitglieder der Kreisstände zum Kreistag zusammen: 74 » Moritz von Eschwege, Rittergutsbesitzer zu Reichensachsen » Rudolf von Keudell, Rittergutsbesitzer zu Schwebda » Eduard von Hundelshausen, Rittmeister a.D. zu Friemen » von Boyneburgk, Rittergutsbesitzer zu Wichmannshausen » von Kutzleben, Rittergutsbesitzer zu Willershausen » Domainen-Rentmeister Friedrich Heinrich Bell aus Eschwege » Lederfabrikant Georg Christoph Döhle aus Eschwege » Kaufmann Ernst Friedrich Heinemann aus Eschwege » Bürgermeister Rauschenberg aus Aue » Vize-Bürgermeister Strauß aus Grebendorf » Bürgermeister Menthe aus Eltmannshausen » Bürgermeister Schönewolf aus Germerode » Bürgermeister Brehm aus Abterode Bei der nächsten Sitzung des Kreistages am 7. Oktober 1874 hatte sich die Zusammensetzung bereits geändert: an Stelle des Lederfabrikanten Georg Christoph Döhle saß nun der Eschweger Vize-Bürgermeister Ernst Christoph Döhle; statt des Grebendorfer Vize-Bürgermeisters nun Bürgermeister Joseph Klingenbiel; als Bürgermeister nahmen nun teil Dehnhardt aus Stadthosbach, Meister aus Wichmannshausen und Siemon aus Archfeld, während Brehm aus Abterode fehlte. Neu hinzugekommen waren ferner: Rittergutsbesitzer Otto von Gilsa zu Völkershausen, Rittergutsbesitzer von Buttlar zu Lengröden, Gutsbesitzer Wilhelm Bierschenk aus Niederhone, Stadtrat Carl Herfurth aus Eschwege und Stadtrat Peter Israel aus Wanfried. 75 Nachfolger von Landrat Groß wurde Emil Grimm aus Marburg (geb. 30.11.1853) zunächst kommissarisch ab Dezember 1885, fest dann erst ab 4. August 1886. 76 Er hatte dieses Amt bis Ende August 1893 inne und ging dann als Regierungsrat zur Königlichen Regierung in Trier. Schon am 1. September erfolgte die Abmeldung dorthin. 77 Am 5. Dezember 1885 fand die erste Kreistagswahl nach der neuen Kreisordnung statt. Die Stadt Eschwege konnte danach vier Abgeordnete bestimmen; es waren dies Bürgermeister Friedrich Ernst Gebhard, Kaufmann Ernst Friedrich Heinemann, Justizrat Friedrich Ebel und Lederfabrikant Carl Döhle. 78 Die Landgemeinden entsandten acht Abgeordnete: Oekonom Christoph Munk in Datterode, Oekonom Wilhelm Thon in Albungen sowie die Bürgermeister Adam Dietzel aus Weißenborn, Jakob Schönewolf aus Germerode, Eduard Wilhelm Kühnemuth aus Frankershausen, Carl Krause aus Neuerode, Adam Schäfer aus Burghofen und Johannes Roßbach aus Nesselröden. 79 Auch die „größeren Grundbesitzer und Gewerbetreibenden“ entsandten acht Abgeordnete: Oberamtmann Heinrich Vaupel aus Niederhone (als Vertreter des Fiskus), Obervorsteher von Schutzbar genannt Milchling zu Hohenhaus, Jagdjunker a.D. Moritz von Eschwege zu Reichensachsen, Rittergutsbesitzer Carl Xaver von Scharfenberg zu Kalkhof bei Wanfried, Gutsbesitzer Carl Heckmann zu Mönchhof, Oekonom Theodor Bierschenk aus Wichmannshausen, Oekonom und Mühlenbesitzer Wilhelm Vaupel aus Eltmannshausen und Weinhändler Peter Hupfeld aus Weidenhausen. In den Kreistag kamen noch die beiden Fabrikanten Peter Israel aus Wanfried und Mühlenbesitzer Theodor Bierschenk aus Waldkappel. 80 Der Kreistag wählte am 13. März 1886 folgende Mitglieder in den Kreisausschuss: Jagdjunker a.D. Moritz von Eschwege, Reichensachsen; Oekonom Wilhelm Vaupel, Eltmannshausen; Kaufmann Ernst Friedrich Heinemann, Eschwege; Fabrikant Peter Israel, Wanfried; Oekonom Theodor Bierschenk, Wichmannshausen; Bürgermeister Carl Krause, Neuerode. 81 Am 15. November 1888 bestimmte die Stadt Eschwege den neuen Bürgermeister Heinrich Vocke und den Lederfabrikanten Hermann Weymar für die beiden frei gewordenen Sitze. 82 Am 29. November wurden auch die Ergänzungswahlen für die Großgrundbesitzer und Landgemeinden gewählt; es waren dies Gutsbesitzer Carl Heckmann zu Mönchhof, Jagdjunker a.D. Moritz von Eschwege zu Reichensachsen und Rittergutsbesitzer Rexerodt zu Röhrda sowie die bereits früher benannten Bürgermeister von Frankershausen, Germerode und Nesselröden; neu hinzu kam der Gutsbesitzer Martin Mench aus Reichensachsen. 83 Für den verstorbenen ehemaligen Eschweger Bürgermeister Gebhard rückte am 3. Februar 1890 der Lederfabrikant Ernst August Döhle nach. 84 Der Regierungs-Assessor Alexander von Keudell (16.8.1861– 24.6.1939) übernahm das Amt zunächst ab September 1893 kommissarisch. Auf Aufforderung des Regierungspräsidenten machte der Kreistag am 11. Januar 1894 von seinem Vorschlagsrecht Gebrauch und brachte v. Keudell für das Amt in Vorschlag, woraufhin die Amtseinführung am 1. März 1894 erfolgte. 85 Alexander von Keudell entstammte einem alteingessenen Adelsgeschlecht aus Schwebda und hatte am 23. Juni 1888 Luise Henschel, die Tochter des Lokomotivfabrikanten Oskar Henschel in Kassel geheiratet. Zu dem bestehenden Einfluss der Familie in der Region kam hierdurch ein weiterer Machtfaktor hinzu, der sich nicht zuletzt im Bau des Schlosses Wolfsbrunnen (1904–1906) offenbarte. Keudell gilt als besonderer Förderer der Landwirtschaft, aber auch des Straßen- und Eisenbahnbaus. Von 1895–1930 war er Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins, wurde 1905 Mitglied der Landwirtschaftskammer und 1917 deren Präsident. Politisch orientierte er sich an der Deutschkonservativen Partei und kandidierte für diese im Preußischen Landtag. In seine Amtszeit fällt der Erwerb des Landgrafenschlosses vom Staat an die Kreisverwaltung im Jahr 1906. 86 19 VERWALTUNGSGESCHICHTE DER KREISE ESCHWEGE UND WITZENHAUSEN 18211945 03

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