haben das Rentenalter erreicht bzw. stehen kurz davor und adäquate Nachfolger sind – besonders was die Praxen auf den Dörfern anbelangt – wenn überhaupt nur unter großen Mühen zu finden. Bereits seit 2017 stand deshalb die Suche nach neuen Ärzten auf der Agenda der Kreisverwaltung ganz oben – umgesetzt wurde hier u. a. eine Datenbank mit Studierenden und Auszubildenden verschiedener medizinischer Bereiche, die aus der Region stammen und diese zur Ausbildung verlassen haben. Vielleicht besteht ja hier ein Anknüpfungspunkt, die eine oder den anderen später wieder für Arbeit und Leben im Heimatkreis zu animieren. Gleichzeitig hat der Kreis mit den Projekten „Land-Arzt-Leben“, „Landtag“ und „Landpartie“ 425 attraktive Instrumente geschaffen, um bei jungen Medizinern das Interesse für den Werra-Meißner-Kreis zu wecken. Eine weitergehende Initiative, junge Mediziner durch ein Stipendium an die Region zu binden, fand hingegen im Kreistag keine Mehrheit. LAND. ARZT. LEBEN. – Unter diesem Motto ist man auf der Suche nach Ärzten für den Werra-Meißner-Kreis. Die zweite wichtige Säule in der regionalen Gesundheitsvorsorge ist das Klinikum Werra-Meißner mit seinen Standorten in Eschwege und Witzenhausen. Nachdem der Kreis die schwierige Situation des Krankenhauses in den Jahren nach der Jahrtausendwende mit Bravour gemeistert hatte (siehe dazu auch das Kapitel „Sanierungsfall Krankenhäuser“) war die Zukunft der Krankenhäuser erst einmal gesichert und selbst während der Pandemie gelang es dem Klinikum, Überschüsse zu erwirtschaften. 426 Dieses positive Szenario hatte aber nicht auf Dauer Bestand. Die am 1. April 2023 erfolgten Umstrukturierungen am Standort Witzenhausen – hier besonders Einschränkung der Notfallambulanz – in Verbindung mit dem von der Bundesregierung geplanten „Krankenhauszukunftsgesetz“ verhalfen dem lange begrabenen „Stilllegungsgespenst“ für den Standort Witzenhausen zur furchteinflößenden Wiederauferstehung. Obwohl von Schließung keine Rede sein konnte, wurde doch das Leistungsangebot im Witzenhäuser Teil des Klinikums zum Unmut der unmittelbar Betroffenen erheblich reduziert. Zusätzlich dazu war die Fluktuation innerhalb des medizinischen Leitungspersonal größer als bislang gewohnt und auch die Finanzen entwickelten sich deutlich schlechter als prognostiziert. Die Folge war eine höhere finanzielle Belastung des Kreises und der Stadt Witzenhausen als Träger, die für 2024 erhebliche zusätzliche Mittel (5 Mio. Euro bzw. 1,5 Mio. Euro) zur Sicherung des Betriebes aufwenden müssen. Die Anstrengungen um die Sicherung der Lebensqualität im Alter, der flächendeckenden hausärztlichen Versorgung sowie des Erhalts der Krankenhäuser sind elementare Bestandteile grundsätzlicher Daseinsvorsorge. Nicht minder wichtig ist aber das gesellschaftliche Miteinander, das gemeinsame Tun, um den bürgerlichen Zusammenhalt zu festigen. Beispielhaft für dieses Bestreben sind die kreisweiten„Freiwilligentage“, die, mit Ausnahme der pandemiebedingten Unterbrechungen, seit 2008 unter dem Motto„Ein Kreis – ein Tag“ immer im September den ganzen Kris von Herleshausen bis Ziegenhagen und von Eichenberg bis Hopfelde mobilisieren, um gemeinsam in den Städten und Dörfern zum Nutzen aller anzupacken und die örtliche Lebensqualität zu verbessern. Im Werra-MeißnerKreis findet jährlich seit 2011 ein Freiwilligentag statt, der die Bürgerinnen und Bürger zum ehrenamtlichen Engagement in den Stadt- und Ortsteilen der Kommunen einlädt. Geradezu sinnbildlich für die nachhaltige Unterstützung gemeinschaftlichen und gemeinnützigen Engagements im Kreis steht die am 27. Mai 2004 gegründete „Bürgerstiftung Werra-Meißner“, die im Jubiläumsjahr des Kreises nun auch schon auf zwei Jahrzehnte erfolgreiches Wirken zurückblicken kann. Die von 47 Privatpersonen und Unternehmen mit einem Gründungskapital von 61.600 Euro gegründeten Stiftung hat während der zwei Jahrzehnte ihres Bestehens 195 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 155.860 Euro unterstützt – und das auf allen Ebenen ausschließlich ehrenamtlich. „Bei der Bürgerstiftung“, so die stellvertretende Vorsitzende Bärbel Schuhmann-Nolte, „kann jeder mitmachen (…) unsere Grundsätze basieren auf Demokratie und Vielfalt. Deshalb sollen die Förderungen zur Stärkung des Gemeinwesens beitragen.“ 427 Zur Stärkung des Gemeinwesens gehört auch der vom damaligen Landrat Reuß ins Leben gerufene „Werra-Meißner-Tag“, der die Menschen des Kreises zusammenführen und die ganze Vielfalt der Region gebündelt demonstrieren will. 125 FLUCHT, PANDEMIE UND KRIEG DEKADE DER HERAUSFORDERUNGEN 10
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