Chronik Werra Meißner Kreis

Bundestrassen. „Ziel aller dieser Maßnahmen“, so Hessen Mobil als die dafür zuständige Behörde, „sei es, kontinuierlich und verlässlich an der Sanierung der Landesstraßen zu arbeiten und deren vielerorts schlechten Zustand zu verbessern.“ 413 Neubau der A 44 zwischen Waldkappel und Sontra. Dieser Streckenabschnitt ist bisher noch nicht in Betrieb. Ein stetes Ärgernis hingegen und wirtschaftlicher Hemmschuh zudem ist die scheinbar „unendliche Geschichte“ des Baus der A 44. Nicht nur, dass andauernde Materialengpässe und Lieferschwierigkeiten die eigentlich für 2022 geplante Freigabe des Abschnittes Waldkappel–Ringgau nochmals bis zum Jahresende 2024 verschieben, sondern auch die Fertigstellung der Autobahn insgesamt wird sich abermals um mehrere Jahre verzögern. Grund hierfür ist die einkassierte Ausschreibung des Tunnels Holstein bei Sontra, die die erneute Vergabe der Bauarbeiten notwendig machte. Die Folge: Stillstand der Arbeiten in Höhe Mitterode, Entsetzen in Sontra und die allgemeine Befürchtung, dass diese für den Kreis so wichtige Schnellstraße niemals fertig wird. 414 War die Ertüchtigung des Straßennetzes auf Kreis- und Landesebene praktisch mit den Händen zu greifen, so konnte im Bereich der Versorgung mit schnellem Internet davon mitnichten die Rede sein. Mit großem Medienrummel als „Europas größtes Breitbandprojekt“ im Oktober 2016 von den fünf Landkreisen Kassel, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und natürlich Werra-Meißner in Bad Sooden-Allendorf gestartet 415, sollten die beteiligten Kreise bis 2020 flächendeckend mit schnellem Internet versorgt werden; von den insgesamt dazu erforderlichen rund 2.000 km Kabel waren 400 km im Werra-Meißner-Kreis zu verlegen. Im Mai 2018 gab es dann eine positive Zwischenbilanz bezüglich der Ausbaufortschritte, die sich mit bislang 1.000 km verlegtem Kabel laut Breitband Nordhessen GmbH deutlich besser entwickelten als geplant. Im Werra-Meißner-Kreis war man seinerzeit in Frankenhain, Frankershausen, Herleshausen, Nesselröden, Unhausen, Wommen, Grandenborn, Blankenbach, Wolfterode, Breitau und Ulfen in der Bauphase, auf die dann die Vermarktung folgen sollte. In allen anderen Gemeinden des Altkreises Eschwege befand man sich indes noch in der Planungsphase. Im März 2023 dann folgende Schlagzeilen in der HNA: „Vielerorts läuft noch nicht viel“ und „Ausbau gerät ins Stocken“ 416. Der Grund für diese enttäuschende Entwicklung – immerhin war ja 2016 prognostiziert worden, dass alle beteiligten Kreise bis 2020 flächendeckend mit schnellem Internet versorgt sein würden – lag einerseits an der deutlich verspäteten Fertigstellung des Kabelnetzes, vor allem aber an der wachsenden Marktsituation vor Ort, die durch eine Vielzahl konkurrierender Anbieter hervorgerufen wurde. Während in manchen Kommunen der Ausbau mit Glasfaser so gut wie abgeschlossen ist, hat er in anderen Orten leider noch nicht begonnen. Alle beteiligten Akteure sind positiv gestimmt, dass der Werra-Meißner-Kreis in den nächsten Jahren tatsächlich flächendeckend mit schnellem Internet versorgt sein wird. Ebenso unbefriedigend wie die kreisweite Bereitstellung des schnellen Internets entwickelte sich auch der Wohnungsmarkt. So stieg landesweit 2021 die Zahl der Neubauten gegenüber dem Vorjahr um 9,8 %, im Werra-Meißner-Kreis allerdings sank sie um 38% 417. Insgesamt wurden binnen Jahresfrist zwischen Werra und Meißner nur 55 neue Wohngebäude gebaut – 49 von ihnen waren Einfamilien-, fünf Zweifamilienhäuser und nur ein einziges hatte mehr als drei Wohnungen. Mit diesen Zahlen stand der Kreis im„hessischen Vergleich ganz unten.“ 418 Obwohl das Mietniveau zwischen Werra und Meißner noch nicht einmal ansatzweise die Dimensionen erreicht hat, die mittlerweile in den Ballungszentren als „normal“ definiert werden, fehlt es trotzdem an bezahlbarem Wohnraum. Um diesem Umstand entgegenzutreten, wurde der Kreisausschuss im Juni 2023 vom Kreistag nach langen und kontroversen Diskussionen mit knapper Mehrheit beauftragt, das Konzept einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft zu entwickeln. Sinn dieses ergebnisoffenen Prozesses sollte es am Ende sein, mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft jenseits aller Profitorientierung die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu ermöglichen und nicht zuletzt dadurch den Kreis als attraktiven Wohnstandort für neue Mitbürger interessant zu machen. Im Frühjahr 2024 hat der Kreistag mit großer Mehrheit beschlossen, dass zunächst ein „Masterplan Wohnen“ erstellt werden soll. Dieser soll als verlässliche Grundlage dienen um weitere Fördergelder zu akquirieren und entsprechenden Wohnraum schaffen zu können. Die Angelegenheit bleibt unter dem Titel „Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft/Masterplan Wohnen“ im Geschäftsgang. Arbeiten und Leben Was macht die Lebensqualität einer Region aus? Diese Frage stellt sich im Werra-Meißner-Kreis in periodischen Abständen immer wieder aufs Neue. Grund dafür sind nicht nur die kreisinternen Entwicklungen, sondern die regelmäßig in Form diverser Studien von unterschiedlichen Medien, Instituten und Ämtern publizierten Kriterien, die den Kreis in ein vermeintlich objektives Ranking-Raster zu pressen versuchen. Ob es sich dabei um die Experten von„Focus Money“ 419 und das „Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos“ 420 handelte, die diese 123 FLUCHT, PANDEMIE UND KRIEG  DEKADE DER HERAUSFORDERUNGEN 10

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