Chronik Werra Meißner Kreis

Mit dem beginnenden Frühjahr lockerten sich dann aber die meisten der strengen Lockdown-Regeln merklich: Zuerst erlaubte das Land Hessen Mitte März den Vereinen, wieder im Freien Sport zu treiben, dann wurden auch die kreiseigenen Hallen sowie die örtlichen Sportplätze geöffnet, wobei erstere allerdings nur unter Beachtung strenger Auflagen benutzt werden durften. Keine Lockerungen indes gab es für die Schulen, denn aufgrund gestiegener Zahlen von Neuinfizierten verschob das Land die eigentlich geplanten Schulöffnungen bis nach den Osterfeiertagen Anfang April. Errichtung einer zentralen Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger im Rittersaal des Landgrafenschlosses. Dieser ist ab 18. März 2020 der zentrale Ansprechort, wenn persönlicher Kontakt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung aufgenommen werden muss. Mitte März konnte dann nach genau einem Jahr Pandemie auch die erste„Corona-Bilanz“ des Kreises gezogen werden. In nackten Zahlen ohne Kommentar: Vom 16. März 2020 bis zum 16. Juni 2021 haben sich im Werra-Meißner-Kreis 2.461 Personen mit dem Virus infiziert, fast jeder fünfte war 80 Jahre und älter. 138 Infizierte sind binnen dieses Jahres an oder mit der Infektion verstorben. Ab diesem Termin wurde auch die Infrastruktur der Testmöglichkeiten mit Hilfe von DRK, Apotheken sowie den Allgemein- und Zahnmedizinern deutlich erweitert, so dass sich bereits Ende April 27 Testzentren in Betrieb und fünf weitere in Planung befanden. Wer allerdings zu diesem Zeitpunkt gehofft hatte, dass die Pandemie nun endlich und endgültig überwunden sei, sah sich schon bald eines Besseren bzw. in diesem Zusammenhang Schlechteren belehrt, denn vom 28. April bis 13. Mai 2021 griffen im Kreis auf die Regelungen der sogenannten „Bundesnotbremse“ mit einer dann doch angeordneten nächtlichen Ausgangssperre. Auch durfte sich höchstens ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen und in Geschäften durften Kunden nur bedient werden, wenn diese einen negativen Corona-Test vorlegen konnten und zusätzlich einen Termin gebucht hatten. Der Grund für diese drastischen Maßnahmen: Die Inzidenz, also der Wert der Neuansteckungen mit dem Covid-19-Virus in den zurückliegenden sieben Tagen, stieg weit über den Schwellenwert von 100. Für diesen Tag wurden 266 positiv getestete Menschen im Kreis und ein Inzidenzwert von 267 angegeben. Im Klinikum wurden 15 Personen auf der Isolier- und 6 Personen auf der Intensivstation behandelt, davon 5 mit Beatmung. Weil die Marke noch über 150 kletterte, wurde kurze Zeit später auch das Einkaufen mit Terminvergabe („click and meet“) untersagt – lediglich das Abholen von Ware blieb erlaubt. Nicht betroffen von diesen Einschränkungen waren dieses Mal die Schulen, in denen direkt nach Ende der Osterferien am 19. April wieder Präsenzunterricht angeboten wurde. Allerdings mussten sich alle Schüler vor dem täglichen Unterrichtsbeginn einem Corona-Schnelltest und einer entsprechenden Schulung zum Umgang damit unterziehen. Der wellenartige Pandemieverlauf ging das gesamte Jahr 2021 weiter und blieb den Menschen im Kreis sogar bis weit in den Sommer 2022 erhalten. Im Juni 2021 konnte das Klinikum Werra-Meißner im bisherigen Pandemiekrankenhaus Witzenhausen aufgrund der drastisch gesunkenen Inzidenzen den Normalbetrieb wiederaufnehmen – um im November desselben Jahres von der 4. Corona-Welle überspült zu werden. „Im Vergleich zum Vorjahr“, so Dr. Peter Schott, der ärztliche Direktor des Klinikums, „haben wir jetzt schon mehr CoVid-Patienten als im Dezember 2020.“ 381 Wegen der erneut hohen Infektionszahlen griffen abermals die mittlerweile sattsam bekannten Maßnahmen inkl. der Absage zahlreicher Weihnachtsmärkte und sonstiger Jahresend-Veranstaltungen im Kreisgebiet. Bereits im Juni 2021 hatten sich 3,68 % von den knapp 100.000 Einwohnern des Kreises mit dem Virus infiziert – mithin jeder 27te, was einer Quote von 3,68 % entsprach. Damit lag diese sowohl im Vergleich zum Land Hessen (4,60 %) als auch dem Bundesdurchschnitt (4,47 %) deutlich niedriger. Bedingt durch die demografische Situation im Landkreis war aber gleichzeitig eine mit 4,26 % überdurchschnittlich hohe Sterberate zu verzeichnen, die deutlich über den Vergleichszahlen von Land (2,57 %) und Bund (2,42 %) lag. Tägliche Corona-Statistik des WMK für die Bevölkerung. Hier exemplarisch vom 6. Juni 2021. Insgesamt starben vom Frühjahr 2020 bis Ende Juni 2021 157 Menschen im Kreis mit oder an Corona, 116 von ihnen waren 80 Jahre oder älter, 29 zwischen 70 und 79 Jahre alt. 382 Bis Anfang Januar 2022 stiegen diese Zahlen nochmals an und zwar auf 7.155 Infizierte und 193 Todesfälle. 112 FLUCHT, PANDEMIE UND KRIEG  DEKADE DER HERAUSFORDERUNGEN 10

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