Liebe Freundinnen und Freunde der Haller Bach-Tage, Zu Beginn ein Witz: Treffen sich ein Deutscher und ein Engländer. Sie tauschen sich aus über die Kultur ihres Landes. Der Deutsche kommt ins Schwärmen und fragt: „Do you know Bach, the wonderful composer, born in 1685, the greatest musician that ever lived?“ Der Engländer denkt nach und sagt: „Well, of course I know him, but I think we call him Handel!“ Dieser Witz war meine Inspiration für die Wahl des Themas der 60. Haller BachTage. In ihm kommt pointiert zum Ausdruck, was die beiden großen Musiker der Barockzeit ausmacht. Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach sind beide im Jahr 1685 geboren, nur 26 Tage und rund 140 Kilometer auseinander. Trotzdem haben beide eine ganz unterschiedliche Karriere gemacht. Händel war musikalischer Weltbürger. Geboren und ausgebildet in Halle (Saale), ging er 1703 nach Hamburg, um am ersten bürgerlichen deutschen Opernhaus am Gänsemarkt im Orchester zu spielen und erste Opern zu schreiben. 1706 zog es Händel nach Italien, wo er ebenfalls große Erfolge feierte. 1710 erhielt Händel eine lukrative Anstellung am Hof des Kurfürsten von Hannover, der ihm aber weitere längere Abwesenheiten genehmigte. So machte sich Händel schon Ende des Jahres auf nach London, wo seine Musik sofort Erfolg hatte. Nach kurzer Rückkehr nach Hannover ließ er sich 1712 endgültig in London nieder und wurde zum berühmtesten und einflussreichsten Komponisten seines Landes. Sein Ruhm brach auch nach seinem Tod 1759 nie ab. Er ist in Westminster Abbey bestattet. Bach hingegen ist der mitteldeutschen Heimat weitgehend treu geblieben. Geboren in Eisenach und aufgewachsen in Ohrdruf, verbrachte Bach seine späten Schuljahre in Lüneburg. Seine erste Anstellung als Organist erhielt er 1703 in Arnstadt. Von dort aus reiste er zu einem Studienaufenthalt nach Lübeck zu Dietrich Buxtehude. Die nächsten Stationen als Organist, Kapellmeister und Hofmusiker waren Mühlhausen, Weimar und Köthen, bevor er 1723 in Leipzig seine Lebensstellung als Thomaskantor fand. In der Thomaskirche sind heute auch seine Gebeine beigesetzt. Nach seinem Tod geriet Bach lange in Vergessenheit. Erstaunlicherweise sind die beiden Musiker sich nie begegnet. Händel unternahm 1750 einen Versuch. Als er jedoch in Leipzig eintraf, war Bach gerade zwei Wochen verstorben. Es gibt jedoch mit Georg Philipp Telemann einen weiteren bedeutenden Komponisten, der zu beiden Kollegen einen guten Kontakt pflegte. Das Programm der diesjährigen Haller Bach-Tage ist zwischen diesen beiden großen Musikern aufgespannt. Am Anfang erklingt Bachs Johannes-Passion, genau 300 Jahre nach ihrer Uraufführung. Den Schlusspunkt setzt Händels großartiges Oratorium „Israel in Egypt“. Daneben gibt es zahlreiche englisch-inspirierte Konzerte und Veranstaltungen mit international erstrangigen Ensembles wie Voces8 aus London oder dem virtuosen Barockensemble „I Zefirelli“. Kinderkonzerte, ein Jugend-Tanzprojekt, eine Kunstausstellung und ein Konzert beim Mittagstisch ergänzen das Programm. Im Rückblick auf 60 Jahre Haller Bach-Tage sei an dieser Stelle erinnert an die Pionierarbeit von Burghard Schloemann und die über 30 Jahre lange prägende Arbeit von Martin Rieker, ohne die es das Festival nicht geben würde! Ein großer Dank geht an das Kulturbüro der Stadt Halle sowie an das Kuratorium und die Sponsoren der Haller Bach-Tage für die vertrauensvolle und inspirierende Zusammenarbeit! Ich wünsche Ihnen in diesem Jubiläumsjahr erfüllende Musik-Erlebnisse in Halle! Ihr Friedemann Engelbert Künstlerischer Leiter ©Mörke 6
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