Generationen-Atlas Gemeinde Wennigsen (Deister)

Das Zeitmonument – Sonnenuhr und Doppelhelix, die Spirale von Erich Pollähne: Rund um dieses Monument begegnen sich in Wennigsen die verschiedenen Generationen. Sei es, um sich gemeinsam die Sonnenuhr anzuschauen, einen Kaffee auf der Terrasse des Bioladens zu trinken oder in die Gemeindebücherei mit seiner großen Kinderbuchabteilung zu gehen. Sicher fallen uns noch weitere Orte ein, wo unterschiedliche Generationen sich treffen. Orte sind wichtig, denn: Treffen braucht Platz. Abgesehen von Familie oder Arbeit, die gesetzt sind und wo sich in der Regel auch die unterschiedlichen Generationen treffen, sprechen wir von „dritten Orten“, wenn wir Plätze meinen, die für Verbindungen geeignet sind. Wer könnte sich da begegnen? In Wennigsen leben 437 Menschen zwischen 15 und 18 Jahren. 846 Personen sind zwischen 18 und 25 Jahren alt. 1.975 sind zwischen 25 und 40. Zwischen 40 und 55 sind es 2.686 Menschen und 1.324 sind zwischen 55 und 60. Über 60: 4.918. Soweit die Statistik des zuständigen Landesamtes Niedersachsen. Auch Bildung verbindet Generationen. Wenn man sie zusammen lernen lässt. Lernen bedeutet, ein gemeinsames Ziel, einen verbindenden Inhalt zu haben. In Schule kann das nur bedingt gelingen, weil Schüler und Schülerinnen in der Regel nicht intergenerativ lernen. In den Universitäten fehlen die Kinder und die älteren Generationen für das Miteinander. Die Volkshochschule (VHS) hat sie alle. Von ganz jung bis ziemlich alt. Wenn auch nicht gleich verteilt. Aber als Ansatz: Das Leitbild der Volkshochschule betont die Wichtigkeit von Respekt und offener Kommunikation. Die VHS ist insofern weit mehr als nur ein Ort des Lernens. Sie schafft Räume, in denen z.B. Kultur gemeinsam erlebt und gestaltet werden kann. Hier treffen sich Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene, um voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Diese intergenerativen Begegnungen stärken das Verständnis zwischen den Generationen und fördern den sozialen Zusammenhalt. Pädagogische Lehrgänge verbinden die Generationen in mehrfacher Weise. So lernt die 18-jährige Schulabgängerin zusammen mit der 37-jährigen Schneiderin und der 62-jährigen Einzelhandelskauffrau, wie Schüler und Schülerinnen der Grundschule in den Betreuungszeiten vor und nach dem Unterricht pädagogisch sinnvoll gefördert und beschäftigt werden können. Auch in den Kursen und Lehrgängen für Kindertagespflegepersonen und Erzieherinnen treffen sich professionell Erziehende jeden Alters mit dem gemeinsamen Ziel, den Kleinsten einen guten Start in ihre Zukunft zu ermöglichen. Die fortschreitende Digitalisierung stellt unterschiedliche Bildungsanforderungen an verschiedene Generationen. Jugendliche als „Digital Natives“ müssen lernen, digitale Risiken zu erkennen, Informationen kritisch zu bewerten und ethisch verantwortungsvoll mit Technologie umzugehen. Ältere Generationen stehen vor der Herausforderung, neue digitale Technologien sicher und kompetent zu nutzen, wie etwa beim Online-Banking oder bei der Nutzung von Gesundheits-Apps zur Verwaltung von Arztterminen und Medikamenten. Kurse wie „Das Ökosystem Wald schützen“ und „Globaler Klimawandel“ bringen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen zusammen, um sich über ökologische Herausforderungen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Dies fördert den generationenübergreifenden Dialog zu zukunftsrelevanten Themen. VHS-Kurse schaffen eine Plattform für den Austausch zwischen Generationen, was Toleranz und Akzeptanz fördert. Dies entspricht dem Grundgedanken der Konfliktbewältigung und dem gewaltfreien Miteinander. Dies geschieht in den Geschäftsstellen der VHS in eigenen Unterrichträumen, aber eben auch in Schulräumen. Die Nutzung von Schulräumen für Bildungsangebote durch die Volkshochschule fördert auf einzigartige Weise den intergenerationellen Austausch und verbindet die Teilnehmenden emotional mit ihrer eigenen Jugend sowie mit der aktuellen Lebenswelt der jüngeren Generation. Ältere Teilnehmende kehren in die vertrauten Räume zurück, die sie oft mit ihrer eigenen Schulzeit verbinden. Das Betreten von Schulräumen weckt Erinnerungen an die eigene Jugend und schafft eine emotionale Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Diese nostalgische Erfahrung fördert das Verständnis und die Empathie für die aktuelle Situation von jungen Menschen, da man sich an die eigenen Herausforderungen und Freuden dieser Zeit erinnert. Durch die Nutzung von Schulräumen, die oft als „Jugendräume“ wahrgenommen werden, entsteht eine bewusste Auseinandersetzung mit den Unterschieden und Ähnlichkeiten der eigenen Jugendphase und der aktuellen jugendlichen Generation. Ältere Teilnehmende werden mit den modernen schulischen Strukturen und Lernmethoden konfrontiert, was das Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der heutigen Jugend stärkt. In den heiligen Hallen der sanitären Anlagen zeigt sich überdies die wahre Magie der intergenerationellen Begegnung. Erwachsene VHSTeilnehmer werden von der kreativen Fähigkeit der Grundschüler überrascht, Wasserspuren und Handtücher an unerwarteten Orten zu platzieren. Im Gegenzug dürfen die Kinder die mysteriösen, perfekt nach Lehrbuch aufgerollten Toilettenpapierrollen bewundern. So bleibt niemand unsichtbar – auch wenn man sich nie begegnet. Im Moment der Begegnung entsteht dann das „echte“ Miteinander. Die Dynamik des Generationenwechsels gehört dazu. Die Babyboomer gehen in Rente, die Generation X hat übernommen. Für uns selbst ist diese Erkenntnis nicht so einfach zu bewerkstelligen. Ich wandere im Leben durch unterschiedliche Generationen. Kaum habe ich mich an einen Lebenskreis gewöhnt, muss ich die Reise fortsetzen, so drückt es Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ aus. Jeder von uns trägt diese unterschiedlichen Generationen in sich. Ältere haben sie erlebt, Jüngere werden sie durchmessen. Das Miteinander der Generationen, gesellschaftlich und familiär ist auch ein Abbild der eigenen Entwicklung. Wenn wir mit uns selbst halbwegs im Reinen sind, können wir die Macken der Nachwachsenden und die Schrullen der Altvorderen mit einem Lächeln begleiten, anstatt permanent den Kopf zu schütteln. Zum Beispiel bei der Betrachtung des Zeitmonuments – Sonnenuhr und Doppelhelix. In der Gemeinde Wennigsen am Deister. Kersten Prasuhn und Team VHS Calenberger Land Alt und Jung: Treffen braucht Orte

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