Informationsbroschüre Bad Schwartau

u. a. neben Alt-Lübeck und Rensefeld eine Mühle Schwartau auf. Dieser Name verkörperte damals noch keinen Ort, sondern lediglich eine an der Schwartau gelegene Wassermühle. In der unmittelbaren Nähe ließ der Lübecker Bischof ein Siechenhaus für von der Gesellschaft ausgestoßene Leprakranke errichten, das 1258 zum ersten Mal genannt wurde. Ende des 13. Jahrhunderts erhielt das Siechenhaus eine Kapelle. Auf deren Grundmauern wurde 1508 die noch heute bestehende Georgskapelle errichtet. Die Mühle, das Siechenhaus mit Kapelle und ein Krug blieben Jahrhunderte hindurch die einzigen Gebäude an diesem Ort. Erst in den Jahren nach 1700 kam es zu einer nennenswerten Ansiedlung von Handwerkern südlich der Mühle und zur Entstehung des Fleckens Schwartau, der 1741/42 eigene Marktrechte erhielt. Doch es dauerte mehr als hundert weitere Jahre, bis Schwartau nach der Parzellierung des früheren Vorwerks Kaltenhof im nennenswerten Umfang eigenes Land erhielt. Kaltenhof war als bischöfliches Gut im 13. Jahrhundert entstanden und 1280 vom damaligen Bischof Burkhard befestigt worden. Vorläufer könnte die archäologisch nachgewiesene Burg im Riesebusch aus dem 12./13. Jahrhundert sein. Eine weitere Turmhügelburg stand in Groß Parin. Sie ist in einem Kaufvertrag von 1337 benannt, als die niederadlige Familie von Buchwald ihr Dorf Groß Parin an den Lübecker Bischof verkaufte. Diese und weitere untergegangene Burgen und befestigte Wirtschaftshöfe zeugen von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der aufstrebenden Hansestadt Lübeck, den Lübecker Bischöfen, den Grafen von Holstein und lokalen Adligen bis weit in das 14. Jahrhundert hinein. Jahrhundertelang war das erst 1933 mit Bad Schwartau vereinte Rensefeld die bedeutsamere Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1177, als der damalige Lübecker Bischof Heinrich I das seinerzeit aus 30 Hufen bestehende Dorf zur Hälfte an das von ihm neue gegründete Johanniskloster übereignete (bis 1287). Die 1177 bereits bestehende Kirche blieb explizit in der direkten Zuständigkeit des Bischofs und Urkunden bezeugen, dass Rensefeld im Mittelalter zeitweise bischöflicher Gerichtsort war. 1234 wurde die Rensefelder Kirche durch Lübecker Bürger zerstört und konnte erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts wieder geweiht werden. Größere Bedeutung erlangte Rensefeld den Urkunden nach aber nicht mehr. Erst nach dem 30-jährigen Krieg finden sich wieder vermehrt schriftliche und auch bauliche Überlieferungen, darunter als ältestes noch erhaltenes Wohngebäude eine Fachhallenkate aus dem Jahr 1689. Neue Bedeutung erlangte Rensefeld erst wieder im 19. Jahrhundert als Bauern- und Arbeiterdorf. Besonders seit den Gründerjahren des Deutschen Kaiserreiches ab 1871 entstanden entlang der Trave große Industrieanlagen. Wohnraum war knapp und so gründeten sich in Rensefeld wie in anderen vormals ländlich geprägten Dörfern Arbeitersiedlungen. Mit dem Inkrafttreten der Gemeindeverordnung des Fürstentums Lübeck wurde 1859 die kommunale Selbstverwaltung in Rensefeld und Schwartau eingeführt. Schwartau war zu einer Fleckengemeinde angewachsen und nun die zentrale Ortschaft im südlichen Fürstentum. Neue Handwerksbetriebe, kleine Manufakturen und erste Fabriken entstanden. Darunter 1899 die „Chemische Fabrik“ der Brüder Otto und Paul Fromm, aus der im 20. Jahrhundert die Schwartauer Werke hervorgingen. Früh erlangte Schwartau als Amtssitz innerhalb des von Eutin aus verwalteten Hochstifts und späteren Fürstentums Lübeck Bedeutung, wovon noch heute das 1909/10 errichtete Amtsgerichtsgebäude zeugt. Ein Gebäude, dessen machtvolle und repräsentative Bauweise sich nur aus den damaligen politischen Begebenheiten erklären lässt. Seit 1586 stammten die Fürstbischöfe des Fürstbistums/Hochstifts Lübeck aus dem adligen Hause der Herzöge von (Schleswig-) Holstein-Gottorf. Gewählt vom Lübecker Domkapitel, sicherte man sich so den Schutz durch das mächtige Herrscherhaus – war zugleich jedoch auch mit deren Geschichte eng verwoben und damit eingebunden in die verschiedenen nordeuropäischen Herrschaftskonflikte. Eine diplomatische Folge hiervon war die Anbindung an das Herzogtum Oldenburg ab 1777. Die Anbindung blieb auch nach der Säkularisierung 1803 als nunmehriges Fürstentum Lübeck bis 1937 erhalten. Zum (Groß-)Herzogtum Oldenburg im heutigen Niedersachsen gehörend war Schwartau Grenzstadt vor den Toren Lübecks und wiederholt eingebunden in die kriegerischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts: Vom Durchmarsch preußischer Truppen 1806 unter General von Blücher über die französische Besatzungszeit 1811 –1813 bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864, wo preußische Truppen mehrfach den Schwartauer Schlagbaum niederlegten und damit – politisch folgenlos – die staatliche Souveränität des sich politisch neutral positionierenden Oldenburg verletzten. Bereits zu dieser Zeit schätzten zunehmend zur „Sommerfrische“ anreisende Urlaubsgäste den Ort als ein "landschaftlich schönes Landstädtchen". Besonders die reizvollen Bilder des mehrfach sich windenden Schwartautales beeindruckten. Zudem war Schwartau im Norden, Osten und Süden noch fast lückenlos von Wäldern umsäumt. Eine in den 1850er Jahren neueingerichtete Badeanstalt warb nicht nur für Wasserbäder, sondern als Besonderheit auch für gesundheitsfördernde Fichtennadelbäder. Als die Fleckengemeinde Schwartau 1912 zur Stadt erhoben wurde, lebten im Ort knapp 4000 Einwohner. Es war die Zeit reger Bautätigkeiten und neue Wohnviertel entstanden, so in Kaltenhof und der „Villenkolonie Schwartau“ – der heutigen Berliner- und Hamburger Straße. 1904 gründete der Besitzer des Hofes Cleve auf seinen Äckern die „Villenkolonie Cleverbrück“. 1912 1859 1177 Meisterbrief der Schwartauer Schneider für Höppner 1854 Scharf, Wolfgang – Der Kaltenhof Werbebroschüre Schwartau 1906 7 Im Wandel der Zeit

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