Die verschiedenen Ortsteile der heutigen Stadt Lugau wurden im Rahmen der Besiedlung des Erzgebirges am Ende des 12. Jahrhunderts als Bauerndörfer gegründet: Ursprung, Erlbach, Kirchberg und Lugau. Lugau bestand anfangs nur aus dem heutigen Niederlugau; es reichte von der Ortsgrenze zu Gersdorf bis zum Talschluss bei der heutigen Lugauer Grundschule. Am Ende des Mittelalters war das Gebiet der heutigen Stadt Lugau völlig zerrissen. Ursprung und Kirchberg gehörten zum Kloster Grünhain im Erzgebirge. Erlbach war Teil der Herrschaft Stollberg, deren Mittelpunkt die Staleburg hoch über Stollberg war. Und Lugau bildete zusammen mit Niederwürschnitz und Oberwürschnitz und einem Teil von Oelsnitz den Rittergutsbezirk Oelsnitz. Dadurch gehörten Lugau und Erlbach zum albertinischen Herzogtum Sachsen mit Dresden als Residenzstadt, Ursprung und Kirchberg zum ernestinischen Kurfürstentum Sachsen, dessen Mittelpunkt Wittenberg war. So waren die vier Dörfer sogar durch eine Landesgrenze getrennt. Kirchlich gehörten Ursprung, Kirchberg und Erlbach in das Bistum Meißen, Lugau dagegen zum Bistum Naumburg. Der Name „Lugau“ (um 1470 erstmals erwähnt als „luck“) kommt aus dem Slawischen und bedeutet „feuchter Wiesengrund“. Im Mittelalter lebten in dieser Gegend nur die Bauern mit ihren Familien. Im 16. Jahrhundert hielt in den Dörfern das ländliche Handwerk Einzug. Diese dörflichen Handwerker, zunächst vor allem Leineweber, arbeiteten nicht mehr für den Eigenbedarf der Dorfbewohner, sondern sie belieferten die Händler in den großen Städten. Die kleinen Anwesen der Leineweber wurden zwischen den Bauerngütern oder unmittelbar am Dorfbach erbaut. In Lugau entstanden solche kleinen Anwesen auch am Verbindungsweg zwischen dem Dorf unten im Tal und der Landstraße zwischen Stollberg und Waldenburg (die heutige B 180). Aus diesem Verbindungsweg wurde die obere Dorfstraße. In den folgenden Jahrhunderten veränderten sich die vier Dörfer nur wenig. Die vier Dorfkirchen mit ihrem Friedhof bildeten den Mittelpunkt der Dörfer. Hier und in den Dorfschenken fand das Gemeinschaftsleben der Einwohner statt. Neben den Kirchen standen die Dorfschulen, deren Gebäude teilweise bis heute erhalten sind. Außer den Leinewebern und später den Strumpfwirkern gab es nur wenige Handwerksbetriebe, so die Mühlen und die Schmieden. Noch am Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Ursprung, Kirchberg, Erlbach und Lugau ungefähr die gleiche Einwohnerzahl. Damals stand an der Stollberger Landstraße in Lugau nur ein Haus: das alte Jägerhaus. Die industrielle Entwicklung Lugaus kündigte sich am anderen Ende des Ortes an. Neben der seit Jahrhunderten bestehenden Mühle, wo Wasserkraft zur Verfügung stand, ließ die Oelsnitzer Firma Meinert eine große Spinnmühle errichten. Hier fanden etwa 150 Einwohner aus Gersdorf, Oelsnitz und Lugau eine Arbeit. In der Nacht vom 6. zum 7. Januar 1844 stieß Carl Gottlob Wolf nach mehreren vergeblichen Versuchen an der Ortsgrenze zwischen Oelsnitz und Niederwürschnitz auf abbauwürdige Steinkohlenvorkommen. Das war die Geburtsstunde des LugauOelsnitzer Steinkohlenreviers. In den 1850er Jahren war Lugau der Mittelpunkt des Steinkohlenreviers. In dieser Zeit und dann noch einmal 1870/72 wurden in Lugau mehrere Schächte geteuft. Der Ort wurde dadurch völlig verändert: Die Zahl der Einwohner stieg in ca. 60 Jahren von reichlich 400 auf fast 8.000. Aus dem kleinen Dorf wurde eine Bergbaugemeinde. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert entstand auf der Hochebene oberhalb des alten Dorfes mit Oberlugau ein völlig neuer Ortsteil, der sich schließlich zum Stadtzentrum entwickelte. AUS LUGAUS GESCHICHTE 6
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