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500 Jahre Geschichte - ein kleiner Streifzug

Die seit über 100 Jahren zum Amt Hörnerkirchen (Kreis Pinneberg) gehörenden Gemeinden Bokel, Brande-Hörnerkirchen, Osterhorn und Westerhorn tauchen erst relativ spät aus dem Dunkel der Geschichte auf: Ersterwähnung 1369. Um 1500 gehörte dieses Gebiet der damaligen fünf Hörner Dörfer zur Grafschaft Holstein-Pinneberg. Das Amt Barmstedt bildete den zuständigen Verwaltungsbezirk der Grafschaft. Aus dieser Zeit erfahren wir das erste Mal etwas von den Bauern in unserem Gebiet. Sie bauten zu dieser Zeit vornehmlich Roggen und Buchweizen an, wenig Hafer, hielten Kühe nur für den Hausbedarf und trieben Schweine zur Mast in die gemeinsam besessenen oder die herrschaftlichen Wälder. Die Höfe waren damals nicht besonders groß - jedenfalls was das Eigentumsland angeht. Der größte Teil der Dörfer war nicht aufgeteiltes "Gemeindeland" (Allmende). Doch schon bald begannen die Bauern mit obrigkeitlicher Genehmigung, ihre Gemeinschaftsländereien zu "verkoppeln", das heißt, den größten Teil des Gemeinschaftslandes zu den Hofstellen zu legen. Erste private Landtausche sind gegen Ende des 16. Jahrhunderts dokumentiert, die großen staatlichen Verkoppelungen nahmen in der Grafschaft Rantzau 1771 ihren Anfang. Die Mühle in Bokel gehört zu den ältesten Gewerbebetrieben in dieser Region. Sie wurde 1728 eingerichtet (und zwar von der Obrigkeit) und dann verpachtet. Zu ihr waren als Zwangsgäste die Bauern der Hörner Dörfer gelegt, d. h., sie durften nirgendwo anders mahlen lassen. Das Zwangsrecht galt bis 1854. Und noch ein Zweig des Gewerbes ist zu nennen: die Krugwirtschaften. Da die alte Hauptlandstraße von Lübeck über Krempe nach Glückstadt das Gebiet durchschneidet, sind besonders an dieser Strecke eine Fülle von Krügen zu verzeichnen. 1728 gab es Krugkonzessionen für immerhin 11 Einwohner in den Hörner Dörfern. Nun noch etwas zur kulturellen Seite: Denn schließlich heißt das Amt, der Amtsbezirk, der am 1. Oktober 1989 seinen 100. Geburtstag feierte, Hörnerkirchen nach der Kirche, die 1749- 1752 gebaut und 1752 eingeweiht wurde. Mitten auf unbebauter Heidefläche entstanden die Kirche und rundherum sukzessive der Ortsteil Hörnerkirchen. Eng mit der Kirche verbunden war bis 1918 das Schulwesen. Schulen, geleitet von Küstern und Organisten bzw. von eigenen Präceptoren, wurden 1737 in Bokel, ca. 1700 in Brande/Bokelseß, 1752 in Hörnerkirchen und schon vor 1691 in Osterhorn und Westerhorn gegründet. Die Probleme und Perspektiven der Gegenwart sind für die fünf Hörner Dörfer - oder heute vier Hörner Gemeinden (Bokelseß wurde 1976 in Brande-Hörnerkirchen eingemeindet) - ähnlich wie im ganzen Land im Nahbereich einer Großstadt: Sie liegen im Spannungsfeld einer prosperierenden städtischen Entwicklung mit zunehmend städtischen Verhaltens- und Denkweisen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und andererseits den über Jahrhunderte gewachsenen dörflichen und bäuerlichen Traditionen, Lebens und Wertmaßstäben; ein schwieriger Weg zur Identifikationsfindung.

Quelle:"Die Hörner Dörfer" von Helmut Trede, Bokel