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1951 - 1998

1951
Die beiden Betriebe "Schweriner Eisengießerei und Reparaturwerkstatt" und "Schweriner Industriewerke" werden zusammengelegt und im folgenden Jahr in "Klement Gottwald Werk (KGW)" umbenannt. Produziert werden hauptsächlich Turmdrehkräne für die Bauindustrie und Drehwippkräne, Schiffsdeckmaschinen und Ruderanlagen für Fischereiboote. Ein Schweriner Turmdrehkran dient 1953 sogar als Symbol der DDR auf den Industrieausstellungen in Peking und Shanghai. Der Sitz des Teilwerkes I wird 1951 aus Platzgründen vom Hopfenbruchweg in die ehemalige Festhalle am Sachsenberg verlegt. Bis 1953 steigt die Belegschaftsstärke auf 694 Produktionsarbeiter. 1961 beginnt mit der Serienproduktion von elektrohydraulischen Ruderanlagen die vollständige Ausrichtung auf die Schiffzulieferindustrie und 1962 wird die Kranfertigung eingestellt. Das KGW rüstet von nun alle in der DDR produzierten Schiffe mit Decksmaschinen aus.

1953
Am 31. März und am 1. April finden an beiden Goetheschulen regelrechte Schauprozess gegen eine Gruppe von Oberschülern, die der jungen Gemeinde angehörten, statt. Insgesamt 19 Schüler werden von der Schule verwiesen.
In Schwerins Straßen patrouillieren am 17. Juni sowjetische Doppelposten in Sichtweite, auf dem Markt und vor einigen Gebäuden, wie der Schule am Pfaffenteich, stehen Panzer. Im Klement-Gottwald-Werk (KGW) streikt die Nachtschicht. Überall finden Diskussionen statt, und besonders "Elemente, die RIAS-Meldungen verbreiteten," halten die Produktion auf. Die SED reagiert mit Repressionen. Fünf Arbeiter werden aus der Partei ausgeschlossen, drei entlassen. In den Schweriner Kleiderwerken legt die Belegschaft am 3. Juli die Arbeit für zwei Stunden nieder, um gegen die hohen Normen und für höhere Löhne zu kämpfen. Der Betriebsdirektor Wahlburg muss daraufhin seinen Hut nehmen. Am 9. Juli demonstriert eine aufgebrachte Menschenmenge vor einem so genannten "Intelligenzladen", einer HO-Sonderverkaufsstelle für Privilegierte, und verlangt die Schließung.

1954
Die Schweriner Bezirksverwaltung des Staatsicherheitsdienstes nutzt ab dem 1. Januar das Gebäude am Demmlerplatz als Amtssitz und als Haftanstalt. Bis Anfang der 60er Jahre werden die Gefangenen hier körperlich misshandelt, während danach psychischer Terror wie beispielsweise nächtliches Wecken in 5-Minuten-Abständen zur Anwendung kommt.

1955
Am 24. April finden die ersten Jugendweihen im Haus der Freundschaft und im Staatstheater statt. Landesbischof Beste reagiert am 2. November mit einem Artikel der Mecklenburgischen Kirchenzeitung. Gerichtet an alle Konfirmanden und deren Eltern schreibt Beste: "Diejenigen Kinder, die sich zum Unterricht für die Jugendweihe melden und daran teilnehmen, können nicht mehr zum Konfirmationsunterricht der ev.-luth. Landeskirche zugelassen werden." Die Kirche verliert den Kampf, da die Jugendweihe als Loyalitätsbekundung zum Staat gilt und nur wenige bereit sind, dafür ihre berufliche Zukunft aufs Spiel zu setzen. Bereits 1959 nehmen 98,2 Prozent der Schweriner Jugendlichen an der Jugendweihe teil.

1956
Mit der Umwandlung der Kasernierten Volkspolizei (KVP) in die Nationale Volksarmee entsteht in Schwerin die 8. motorisierte Schützendivision (MSD) der NVA. Der Divisionsstab befindet sich in der Schweriner Werder-Kaserne.

1960
Das Kabelwerk Nord im neuen Industriegebiet Sacktannen nimmt die Produktion auf. Seit 1969 gehört der Schweriner Betrieb zum Kombinat Kabelwerk Oberspree Berlin und entwickelt sich zum zweitgrößten Kabelproduzenten der DDR.
Unter massivem staatlichen Druck schließen sich die Bauern in Friedrichstal, Krebsförden und Zippendorf zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) zusammen.
Anlässlich der 800-Jahrfeier Schwerins finden umfangreiche Feierlichkeiten statt. Das Festprogramm vom 4. bis zum 19. Juni 1960 beginnt im Staatstheater mit dem Festspiel "800 Jahre Schwerin". Am 16. Juni besucht auch Walter Ulbricht die Stadt. Zum Höhepunkt wird der Festumzug mit einer Darstellung der Stadtgeschichte und einem zusätzlichen Bildband. Begleitend finden Boxkämpfe um die Deutsche Meisterschaft auf der Freilichtbühne statt, bei denen die Schweriner Bruno Guse, Heinz Nagel und Paul Nickel sich die Meistertitel holen. Weiterhin finden ein Nationales Tennisturnier, ein Bezirkschortreffen, Wasserskivorführungen, ein Gastspiel des Thomanerchors aus Leipzig, die Uraufführung des Stückes "Die Erbschaft" von Dieter Nowka und zum Abschluss ein Feuerwerk statt.

1961
Am 15. Mai beschließt die Stadtverordnetenversammlung in Lankow erstmals einen gesamten Wohnkomplex in Großplattenbauweise zu errichten. Das Neue an der Plattenbauweise ist die erste serienmäßige Verwendung von Gassilikatbeton, was dem Baukollektiv den Nationalpreis der DDR einbringt. Bis 1974 entstehen 6.000 Wohnungen für 18.000 - 20.000 Einwohner.

1962
Die Sport- und Kongreßhalle mit 5.184 Tribünenplätzen wird als Teil des Stadionkomplexes am Lambrechtsgrund erricht.

1964
Am 1. Mai wird der 138 Meter hohe Schweriner Fernsehturm mit seinem Turmcafé in 101 Meter Höhe eröffnet.

1971
Am 11. November wird der Grundstein für Schwerins größten Stadtteil auf dem Großen Dreesch gelegt. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes ist in erster Linie die Nähe zum parallel erbauten Industriekomplex Schwerin-Süd. Die Bebauung erfolgt in drei Bauabschnitten, deren Bezeichnung für die einzelnen Teilbereiche als Namensbestandteil erhalten blieb. Insgesamt leben bis zur Wende 62.000 Menschen auf dem Großen Dreesch.

1972
Im Rahmen der geplanten "Strukturlinie für den Maschinenbau" mit den Standorten Magdeburg, Wittenberge, Parchim, Schwerin und Wismar fällt 1972 die Entscheidung, in Schwerin-Süd eine Fläche von 87 ha für entsprechende Industrieansiedlungen bereitzustellen. Drei große Fabriken für Plastverarbeitungsmaschinen, Hydraulikanlagen und Lederwaren werden hier errichtet. Zur Grundsteinlegung des Plastmaschinenwerkes im Juni 1972 kommt eigens der Vorsitzende des Ministerrates Horst Sindermann. Im gesamten Industriekomplex sind 1985 etwa 10.000 Menschen beschäftigt.

1973
Am 17. Dezember wird der Grundstein für den Druckereineubau der Schweriner Volkszeitung auf dem Großen Dreesch gelegt. Im April 1975 nimmt die erste Rollenoffsetmaschine ihren Betrieb auf.

1974
Am 23. Januar fasst der Rat der Stadt den Beschluss, das Schloss in ein Kulturzentrum umzubauen, womit eine schrittweise Restaurierung und Öffnung für die Bevölkerung beginnt. Bereits zum 7. Oktober erfolgt die feierliche Übergabe des Thronsaales.
Mit der Berufung des Schauspieldirektors Christoph Schroth beginnt die erfolgreichste Zeit des Schweriner Theaters. Die Faustinszenierungen laufen zehn Jahre mit 106 ausverkauften Vorstellungen. Auch die "Antike-Entdeckungen" heben das Prestige, und es werden dem Ensemble Gastspiele unter anderem in Athen und Wien gestattet.

1975
Vier alte Bürgerhäuser am Altstädtischen Markt werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt.
Die Grundsteinlegung für Schwerins größten Klinikbau erfolgt am 8. Dezember. Das neue Bezirkskrankenhaus entsteht in der Wismarschen Straße 397. Nach der Fertigstellung stehen insgesamt 879 Betten zur Verfügung.

1976
Am 5. Februar 1976 beginnen die Arbeiten zum zweiten Bauabschnitt auf dem Großen Dreesch. In 5.400 Wohneinheiten sollen hier 16.000 Einwohner leben.

1977
Am 8. Juni 1977 beginnt mit einer Sprengung der Abriss fast aller Gebäude am Großen Moor. Lediglich die historische Straßenführung findet bei der Neubebauung Berücksichtigung. Um die Monotonie der Plattenbauweise aufzulockern, werden Mauerfassaden vorgeblendet und die Blöcke etwas versetzt. Bei der Dachgestaltung kommen Mansarden, Steildächer und hochrechteckige Fenster zur Ausführung.

1978
Am 21. Mai beginnt der Bau des dritten Bauabschnittes auf dem Großen Dreesch. Mit 9.623 Wohneinheiten auf 107 ha Fläche für 29.000 Einwohner entsteht zwischen der Plater Straße und dem Dorf Consrade der größte Neubauabschnitt Schwerins.

1982
Die Schweriner Umweltgruppe organisiert in Lankow ein erstes Ökologieseminar, das in der Folgezeit zu einer festen Institution wird. 1983 planen die Schweriner Umweltschützer eine Fahrrad-Demo gegen den geplanten Autobahnbau zwischen Wismar und Schwerin, der das Naturschutzgebiet "Döpe" durchschneiden soll. Um die Protestaktion zu verhindern, werden die vermeintlichen Rädelsführer zeitweilig verhaftet, wobei gleichzeitig Druck auf die Kirchenleitung ausgeübt wurde.

1985
Anlässlich des 825jährigen Stadtjubiläums findet am 22. und 23. Juni ein großes Volksfest statt. Ein Festumzug mit 5.000 Statisten lockt zahlreiche Besucher in die Stadt. Volkskammerpräsident Horst Sindermann kommt zur festlichen Stadtverordnetenversammlung im Plenarsaal des Schlosses. Vor 16.000 Bürgern spielt die Gruppe "Karat", bevor das Fest mit einem Feuerwerk sein Ende findet.
Nach großen Schwierigkeiten gelingt es der Kirche auf dem Großen Dreesch (Neu Zippendorf) die St. Petruskirche, als zweiten evangelischen Kirchenneubau in Mecklenburg nach Kriegsende zu errichten.

1989
Der Schweriner Dom entwickelt sich zu einem über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Treffpunkt für Ausreisewillige.
Ab April 1989 treffen sich hier jeden ersten Mittwoch im Monat bis zu 100 Personen zu einem 15minütigen Gebet mit anschließenden Diskussionsrunden.
Martin Klähn, Mitglied im Schweriner "Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer" nimmt am 9. und 10. September an der Gründungsveranstaltung des Neuen Forums (NF) in Berlin teil. Die Schweriner Gruppe um Uta Loheit, Roland Brock, Thomas Littwin, Christian Lorenz, Dörte Wittenhagen und Hansjürgen Rietzke reicht am 18. September beim Rat des Bezirkes die Anmeldung des Neuen Forums ein. Am 2. Oktober findet in der Paulskirche die erste öffentliche Versammlung statt. Es erscheinen 800 - 1.000 Sympathisanten, die sich nach Verlesung des Aufrufes in etwa 20 Arbeitsgruppen aufteilen. Um weiteren Zulauf zu verhindern, verbieten staatliche Stellen die geplante Folgeveranstaltung am 6. Oktober. Trotz Androhung eines Ordnungsstrafverfahrens stellen die Pastoren Hansjürgen Rietzke und Martin Scriba ihre Kirchenräume dem Neuen Forum zur Verfügung und die Paulskirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die SED-Bezirksleitung schickt etwa 200 "Saboteure", die Lautsprecherkabel herausziehen und lautstark Unruhe verbreiten.
Im Schweriner Dom findet am 23. Oktober 1989 ein Friedensgebet statt, aus dem sich die erste "Montagsdemonstration" formiert. Zeitgleich organisiert die SED eine Gegenkundgebung auf dem Alten Garten, wo die SED-Anhänger dann dem Protestzug des Neuen Forums gegenüberstehen. Als der erste Sekretär der SED-Bezirksleitung, Heinz Ziegner zu sprechen beginnt, entrollen Demonstranten ein Transparent mit der Aufschrift "Neues Forum, wir gehen los". Zehntausende folgen der Aufforderung, selbst ein Teil der eingesetzten SED-Leute hält es nicht mehr. Unglücklich bleiben Ziegner und seine wenigen Getreuen zurück. Sekretariat und die Bezirksleitung der SED stimmen am 3. November für die Ablösung des ersten Sekretärs Heinz Ziegner. Neuer erster Sekretär wird Hans-Jürgen Audem, bis dahin Sekretär für Wissenschaft, Volksbildung und Gesundheit.
Am Abend des 4. Dezember versammeln sich auf dem Schweriner Demmlerplatz etwa 10.000 Menschen. Sprechchöre rufen: "Stasi, rück die Akten raus". Doch erst am nächsten Tag betritt eine legitimierte Arbeitsgruppe der Stadtverordnetenversammlung das Gebäude. In der Nacht vom 6. zum 7. Dezember 1989 wird die Dienststelle dann versiegelt und kurz darauf erfolgt die Auflösung der Behörde.
Als Übergangsstadtparlament tagt der Schweriner "Runde Tisch" erstmals am 21. Dezember. Die Leitung übernehmen abwechselnd kirchliche Amtsträger. Zur ersten Sitzung unter Leitung von Probst Albrecht erscheinen 28 Teilnehmer, darunter Kirchenvertreter, Vertreter von Parteien und Massenorganisationen (CDU, LDPD, NDPD, FDGB, SED/PDS, SDP, Neues Forum, DFD, FDJ) und der amtierende Oberbürgermeister Helmut Oder. An späteren Sitzungen nehmen Grüne Partei, DBD, Konsum, Kulturbund und eine unabhängige Umweltgruppe teil. Die vom Runden Tisch mit Mehrheit gefassten Beschlüsse soll der Rat der Stadt umsetzen. Umwelt und Naturschutz stellen wohl die wichtigsten Anliegen dar. So werden unter anderem ein Gutachten zur Emissionsbelastung der Stadt, die Beseitigung von Umweltverschmutzungen und eine Kontrolle der Abwassereinleitung angeregt.

1990
Den oppositionellen Gruppen (SPD, Neues Forum, Grüne Partei, Grüne Liga) stellt die SED ab dem 17. Januar Büroräume im Gebäude der SED-Kreisverwaltung zur Verfügung.
Am 6. Mai finden die ersten freien Kommunalwahlen seit 1946 statt. Mit 26 Prozent siegt die SPD, mit 24 Prozent folgt die CDU und die PDS kommt auf 23 Prozent. Das Neue Forum erhält abgeschlagen nur 10 Prozent der Wählerstimmen. Auf den weiteren Plätzen die FDP mit 6 Prozent und die Grüne Partei mit 5 Prozent. Am 25. Mai tritt die neue Stadtverordnetenversammlung im Plenarsaal des Schlosses zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Zum Oberbürgermeister wird Johannes Kwaschik (SPD), bis dahin Rektor des Katechetischen Aus- und Weiterbildungszentrums in Schwerin, gewählt.
Die Mehrheit des neu gewählten Landtags spricht sich am 27. Oktober für Schwerin als Landeshauptstadt aus. Landtag und Ministerien beziehen die alten großherzoglichen Repräsentationsgebäude und machen die Stadt wieder zum Verwaltungszentrum des Landes.

1993
Die letzten russischen Streitkräfte verlassen die Stadt.

1995
Zur 1.000-Jahrfeier Mecklenburgs wird der Schweriner Löwe (von Peter Lenk) auf dem Marktplatz aufgestellt. Eine Kopie des Braunschweiger Löwen erhält seinen Platz vor der Nordseite des Domturmes. Das Einkaufszentrum "Sieben-Seen-Center" in Krebsförden wird eröffnet.

1998
Die Eröffnung der innerstädtischen Einkaufszentren "Wurm" und "Schloßpark-Center" bietet nun den Bewohnern Westmecklenburgs eine attraktive Möglichkeit zum Einkaufen in Schwerin. Die Stadtverwaltung bezieht ein zentrales Verwaltungsgebäude am Packhof.