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Johannes Stelling

Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin

Geboren: 12. Mai 1877 in Hamburg
Ermordet in der Nacht vom 21. Juni zum 22. Juni 1933 in Berlin

Johannes Stelling war ein engagierter Politiker der Weimarer Republik. Er schloss sich früh der Sozialdemokratischen Partei an und gehörte schon seit 1924 dem Parteivorstand der SPD an. Seit 1919/1920 wirkte er politisch in der Weimarer Nationalversammlung mit und gehörte anschließend bis 1933 dem Reichstag an. Seine ersten Erfahrungen als Politiker machte er von 1907 bis 1919 als Abgeordneter der Lübecker Bürgerschaft. Zwischen 1921 und 1924 war er Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Schwerin. In Schwerin bekleidete er ab dem 16. August 1919 den Posten des Innenministers und vom 19. Januar 1921 bis zum 18. März 1924 den des Ministerpräsidenten des Freistaates Mecklenburg-Schwerin.
Als die SPD unter seiner Führung in Mecklenburg-Schwerin zur Landtagswahl antrat, gewann sie 28+2 Sitze mit einem Stimmenanteil von 41,47 Prozent gegenüber der Deutschnationalen Volkspartei mit 22,22 Prozent, die sich später in die NSDAP integrierte und selbst auflöste. Es folgten die DVP - Deutsche Volkspartei - mit 17,49 Prozent und der Mecklenburgische Dorfbund mit 5,88 Prozent, während die KPD - Kommunistische Partei Deutschlands, die DDP - Deutsche Demokratische Partei - und die Wirtschaftspartei des mecklenburgischen Mittelstandes die Fünfprozent-Klausel nicht überschreiten konnten.
Als Ministerpräsident des Freistaates Mecklenburg-Schwerin arbeitete Stelling im Landtag eine demokratische Landesverfassung aus, reformierte das Schulwesen und schuf weitere soziale Reformen. Den Kapp-Putsch konnte Stelling zwar nicht verhindern, im Anschluss daran ließ er jedoch militaristische und rechtsgerichtete Organisationen verbieten, wie zum Beispiel den "Stahlhelm" oder den "Bund der Frontsoldaten".
Als die Landtagswahl 1924 der SPD mit 22,77 Prozent den Einbruch brachte und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) mit 28,93 Prozent den Wahlsieg einfuhr, verließ Stelling den Landtag in Mecklenburg-Schwerin und wirkte nun in Berlin als Reichstagsabgeordneter.
Johannes Stelling ist seiner Haltung als Sozialdemokrat stets treu geblieben und hat sie auch dann noch selbstbewusst vertreten, als die NSDAP 1933 die Macht übernahm.
Trotz Warnungen seiner Freunde blieb Stelling in Deutschland und wurde erst 55-jährig im Zuge der Köpenicker Blutwoche in grausamer Weise gefoltert und schließlich ermordet. Die Schweriner gedenken dieses Politikers in Ehrfurcht und nannten eine Straße nach ihm - die Johannes-Stelling-Straße. Die SPD-Landtagsfraktion stiftete einen "Johannes-Stelling-Preis" wider den Rechtsextremismus und die Fremdenfeindlichkeit.