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Schriftsteller Rudolf Tarnow

Star der plattdeutschen Literatur

Geboren: 25. Februar 1867 in Parchim
Gestorben: 19. Mai 1933 in Schwerin

"Nichts ist mir widerlicher, als meinen sogenannten Werdegang zu Papier zu bringen. Ich habe überhaupt keinen Werdegang. Ich habe dasselbe durchgemacht, was alle übrigen Christenmenschen durchmachen müssen. Am 25. Februar 1867 soll ich geboren worden sein, so steht's wenigstens auf meinem Geburtsschein, und zwar in der Geburtsstadt Moltkes, in Parchim, worauf ich mir in meinen 'kindlichen' Jahren nicht wenig einbildete."
Seine Eltern waren der Schuhmacher Heinrich Tarnow und seine Ehefrau Dorothea Tarnow, eine geborene Pingel.
"Als 'Klabater' habe ich mich viel auf der Straße herumgetrieben, habe mich mit anderen Jungs geprügelt. Ich soll dennoch ein guter Schüler gewesen sein, die Lehrer haben es wenigstens in den Zeugnissen bestätigt. In einem Fache haben sie sich aber geirrt, die Eins im Fleiß habe ich nicht verdient, ich bin ziemlich faul gewesen."
Rudolf Tarnow kam als 20-Jähriger in das Dragonerregiment Nr. 18 nach Parchim. Danach wurde er zur Leibkompanie des Großherzoglich-Mecklenburgischen-Grenadierregiments Nr. 89 in Schwerin versetzt. Unter anderem bewachte er hier das Schweriner Schloss. Später wurde er zwölf Jahre Zahlmeistergehilfe.
"Ich habe fast 20 Jahre beim Kommiss abgerissen und wäre wohl heute noch Militärbeamter, wenn ich nicht 1906 durch einen Zufall auf die freie Stelle des Betriebsinspektors an der Landesheilanstalt Sachsenberg aufmerksam gemacht worden wäre. Ich bewarb mich und habe sie erhalten und sitze noch heute hier als wohlbestallter Oberinspektor."
Das schrieb Rudolf Tarnow anlässlich seines 60. Geburtstages im Jahre 1927. Er hatte seinen festen Wohnsitz in Schwerin auf dem Sachsenberg und war nun schon ein anerkannter Schriftsteller. Er hatte mittlerweile 150.000 Bücher verkauft und galt nach Fritz Reuter als der gefeierte Star der plattdeutschen Literatur in Mecklenburg.
Er begann anlässlich des 100. Geburtstages von Fritz Reuter mit 43 Jahren seine ersten plattdeutschen Schriften zu veröffentlichen. Neben vielen Werken ist seine bekannteste Gedichtsammlung die Burrkäwer-Reihe, so benannt nach dem beliebten Maikäfer. Sie erschien in sechs Bänden. Die Gedichte beschäftigen sich mit Humor und einer hintergründigen Weisheit mit den kleinen und großen Schwächen seiner Mitmenschen. Die letzten drei Bände dieser Reihe zeigen eine andere Seite des bekannten und beliebten Dichters und führen uns einen Patrioten vor, der sich in Ermangelung eines Kaisers einen strengen Herrscher wünschte.
Tarnow liebte die Kinder und sprach über seine eigene Schulzeit nur in den wärmsten Tönen. Er schrieb die Kinderbücher "Rüter-Püter", "Ringelranken" und greift in seinem wunderbaren Werk "Köster Klickermann" auf seine Kindheitserinnerung zurück. Gefragt, wie er zum Schreiben gekommen ist, antwortete Rudolf Tarnow in seiner Mundart:
"Ick kreg mit'n Mal so'n Jieper tau fantesieren un tau riemen, un schrew allerhand Kram, un wenn'ck dat vörläsen ded, denn lachten de Lüd."
Rudolf Tarnow starb am 19. Mai 1933. Straßen und Schulen wurden nach ihm benannt, es gibt Symposien, Gesellschaften, Lesungen, Neuauflagen, Hörbücher und einen von ihm erdachten mecklenburgischen Globus.