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Schauspielerin Lucie Höflich

Vom berühmten Max Reinhardt entdeckt

Geboren: 20. Februar 1883 in Hannover
Gestorben: 9. Oktober 1956 in Berlin

Lucies Stiefvater mit dem Namen Höflich ist nicht ganz ohne Schuld an ihrem Berufswunsch, denn er steht bereits auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Eigentlich heißt sie Lucie von Holvede und stammt aus der ersten Ehe ihrer Mutter. Aber Höflich ist für eine Schauspielerin durchaus der passendere Name. Der berühmte Theaterregisseur Max Reinhardt erkennt sehr früh ihr Talent und beruft sie an das Deutsche Theater in Berlin, an dem auch von 1915-1918 Emil Jannings gewirkt hat, der spätere Oscarpreisträger und Ehemann von Lucie Höflich.
"Zum Film gehen" heißt in dieser Zeit: im Stummfilm arbeiten. Ein völlig neues Medium, geradezu eine Herausforderung für jeden Schauspieler. Nicht das gesprochene Wort bestimmt die Rolle, der körperliche Ausdruck, die Mimik ist ausschlaggebend.
Lucie Höflich gehört schließlich zu den herausragenden Interpretinnen. 1926 tritt sie in dem Film "Tartüff" gemeinsam mit Emil Jannings auf. Das geschieht auch in späteren Filmen. Anfang der 30er Jahre beginnt die Tonfilmära.
Vor und während des II. Weltkrieges wird Lucie Höflichs Talent immer wieder in bedeutenden und weniger bedeutenden Filmen gefordert. Sie spielt manchmal eine Rolle, die eigentlich nicht ihrem Weltbild entspricht. Bis 1940 nimmt sie Gastspielverträge mit der Volksbühne und dem Schillertheater in Berlin wahr. Viel wichtiger ist ihr die Arbeit als Leiterin der Staatlichen Schauspielschule in Berlin. Das Schauspielstudio, in dem sich junge Talente erproben, ist von ihr gegründet. Die bekannte Schauspielerin Inge Meysel bewirbt sich dort und wird angenommen.
Ab 1940 zieht sich Lucie Höflich aus der Schauspiel- und Schultätigkeit zurück, da sie sich mit dem Nationalsozialismus nicht arrangieren will. Erst nach dem Krieg, 1946, setzt sie ihre berufliche Laufbahn fort, nun in Schwerin. Sie wird hier, nachdem sie eine Schauspielschule in Schwerin gegründet hat, zur Schauspieldirektorin ernannt.
In Schwerin ist sie mit Inszenierungen, wie "Stürmischer Lebensabend", "Iphigenie auf Tauris" oder "Nathan der Weise" erfolgreich. Sie kennt die Filmszene und die bedeutenden Schauspieler, von denen sie einige für das Schweriner Theater gewinnen kann. Paul Wegner folgt ihrer Einladung und spielt gemeinsam mit Eduard von Winterstein in Lessings "Nathan der Weise".
Mit ihrem Wirken in Schwerin von 1946-1950 bleibt sie den Schwerinern unvergessen. Ihr wird der Professorentitel verliehen. Später erhält sie in der Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz und lebt nun in Westberlin.
Lucie Höflich, die etwas untersetzte, lebhafte Dame, besinnt sich auf ihre Erfolge als Filmschauspielerin. Sie ist wieder da. Namhafte Regisseure wie Helmut Käutner und Falck Harnack wollen sie in ihren Filmen sehen. Sie spielt 1955 in dem Film "Himmel ohne Sterne" und in "Anastasia, die letzte Zarentochter". Der Eindruck, den ihre Schauspielleistung hinterlässt, ist überwältigend: "völliges Verströmen, völliges Ausschenken bei Lucie Höflich, aber von einem gliedernden Verstand kontrolliert", urteilen Kritiker. Sie bleibt in Westberlin und arbeitet hier am Schiller- und Schlossparktheater. Im Alter von 73 Jahren stirbt sie, sechs Jahre nach ihrem Ehemann Emil Jannings.