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Dr.h.c. William Wolff

Ein Rabbiner der Herzen

Geboren: 13.02.1927 in Berlin

An seinem Geburtstag möchte niemand allein sein. Schon gar nicht, wenn er 90 wird. Deshalb hat die Landeshauptstadt ihrem Ehrenbürger William Wolff am 13. Februar 2017 zu seinem 90. Geburtstag mit einer Geburtstagsfeier im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais gratuliert. Genau dort hatte er drei Jahre zuvor mit der Ehrenbürger-Würde die höchste Auszeichnung der Stadt Schwerin erhalten.
In seiner Dankesrede nahm der gebürtige Berliner ganz selbstverständlich auf den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy Bezug und bekannte: "Ich bin ein Schweriner." Ein Schweriner ist er geblieben, obwohl der Ehrenrabbiner des Landes Mecklenburg-Vorpommern inzwischen wieder die meiste Zeit in England verbringt. Der kleine Mann, der 13 Jahre lang zum Stadtbild der Landeshauptstadt gehörte, bleibt auch für die Schweriner außerhalb der jüdischen Gemeinde ein "Rabbiner der Herzen".
An seinem 90. Geburtstag würdigte Stadtpräsident Stephan Nolte ihn als einen liebenswerten, gütigen Menschen und charismatischen Brückenbauer. "Seine Haltung als Mensch und Demokrat ist beispielhaft. Er vermittelt uns trotz der von ihm und seiner Familie erlittenen Vergangenheit stets Zuversicht auf eine Zukunft in friedlicher Toleranz." William Wolff wurde am 13. Februar 1927 in Berlin als Wilhelm Wolff geboren. Im September 1933 emigrierten seine Eltern mit ihm und seinen zwei Geschwistern zunächst nach Amsterdam und im August 1939 nach London. Nach seinem Ökonomie-Studium arbeitete Wolff jahrzehntelang als Journalist bei britischen Tageszeitungen wie dem Daily Mirror.
Erst mit 52 Jahren begann er 1979 eine fünfjährige Rabbiner-Ausbildung am Leo Baeck College in London und erhielt im Juli 1984 seine S'micha (Ordination). Er arbeitete in verschiedenen Gemeinden in Großbritannien. Mit 75 Jahren setzte er sich nicht zur Ruhe, sondern nahm 2002 das Angebot an, in Mecklenburg-Vorpommern als Religionslehrer für die beiden jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock zu arbeiten. Seither pendelte er zwischen Mecklenburg und seinem Wohnhaus in London, schrieb als ausgebildeter Journalist hin und wieder für englische Zeitungen, lernte noch einmal eine neue Sprache, um in Deutschland Predigten in Russisch für die meist jüdischen Emigranten aus der damaligen Sowjetunion zu halten.
William Wolff setzte sich maßgeblich für den Wiederaufbau der Schweriner Synagoge ein, die 2008 an jener Stelle wieder eingeweiht wurde, wo die 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge stand. 2014 erhielt er die Ehrenbürger-Würde von Schwerin. Sein Vertrag als Landesrabbiner endete am 31. März 2015, doch behielt er den Ehrentitel Landesrabbiner und kommt regelmäßig nach Mecklenburg-Vorpommern, um ehrenamtlich in seinen beiden jüdischen Gemeinden zu arbeiten. Jedoch bleibt ihm jetzt mehr Zeit für seine Liebhabereien: Yoga, Kirchenmusik, Pferderennen in Ascot (bei denen er nie gewinnt), Zeitungen und Bücher.