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Herzog Christian Louis I.

Vom Pech verfolgt und in Versailles zu Hause

Geboren: 1. Dezember 1623 in Schwerin
Gestorben: 21. Juni 1692 in Den Haag

Das Erbe, das der Vater ihm und seinen Brüdern Karl Leopold und Gustav, überlassen hat, lastet schwer auf ihnen. Das Land liegt durch den Dreißigjährigen Krieg zu weiten Teilen brach. Auseinandersetzungen mit den Ständen machten die Aufgabe nicht gerade leicht. Noch auf dem Sterbebett hatte der Vater sie vor der Übermacht der Stände gewarnt. Testamentarisch teilt der alte Landesfürst Adolf Friedrich das Land auf: Karl Leopold erhält das Land Ratzeburg, Christian Ludwig das Schweriner Land und Gustav das Bistum Schwerin. Soweit so gut, wenn es nicht nach dem Tode des Vaters zu Streitigkeiten zwischen den Brüdern über das Erbe gekommen wäre. Im Jahre 1659 stehen sich die Truppen der Kontrahenten auf dem Markt von Rostock gegenüber, bis die Bürgerschaft die Herzöge trennt.
Pech verfolgt ihn, nichts gelingt - was auch immer er in die Hand nimmt. Seine erste Ehe geht in die Brüche, denn er lässt seine Unzufriedenheit in Gewaltausbrüchen an seiner Ehefrau aus. Die Dienerschaft weiß von heftigem, nächtlichem Geschrei zu berichten. Das gab es auch in bäuerlichen Familien, aber von der Herrschaft erwarteten die Landeskinder etwas anderes. Christine Margarete verlässt ihn zwei Jahre nach der Eheschließung. Mit ihr schwindet Christian Ludwigs Hoffnung auf einen Thronerben. Nachbarländer scheinen sich das mecklenburgische Land als Schauplatz für Kriege ausgesucht zu haben. Den Schaden trägt das Land. Auch dessen ist Christian Ludwig leid, zumal eine Intervention an höherer Stelle ungehört verhallt.
Er geht auf Reisen und landet in Frankreich. Es lebt sich dort um einiges angenehmer als in seinem dem Luxus so fernen Land. Bald ist er auf dem Versailler Hof bekannt wie ein bunter Hund. Er fällt auf, ahmt in Kleidung und Auftreten den von ihm bewunderten französischen König Ludwig XIV. nach. Er tritt gar im Jahre 1663 zum katholischen Glauben über, um sich dem französischen König anzudienen. Immerhin ist er regierender Fürst und wünscht dessen Anerkennung, träumt von lukrativen Beziehungen Frankreichs mit seinem kleinen Land. Mehr noch, er träumt von einem Tausch - das Mecklenburger Herzogtum gegen ein französisches Herzogtum. Was für Aussichten für Mecklenburg-Schwerin.
Christian Louis mietet sich eine Wohnung, stattet sie fürstlich aus, wie es ihm zukommt und fordert von seinen Ministern in Schwerin immer wieder Geld. Aber es gibt nichts, schon gar nicht für seine Extravaganzen. Die Schweriner Minister, die ohnehin seine Regierungsgeschäfte allein erledigen müssen, sind verärgert.
Was liegt für Christian Louis näher, als sich wieder zu verheiraten? Er sieht sich um und wählt die französische Herzogin Isabelle Angèlique de Montmorency. Ihre Nähe zum Hof, ihr Charme und ihre Unbedarftheit beflügeln sein Vorhaben. Mit ihr muss es ihm gelingen, einen Thronerben in die Welt zu setzen und was beinahe wichtiger ist, sich seiner Schuldenlast zu entledigen.
Christian Ludwig gibt sich derweil seinen eigenen streckenweise so infantilen Leidenschaften hin und bleibt auch fürderhin seinem Land fern. Er überlässt seinen Ministern das Regieren, verlässt irgendwann sogar Frankreich, das ihm erstaunt und kopfschüttelnd hinterher sieht, und stirbt 1692 in Holland.