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Bertha Klingberg

Die Blumenfrau von Schwerin

Geboren: 21. Oktober 1898 in Hamburg
Gestorben: 7. November 2005 in Schwerin

Bertha Klingberg ist zwar in Hamburg geboren, sie wächst jedoch im mecklenburgischen Bützow auf. Da ihre Lieblingstante in Schwerin lebt, besucht sie diese Stadt so oft sie es kann. Sie sieht die Blumenpracht überall in dieser faszinierenden Stadt mit ihrem Märchenschloss und den vielen verwunschenen Häusern und Gassen und beschließt wahrscheinlich schon damals für sich, hier leben zu wollen. Bertha erlebt ein Jahrhundert der Gegensätze, der Kriege, der Nöte, der Ängste, der Ideologien und letztendlich der Demokratie. Während des Ersten Weltkrieges verliert sie ihren Mann, der an einer Verwundung stirbt. Sie erlebt und überlebt die Abdankung des Monarchen, den Taumel der Weimarer Republik sowie die Entwürdigung eines gesamten Volkes während der Zeit des Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, der an Grausamkeit alles übertrifft, was es an Vergleichbarem gegeben hat.
Als Marlene Dietrich das berühmte Lied "Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?" singt, pflanzt Bertha Blumen in ihrem Garten und verkauft sie auf dem Schlachtermarkt. Ein russischer Offizier kauft nach dem Krieg als erster Blumen bei ihr und rät ihr, mit dem Verkauf von Blumen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Berthas unverwechselbares Auftreten, das sie im Laufe der Jahrzehnte zu einem Original von Schwerin macht, ist verbunden mit ihrer für sie so typischen mecklenburgischen Rehnaer Tracht. Die wenigsten sehen sie anders als unter der Haube und den ländlich traditionellen Rüschen, sitzend auf einem Fahrrad, die Mecklenburgstraße entlang radelnd, vorn im Korb ihre wunderbaren Blumen zum Verkauf darbietend. Bertha Klingberg wird zur Blumenfrau von Schwerin. Niemand, der sie nicht kennt, niemand, der sie und ihre Blumen nicht mag, niemand, der ihr nicht nachsieht, mit einem flüchtigen Sonnenstrahl in den Mundwinkeln. Dort, wo sie steht, entwickelt sich stets ein kleiner Kreis, vertieft im freundlichen Gespräch über den letzten Urlaub, den Anbau bestimmter Pflanzensorten oder aber auch über die Politik. Nachdem das vierte Gesellschaftssystem zusammengebrochen ist, das sie miterlebt hat und das neue Land in einem fünften System sich die Frage stellt, welches die Landeshauptstadt werden soll, engagiert sich die Blumenfrau, die mittlerweile die neunziger Lebensjahre überschritten hat, und startet eine Unterschriftensammlung für ihr geliebtes Schwerin. Sie sammelt nicht weniger als 17.000 Unterschriften für Schwerin und trägt damit maßgeblich dazu bei, dass die alte Residenzstadt auch die neue wird. Schwerin dankt es von ganzem Herzen, ernennt die Blumenfrau zur Ehrenbürgerin und schenkt ihr den Ehrenring der Stadt. Sie ist die erste und einzige Frau, die diese Ehrung bisher erhalten hat. Als dann Schwerin die Zusage erhält, die Bundesgartenschau gestalten zu dürfen, ist ihr Glück vollständig. Sie ist nun schon 102 Jahre alt und verkündet lebensfroh wie ihre Blumen, dass sie sich darauf freuen werde, die BUGA zu eröffnen. Dass sie dann 111 Jahre werden müsste, spielt für sie keine Rolle. Die Schweriner Blumenfrau ist ohnehin schon ein Bestandteil der Geschichte ihrer Stadt geworden, was spielen da Jahre schon für eine Rolle? Bertha Klingberg stirbt im Jahre 2005 und wird 107. Die Schweriner nennen den Platz vor dem Haupteingang zur Bundesgartenschau nach ihrer Blumenfrau und setzen sie in Bronze dorthin in Rehnaer Tracht mit einem Blumenstrauß.