Gehe zum Inhalt, überspringe Menüs

 

August Felten

Bekanntes Schweriner Original

Geboren: 1858
Gestorben: 12. November 1931 in Schwerin

"Oll Felten" haben ihn die Schweriner in ihrer ruhigen humorigen Art getauft. Der Straßenfeger ist selbstbewusst wie ein Pfau, hat die Mentalität eines Einzelgängers und ist arbeitsam wie ein Fabrikarbeiter. Auf dem Ziegenmarkt nimmt August Felten seine von ihm selbst festgelegte Pausenzeit ein. Der Grund für diesen Platz ist eine kleine Schnapsbude. Es gibt immer wieder Schweriner, die ihrem "Oll Felten" einen Weinbrand spendieren. Oft genug gehen mit ihm und seinem Mundwerk die mecklenburgischen Pferde durch. Wenn Felten zum Beispiel auf dem Wochenmarkt zu fegen beginnt, genau dort wo Butter, Eier, Fleisch und Gemüse verkauft werden, am besten noch genau zur Mittagszeit und sich der eine und der andere Schweriner über den von ihm produzierten Platzverbrauch zwischen den Ständen aufregt, schallt es energisch zurück: "Wenn ick hier fägen dau, hett hier keiner wat tau gahn! - Wenn ich hier fege, dann hat hier keiner zu gehen!"

Die Schweriner sahen über diese Grobheiten dennoch großzügig hinweg, denn sie wussten, das August Felten, ihr "Oll Felten", einen guten Kern hatte. Zum Beispiel, als Schwerin eines Winters unter dem stetigen Frost stöhnte und der See zugefroren war, richtete die Stadt auf dem "Beutel", dem kleinen Bodden neben dem Schloss, ein Kinderfest aus und beauftragte August Felten, die Eisfläche zu diesem Zweck vom Schnee zu befreien. Oll Felten fegt und fegt und kaum war er mit dem einem Ende fertig, ist das andere Ende schon wieder verschneit. Der über siebzig Jahre alte Felten schnauft kurz und trotzig und fegt noch einmal, aber wiederum mit dem gleichen Ergebnis. Felten dreht sich wütend im Kreis, denkt an die kleinen Nervensägen, die ihn mit ihren Spottversen stets zu necken pflegen und beginnt, still vor sich hin zu lächeln, dann fegt er zum dritten Mal die Eisfläche des Beutels. Er liebt eben seine Schweriner auf seine Weise. Sein Geld bekommt er von der Stadt. Er kann keine offiziellen Rechnungen schreiben und so kritzelt er auf einen kleinen Zettel: "Fief Mark. Dreemal den groten herzoglichen Büdel rup un run fägt." Jeder kennt ihn und seine einfache direkte Art und sie wissen ihn zu schätzen, sodass die dankbare Stadt und ihre Kämmerer ihm ohne Beanstandungen sein Geld auszahlen.

Als August Felten, in Schwerin bekannt als das Original "Oll Felten", am 12. November 1931 mit 79 Jahren stirbt, kennt ihn ganz Schwerin. Er führte ein Leben in Armut, er machte keine Erfindungen, er schrieb niemals Geschichte, vollführte keine besondere Tat, aber den Schwerinern ist seine eigene verschrobene und doch so liebenswürdige Art stets in Erinnerung geblieben. Seit 2013 erinnert vor der Sparkasse auf dem Marienplatz eine lebensgroße Bronzeskulptur an den schrulligen Straßenkehrer.