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Aegidius Faber

Die Geschichte einer Stadt ist immer auch die individuelle Lebensgeschichte der Persönlichkeiten, die in ihr wirkten. Unser Autor Andreas Fritz-Blessmann stellt 20 wichtige Männer und Frauen vor, die in den vergangenen Jahrhunderten in und für Schwerin wirkten.

Prediger der Reformation in Schwerin

Geboren: 1490 in Kremnitz
Gestorben: 6. April 1558 in Boizenburg

Niemand geringeres als der Vater der Reformation, Martin Luther, schreibt eine Einleitung für sein Buch "Von dem falschen Blut und Abgott im Thum zu Schwerin". Verfasst vom Schweriner Prediger der Reformation - Aegidius Faber.
Es ist die Zeit der Reformation und die Zeit des Humanismus. Der mecklenburgische Herzog Heinrich V., genannt der Friedfertige, ruft den in Ungarn geborenen Prediger Aegidius Faber 1531 nach Schwerin, um dieser Glaubenssackgasse ein Ende zu setzen und die Reformation in Mecklenburg einzuführen.
Aegidius Faber erfüllt seinen Wunsch und wird Schwerins erster Stadtreformator. Seine ersten theologischen und humanistischen Erkenntnisse erhält er als junger Mann im ungarischen Buda. Danach geht er weiter nach Augsburg und schreibt sich 1529 nun schon als Magister an der Universität Wittenberg ein. Hier begegnet er Martin Luther.
Es ist nur zu verständlich, dass er von dem großen Reformator beeinflusst wird und gegen den Ablasshandel sowie die Vorherrschaft des dogmatischen katholischen Glaubens in all seinen Schattierungen zu predigen beginnt.
Luther empfiehlt ihn dem aufgeklärten Mecklenburger Herzog Heinrich V..
In Mecklenburg trifft Faber auf den norddeutschen Tetzel, einen erzkatholischen Prediger mit Namen Arzimboldus, der den Ablasshandel auf den Höhepunkt treibt. Gegen Arzimboldus ist schon der Prinzenerzieher des Herzogs in Schwerin, der Magister der Philosophie Konrad Pegel angetreten, dennoch gilt in Schwerin, wie im übrigen Mecklenburg, immer noch der von dem Muchower Pastor geprägte Satz: `Wer von Christus nicht durch die Himmelstür eingelassen wird, von Maria durchs Fenster aufgenommen werde.´
Schwerin selbst, mit seinem Dom, gilt zu diesem Zeitpunkt immer noch als Wallfahrtsort heiliger Reliquienverehrung. Der Schweriner Graf Heinrich I. brachte einst von seinem Kreuzzug gen Süden einen Dorn von der Krone Christi und einen Blutstropfen von ihm selbst mit und überließ diese Reliquien dem Dom. Seitdem pilgern Tausende nach Schwerin, um diese Reliquien zu sehen und vor ihnen zu beten.
Faber wendet sich in deutlichen Sätzen gegen diese überholte Reliquien- und Wunderverehrung und schreibt ein Buch mit dem Titel "Von dem falschen Blut und Abgott im Thum zu Schwerin." Und leitet damit endgültig die Reformation in der Stadt ein.
Faber wechselt später an den Hof des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz, dann wird er Pfarrer in Dessau, kehrt später wieder nach Liegnitz zurück, wo er den Herzog öffentlich ermahnt, an den Gottesdiensten teilzunehmen. Er wird mit Haft belegt und geht daraufhin nach Boizenburg.
Was für die Rostocker der bedeutende Reformator Joachim Slüter, in Wismar Heinrich Möller und in Güstrow Joachim Kruse war, das war in Schwerin Aegidius Faber. Sie alle schufen die Grundlage des reformatorischen Gedankengutes und bereiteten den Tag im Jahre 1547 vor, an dem die Reformation an der Sagsdorfer Brücke in Mecklenburg Einzug hielt.