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6. Natur und Städtebau - ein Gegensatz?

6.1 Was Städtebau mit Natur zu tun hat

In den zurückliegenden Jahren hat sich die Stadt Nordhorn zur Schaffung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten immer mehr ausgedehnt. Dies bedeutete in der Konsequenz auch eine Beeinträchtigung von stadtnahen Landschaftsräumen. Jede dieser vielfältigen Bautätigkeiten und städtebaulichen Planungen hat zwangsläufig den Verbrauch von Landschaft zur Folge. Was liegt also näher, als der Natur einen Teil dieser Verluste zurückzugeben? Wir helfen so nicht nur der Natur, sondern auch uns selber. Durch die Aufnahme von Natur in den Städtebau, also eine Berücksichtigung und Einbindung vorhandener natürlicher Gegebenheiten in die neu geplanten Siedlungsräume, erhalten die Bewohner der Stadt Nordhorn ein lebenswertes Wohnumfeld, welches nicht nur aus Straßen, Parkplätzen und Einkaufsmöglichkeiten besteht.

In den vergangenen Jahren sind seitens der Stadt Nordhorn zahlreiche Maßnahmen zur Aufwertung des Wohnumfeldes realisiert worden:
  • die meisten städtischen Plätze sind "grün" und laden zum Verweilen ein,

  • großzügige Parkanlagen (Stadtpark, Tierpark, Vechtesee, etc.),

  • Rad-/Wanderwege und Wasserverbindungen (Vechte und Kanäle).

Aber auch wer ein Haus errichtet, ist verantwortlich für die Natur. Die Förderung sowie Vernetzung von Natur innerhalb von Neubaugebieten und deren Hausgärten führt zu einer Verbesserung der Qualität von Gewässern, Böden, Luft und fördert die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. Im Ergebnis bedeutet dies mehr Lebensqualität für den Menschen.

Die Stadt Nordhorn ist bestrebt, über die Bauleitplanung ein hohes Maß an Natur im Städtebau zu verwirklichen. Dies geschieht über Bebauungspläne und die sie begleitenden Grünordnungspläne. Mit diesen Planwerken wird die bauliche und sonstige Nutzung von Grundstücken innerhalb des Stadtgebietes geregelt.

6.2 Grünordnungspläne - Naturschutz und Landschaftspflege

Der Grünordnungsplan ist Bestandteil des Bebauungsplanes und stellt die erforderlichen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zum Ausgleich eines baulichen Eingriffes dar. Mit diesen Maßnahmen wird eine menschenwürdige Umwelt gesichert, werden die natürlichen Lebensgrundlagen geschützt und entwickelt. Hier einige Beispiele dafür, was jeder einzelne bei seinem Bauvorhaben für den Naturschutz und die Landschaftspflege tun kann:
  • Anpflanzung und Erhalt von standortheimischen Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen (vgl. "Abschnitt 6.3")

  • Rückhaltung von gesammeltem Niederschlagswasser (vgl. "Abschnitt 6.7")

  • Fassaden- und Dachbegrünungen (vgl. "Abschnitt 6.4")

  • Schaffen und Erhalten von Grünflächen (vgl. "Abschnitt 6.5")

  • Begrenzung der Versiegelung innerhalb von Baugebieten (vgl. "Abschnitt 6.6")

  • Verwendung von Niederschlagswasser als Brauchwasser (vgl. "Abschnitt 6.8")

Möglichkeiten zur Gestaltung des Grundstückes innerhalb eines Wohngebietes können über Grünordnungspläne geregelt und als Festsetzungen für den einzelnen Hausbauer im Grünordnungsplan enthalten sein.

6.3 Anpflanzung und Erhalt von standortheimischen Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen

Bäume, Sträucher und sonstige Bepflanzungen prägen seit langer Zeit kulturgeschichtlich den Siedlungsraum des Menschen. Angesichts immer stärker zurückgehender Freiräume stellen sie in besonderem Maße das Grün in der Stadt dar. In der nachfolgenden Liste sind empfehlenswerte Bäume und Sträucher zur Anpflanzung in Hausgärten aufgeführt:

Standort heimischer Gehölze für den Garten

Deutscher Name: Schwarz-Erle
Botanischer Name: Alnus glutinosa
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig-halbschattig

Deutscher Name: Sand-Birke
Botanischer Name: Betula pendula
Bodenansprüche: leichte bis mittlere
Stand: sonnig-halbschattig

Deutscher Name: Echte Taubenkirsche
Botanischer Name: Prunus padus
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: halbschattig-schattig

Deutscher Name: Schlehe
Botanischer Name: Prunus spinosa
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig

Deutscher Name: Haselstrauch
Botanischer Name: Corylus avellana
Bodenansprüche: mittlere bis schwere
Stand: sonnig-halbschattig

Deutscher Name: Stiel-Eiche
Botanischer Name: Quercus robur
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig-halbschattig

Deutscher Name: Silber-Weide
Botanischer Name: Salix alba
Bodenansprüche: mittlere bis schwere
Stand: sonnig

Deutscher Name: Ohr-Weide
Botanischer Name: Salix aurita
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig

Deutscher Name: Sal-Weide
Botanischer Name: Salix caprea
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig

Deutscher Name: Grau-Weide
Botanischer Name: Salix cinerea
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig

Deutscher Name: Schwarzer Holunder
Botanischer Name: Sambucus nigra
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig-schattig

Deutscher Name: Eberesche
Botanischer Name: Sorbus aucuparia
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: sonnig-halbschattig

Deutscher Name: Brombeere
Botanischer Name: Rubus fruticosus
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: halbschattig-schattig

Deutscher Name: Himbeere
Botanischer Name: Rubus idaeus
Bodenansprüche: leichte bis schwere
Stand: halbschattig-schattig

Empfehlenswerte Obstbäume für den Hausgarten
(5-10 jährige Hochstämme)

Deutscher Name: Walnuss
Botanischer Name: lat. Juglans regia

Deutscher Name: Apfel
Botanischer Name: Malus sylvestirs/"Schöner aus Lutten"/"Ostfriesischer Striebling"/"Pannemanns Tafelapfel"

Deutscher Name: Kirsche
Botanischer Name: Prunus avium L./"Oktavia"

Deutscher Name: Birne
Botanischer Name: Pyrus Communis/"Neue Poiteau"/"Gellerts Butterbirne"

Die Anpflanzung von alten Obstgehölzen in Hausgärten ist aufgrund des ökologischen und des hohen Erlebniswertes von besonderer Bedeutung. Außerdem sind diese besonders widerstandsfähig und die Früchte wohlschmeckend.

6.4 Fassaden- und Dachbegrünungen

Unter Fassadenbegrünung ist die vollständige oder teilweise Bedeckung der Wände mit ausdauernden Kletterpflanzen zu verstehen. Hierbei und auch bei der Dachbegrünung sind die vorgegebenen bau- und vegetationstechnischen Begrünungsvorschriften sowie Sicherheitsvorschriften zu beachten. Bei der Auswahl von geeigneten Fassadenbegrünungen sind die Sonneneinstrahlung, die Oberflächenbeschaffenheit der Wand sowie die kleinräumigen Klimaverhältnisse für die Wuchsleistungen maßgebend.

In der Praxis haben sich folgende Begrünungsformen bewährt:
  • Südwände mit blattwerfendem, sommergrünem Bewuchs (sommerlicher Schattenwurf und hohe Einstrahlgewinne im übrigen Jahr), z. B. wilder Wein

  • Westwände und Nordwände mit immergrünem Bewuchs (Wetterschutz, Wärmepolster), z. B. Efeu

  • Ostwände je nach örtlicher Situation (immergrün in ungeschützter Lage oder sommergrün für Wärme- und Einstrahlgewinne), z. B. Kletterhortensie

Die Herstellungskosten sind, sofern keine aufwendigen Stützhilfen erstellt werden müssen, vergleichsweise gering. In der nachfolgenden Liste sind exemplarisch einige bewährte und ausdauernde Pflanzen zur Fassadenbegründung aufgeführt.

Unter einer Fassaden- und Dachbegrünung liegt die Fassade bzw. Dachabdichtung wirksam geschützt vor UV-Strahlung, Hagelschlag, Hitze und Kälte. Temperaturbedingte Spannungen werden verhindert bzw. gemindert; die Lebensdauer der Fassade bzw. Dachabdichtung wird somit wesentlich erhöht. Kletterpflanzen zerstören oder beschädigen Hauswände nicht. Sie wachsen nicht in die Mauer hinein, sondern benutzen sie nur als Stütze. Für Wandbegrünungen mit Haftorganen, wie Efeu, Wilder Wein oder Kletter-Hortensie ist jedoch Voraussetzung, dass die Fassade ohne Schäden ist. Ein Gerüst für Schling- und Rankpflanzen kann aber an jeder Hauswand stehen.

Kletterpflanzen für die Fassadenbegrünung

Deutscher Name: Waldrebe
Botanischer Name: Clematis hybriden

Deutscher Name: Wilder Hopfen
Botanischer Name: Humulus lupulus

Deutscher Name: Efeu
Botanischer Name: Hedera helix

Deutscher Name: Knöterich
Botanischer Name: Polygonum aubertii

Deutscher Name: Kletter-Hortensie
Botanischer Name: Hydrangea petiolaris

Deutscher Name: Winter-Jasmin
Botanischer Name: Jasminum nudiflorum

Deutscher Name: vJelängerjelieber, Geißblatt
Botanischer Name: Lonicera caprifolium

Deutscher Name: Echter Wein
Botanischer Name: Vitis-Hybriden)

Deutscher Name: Wilder Wein
Botanischer Name: Parthenocissus quinquefolia

Deutscher Name: Dreifinger-Wein
Botanischer Name: Parthenocissus tricus "Veitchii"

Deutscher Name: Wilde Rebe
Botanischer Name: Vitis coignetiae

Deutscher Name: Blauregen, Glyzine
Botanischer Name: Wisteria sinensis

Deutscher Name: Kletterrosen, Ranblerrosen
Botanischer Name: Rosa spec.

6.5 Schaffung und Erhalt von Grünflächen

Unter Grünflächen versteht man baulich nicht genutzte Bereiche innerhalb geschlossener Siedlungsflächen, die bepflanzt oder begrast sind. Hierunter werden Parkanlagen, Grünzüge, Kleingärten, Sport-, Spielplätze, Friedhöfe usw. zusammengefasst. Bei diesen Anlagen handelt es sich überwiegend um Flächen, die durch die Kommune angelegt und gepflegt werden. Diese Flächen haben aufgrund ihrer Größe, Stabilität und Vernetzung eine besondere stadtökologische Bedeutung.

Aus diesem Grund wird in den Grünordnungsplänen der Stadt Nordhorn besonders viel Wert auf den Erhalt und die Anpflanzung von Grünzügen wie Hecken, Gebüschen und Baumreihen gelegt. Zusätzlich dienen Grünzüge der Luftreinhaltung sowie dem Klima- und Lärmschutz.

6.6 Begrenzung der Versiegelung innerhalb von Baugebieten

Unter Bodenversiegelung wird die Verdichtung eines offenen, natürlichen Bodens einschließlich seiner Überdeckung mit undurchlässigen Materialien verstanden. Vor allem in städtischen Verdichtungsgebieten führt dies zu einem Verlust an Grün- und Freiflächen und zu einer Verschlechterung des Wasserhaushaltes, des Stadtklimas, der Pflanzen- und Tierwelt. Insgesamt führt eine übermäßige Bodenversiegelung zu einem erheblichen Verlust an Umweltqualität. Hier kann durch die Begrenzung der Bodenversiegelung auf privaten Grundstücken viel für die Umwelt erreicht werden.

Mögliche weitere Maßnahmen wären:
  • Verwendung von wasserdurchlässigen Wegematerialien

  • Verzicht auf unnötig versiegelte Flächen im Hausgarten (Wege und Plätze)

  • Anlegung offener Beete statt Kiesflächen auf Folien

6.7 Rückhaltung von gesammeltem Niederschlagswasser

Jede Bautätigkeit ist mit der Befestigung und Versiegelung von Flächen verbunden. Hierdurch wird die Versickerung und Speicherung von Niederschlagswasser am Ort des Auftretens weitgehend verhindert.

Ein vorrangiges Ziel sollte es sein, soweit wie möglich das Niederschlagswasser auf dem betreffenden Grundstück direkt zu versickern. Als kleines Wasserreservoir und Sammelbecken kann z. B. ein Gartenteich gebaut werden, der dann auch für einige Tier- und Pflanzenarten Lebensraum schafft.

6.8 Nutzung von Regenwasser für Haus und Garten

Besonders beim Neubau lässt sich von vornherein gut und günstig ein zweites Wasserleitungssystem einbauen, das die Nutzung von Regenwasser als Brauchwasser ermöglicht. Regenwasser kann dabei als besonders weiches und sauberes Wasser für die Waschmaschine aber auch die Toilettenspülungen verwendet werden. Außerhalb des Hauses kann das gesammelte Regenwasser zur Gartenbewässerung eingesetzt werden, was den Verbrauch des aufwendig aufbereiteten Trinkwassers verringert.

Voraussetzung für die Nutzung von Regenwasser ist der Einbau eines großen Sammelbehälters (Zisterne) auf dem Grundstück, der z. B. unter dem Carport oder der Garage gut "versteckt" bzw. ohne weiteren Flächenverbrauch eingebaut werden kann. Zu beachten ist dabei, dass für die Berechnung der Abwassermengen aus dem Haushalt und letztlich der Abwassergebühren ein eigener Zähler für den Wasserbezug aus der Zisterne installiert werden muss.

Weitere Auskünfte zu den Themen Natur und Städtebau erteilt die Abteilung Stadtplanung und Umwelt des Amtes für Stadtentwicklung, Telefon 05921 878-194/-433.