Gehe zum Inhalt, überspringe Menüs

 

Aus der Geschichte Luckaus

Der Raum Luckau begünstigte schon frühzeitig naturräumlich mit seiner flachwelligen Oberflächenformung, dem Vorhandensein zahlreicher Gewässer und relativ fruchtbarem Boden die Ansiedlung von Menschen.
Noch sichtbare Zeugen einer vor-deutschen Besiedlung sind die Burganlagen aus slawischer Zeit. Der Luckauer Schlossberg ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein solcher slawischer Burgwall ("Borchelt") im Siedlungsgebiet der Lusici. Den Lusici verdankt die Lausitz, insbesondere die Niederlausitz, ihren Namen. In den Kämpfen zu Beginn des 11. Jahrhunderts zwischen dem polnischen und deutschen Feudalstaat um den Besitz der Lausitz spielte Liubusua als Hauptort der Lusici eine wichtige Rolle. Bisher fehlen Beweise für die genaue Lage von Liubusua. Nach anhaltenden Kämpfen seit 932 wurde schließlich im Jahre 1031 die Lausitz dem Deutschen Reich einverleibt. Auf Grund besonderer wirtschaftlicher, politischer und militärischer Gunst, der Lage an Fernhandelswegen und an einem Flussübergang (Berste) entwickelte sich hier aus der slawischen Burg spätestens im 12. Jahrhundert ein deutscher Herrensitz, aus dem der 1301 erwähnte landesherrliche Verwaltungssitz der Niederlausitz hervorging.
Unser Schlossberg gehört demzufolge zu den wenigen slawischen Burgen, die bis ins hohe Mittelalter eine kontinuierliche Besiedlung aufweisen. Ein zweiter Siedlungskern darf um die Georgenkapelle vermutet werden, welche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt.
Das planmäßige Zusammenwachsen beider Siedlungskerne zur Stadt hat sicherlich spätestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen größeren Kirchenbau erforderlich gemacht. Zweckmäßigste Stelle dafür war offensichtlich der Standort der angenommenen Johanniskirche.
Im Jahre 1291 wird die Nikolaikirche in einem Spendenaufruf des Bischofs Bruno von Naumburg erstmals erwähnt. Die älteste bekannte Urkunde, die Luckau als Ort erwähnt, stammt aus dem Jahre 1276. Luckau, damals als "Lukkowe" bezeichnet, wird vom Wortstamm her niedersorbisch mit Lauch oder Wiese übersetzt; obwohl die Übersetzung für "Lug" (sumpfige Niederung) wohl am ehesten zutrifft. 1297 erscheint Luckau in Urkunden als "Civitas". Seit 1290 sind wertvolle Archivalien zur Stadtgeschichte im Stadtarchiv (einzusehen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam) erhalten geblieben. Deshalb wissen wir auch, dass 1290 Luckau das Recht gewährt wurde, Viehmärkte zu halten und Zoll zu erheben. Kirchliche Gründungen beeinflussten maßgeblich die Ausdehnung der Stadt. Im Ostteil entstand seit 1291 das Dominikanerkloster. In einem gekauften Hof an der Stadtmauer im Südteil ("Mönchhof") befand sich seit 1298 eine Terminei des Zisterzienserklosters Dobrilugk (Doberlug). Das Stadtsiegel aus dieser Zeit zeigt eine ummauerte Stadt, was sicherlich ein Hinweis darauf ist, dass Luckau Ende des 13. Jahrhunderts bereits befestigt war und eine Stadtmauer hatte. Als kirchliche Gründungen sind die Hospitäler "Zum Heiligen Geist" (1361) und "Zum Heiligen Kreuz" (1368) zugleich Ausgangspunkte für die Entstehung der Vorstädte vor dem Sandoer und Calauer Stadttor spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gewesen. Die Vorstadtbewohner schlossen sich zu Kommunen, den "Noppern" (Nachbargemeinschaften) zusammen. 1523 werden sie erstmals genannt, und zwar die "Noppern vom Töpferende". Nachdem unser Gebiet ab 1135 zur Mark Meißen, zwischenzeitlich zu Brandenburg und Bayern gehört hat, wurde die Niederlausitz 1370 Besitz der Böhmischen Krone. Damit begann für Luckau eine Zeit wirtschaftlicher Blüte, die über die Regierungszeit Kaiser Karl IV. weit hinausreichte. Im Jahre 1375 erhielt St. Nikolai die von Kaiser Karl IV. in Rom erworbene Reliquie Haupt des Heiligen Paulinus von Lucca - für welche man einen Altar und eine Kapelle errichtete. Damit erhielt die Nikolaikirche offenbar den Charakter einer Wallfahrtskirche. Mit einer Gesamtaußenlänge von etwa 71 m ist sie mit der Oberkirche in Cottbus und der Nikolaikirche in Berlin vergleichbar.
Abgesehen von der Bautätigkeit belegen auch andere Bereiche den wachsenden Wohlstand der Stadt im Mittelalter. Seit 1382 ist für Luckau das Münzrecht nachweisbar, seit 1384 als älteste Zunft die der Schuhmacher. Ausdruck dessen ist außerdem der zunehmende Besitz Luckauer Bürger und des Rates von Land und Rechten in verschiedenen Dörfern der Umgebung, den sogenannten Ratsdörfern: Zaacko (1348), Sando (1358), Wierigsdorf (1358/1515), Wittmannsdorf (1366), Cahnsdorf, (1377), Zöllmersdorf (1384), Gossmar (1390), Alteno (1397/1555), Gehren (1400), Sagritz (1407), Herrschaft Reichwalde mit Duben, Freiwalde, Groß-Lubolz, Niewitz, Schönwalde (1414), Groß Radden und Klein Radden (1430?), Schiebsdorf (1455/1572), Karche (1538), Schollen (1554) und Wentdorf (1646). Luckau zählte neben Guben zu den großen Städten der Niederlausitz. Von den in der Zeit zwischen 1429 und 1433 hier aufflammenden Hussitenstürmen blieb unsere Stadt weitestgehend verschont. Die günstige Lage am Schnittpunkt mehrerer Handelsstraßen - hingewiesen sei nur auf die Messestraße (Frankfurt/Oder - Leipzig) und auf die Salzstraße (Magdeburg/Glogau), sicherte Zolleinnahmen. Reichtum und Wohlstand der Stadt Luckau spiegeln sich vor allem auch in der Verleihung des Titels "Hauptstadt des Markgraftums Niederlausitz" wider. Dies wurde am 12. Dezember 1492 neben dem Recht, mit rotem Wachs zu siegeln beurkundet. Die Hohe Gerichtsbarkeit erwarb der Rat im Jahre 1497. Im Zuge der Reformation vermehrten sich auch in Luckau die Klagen gegen die Papstkirche. 1529 traf sich der Luckauer Rat mit Wittenberger Reformatoren im nahegelegenen Zöllmersdorf, um sich über Kirchenverbesserungen zu verständigen. Bereits 1533 schaffte der Luckauer Rat die papistische Messe der Nikolaikirche ab. Die Streitigkeiten um den Klosterbesitz entschied 1547 der Magdeburger Schöppenstuhl zugunsten der Stadt.

Bleibende Verdienste um die Neuordnung des Bildungswesens im humanistischen Sinne hat auch für Luckau Philipp Melanchthon erlangt. Überhaupt bestand eine rege Verbindung mit Wittenberg, dem Zentrum der Reformation. Allerdings erlangte das Lutherische Glaubensbekenntnis in unserem Gebiet erst mit dem Prager Friedensschluss von 1635, als die Niederlausitz in den Besitz Sachsens überging, die volle Garantie. Im 30jährigen Krieg hatte Luckau besonders unter den Belagerungen, den Abgaben und der Pest schwer zu leiden. Verheerend wirkten sich der Großbrand von 1644 und die folgenden Stadtbrände von 1652 und 1666 aus. Der Wiederaufbau Luckaus zog sich bis ins 18. Jahrhundert hin. Abgesehen von einigen besonderen Leistungen - erinnert sei vor allem an die drei prächtigen Bürgerhäuser am Markt, an die 1615 privilegierte Löwen-Apotheke, an die bauliche Instandsetzung und barocke Ausstattung der Nikolaikirche, an den 1697 erfolgten Ausbau der Georgenkapelle als Wache, an den Schulbau von 1726 und Hospitalbau von 1727 geriet Luckau im ausgehenden 18. Jahrhundert wirtschaftlich gesehen immer mehr ins Hintertreffen. Die ehemaligen Klostergebäude dienten seit 1747 als Zucht- und Armenhaus, ferner als Irrenanstalt, Waisenhaus, Lehrerseminar und seit 1872 ausschließlich als Zuchthaus. Bis 1834 galt Luckau als befestigte Stadt und unterstand der Militärbehörde. Das Kriegsgeschehen des Jahres 1813 ging auch hier nicht spurlos vorüber. Das 12. Französiche Korps unter Qudinot sollte Berlin zurückerobern. Preußen und Russen unter Bülow konnten den Vormarsch der französischen Armee durch das für sie siegreiche Gefecht am 4. Juni 1813 vereiteln. Dieser Sieg hatte seinen Preis, denn die Calauer Vorstadt brannte ab. Nach den Kampfhandlungen vom 28. August 1813 musste die französische Garnison Luckau verlassen. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel die bis dahin sächsische Niederlausitz und damit auch der Luckauer Kreis an Preußen. Infolge der Verwaltungsreform wurde Luckau Kreisstadt. Seit etwa 1830 zeigten sich in Luckau Ansätze der Industrialisierung in der Gründung einer Druckerei, einer Teppichfabrik mit Dampfmaschinenbetrieb (1834-1885), der Zigarrenfabrikation (1844-1927) und einer Brauerei (1845). Der technische Fortschritt in damaliger Zeit wurde in der ersten Straßenbeleuchtung (Öl) 1834, in der Einrichtung einer Telegraphenstation 1862, in dem teilweise erfolgten Ersatz der Holzröhren-Wasserleitung (1670) durch eiserne Röhren (1868-1870) und im Bau der Gasanstalt 1866 sichtbar. Äußerst nachteilig für das Wirtschaftsleben wirkte der späte Anschluss an das Eisenbahnnetz (1897-98). In der überwiegend durch Ackerbürger, Handwerk, Handel und Beamte geprägten Stadt stieg die Einwohnerzahl zwischen 1817 und 1861 von 2895 auf 4853 Personen. Heute sprechen wir von etwa 6000 Einwohnern, wobei die Einwohnerzahl des Kreises bei 30000 liegt. In den beiden Weltkriegen blieb die Luckauer Altstadt unversehrt. Deshalb ist uns das unverwechselbare Stadtbild mit der besonderen Kleinstadt-Idylle erhalten geblieben.
entnommen aus:
Tucek: Luckau - Ein historischer Rundgang. Horb am Neckar. 1. Auflage 1992