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Stadtgeschichte

Die Geschichte der Wappen

Das Hattersheimer Wappen, der geteilte Schild mit dem roten Löwen und der silbernen Lilie, wurde erst ab 1954 entwickelt und 1963 offiziell von der hessischen Landesregierung anerkannt. Der Löwe galt schon immer als Sinnbild herrscherlicher Kraft und wurde deshalb gern als Wappentier verwandt. Die Lilie war im Mittelalter Sinnbild für Reinheit und Unschuld. Sie wurde daher zum Sinnbild der Muttergottes. Da die Jungfrau Maria zunächst Schutzpatronin der Hattersheimer Kirche war und sie deshalb auch in das alte Gerichtssiegel gesetzt wurde, kann die Lilie im Wappen diese historische Erinnerung mit einschließen.

Das Eddersheimer Wappen ist in Silber gehalten mit einem blauen Ring, durchzogen von einer grünen Wolfsangel. Bereits im Gerichtssiegel und später auf Gemarkungsgrenzsteinen ist es zu sehen, damit also seit 1658 bekannt.

Einen silbernen Eichbaum mit goldenen Eicheln auf schwarzem Grund stellt das Okrifteler Wappen dar. Seit 1938 wird dieses Wappen geführt, obwohl es aufgrund eines Missverständnisses entstanden war. Das als Vorlage des Wappens dienende Gerichtssiegel von 1712 hatte nämlich ein Monogramm mit sämtlichen Buchstaben des Ortsnamens. Daraus war gewollt oder ungewollt die Eiche geworden. Und weil die tausendjährige Eiche in Okriftel einst ein Prunkstück des Ortes war, setzten die Okrifteler ihren Willen durch und erreichten 1938 die offizielle Anerkennung dieses Wappens.

Ortsgeschichte Hattersheim

Erstmals wird Hattersheim als "Heyderesheym" in einer Urkunde des Erzbischofs Adalbert von Mainz erwähnt. Der Ortsname deutet aber auf eine frühere Gründung in fränkischer Zeit hin. Das erst jüngst am westlichen Ortsausgang gefundene Gräberfeld belegt, dass schon vor ca. 2.500 Jahren die Kelten hier ansässig waren. Verschiedene Landesherren übten bis zur Angliederung Hattersheims an das Herzogtum Nassau im Jahre 1806 ihre Hoheitsrechte aus. 1866 fiel Nassau - und damit auch Hattersheim - an Preußen.

Alter Posthof - Eine herausragende Rolle erhielt Hattersheim durch seine Lage an der mittelalterlichen Geleitstraße Frankfurt - Mainz, die Teil der viel befahrenen Ost-West-Achse von Wien nach Brüssel war. Die Fürsten von Thurn und Taxis errichteten hier eine kaiserliche Reichspost-, Pferdewechsel- und Umsteigestation. Ende des 18. Jahrhunderts erlebte der Posthof seine Blütezeit. Bis ins 19. Jahrhundert galt er als eine der einträglichsten und bedeutendsten Poststationen auf dem Land. Der Bau der Taunus-Eisenbahn Frankfurt - Wiesbaden in den Jahren 1839/40 führte zu einer Verlagerung der Postbeförderung und des Reiseverkehrs auf die Schiene und bedeutete 1867 das Ende der Thurn-und-Taxis'schen Posthalterei. Heute ist der Alte Posthof ein Zentrum für kulturelle Veranstaltungen. Teile der Stadtverwaltung sind hier ebenso untergebracht wie der schöne Trausaal.

Nassauer Hof - Hattersheim profitierte von dem regen Durchgangsverkehr. Zwischen dem Untertor am Schwarzbach und dem Obertor an der Mainzer Landstraße reihten sich zeitweise bis zu acht Gastwirtschaften aneinander. Schmiede und Wagner hatten in Hattersheim alle Hände voll zu tun, da jährlich bis zu 72.000 durchziehende Pferde sowie die Wagen und Kutschen versorgt werden mussten. 1818 errichtete Carl Werle, Neffe des Posthalters Adam Werle, vor dem ehemaligen Obertor das damals vornehmste Gasthaus Hattersheims, den Nassauer Hof. Wohlhabende Reisende ritzten mit ihren Diamantringen ihre Namen in die Fensterscheiben der Gaststube. 2004 wurde dem Nassauer Hof für die vorbildhafte Sanierung der Hessische Denkmalpreis verliehen. Heute gibt es wieder eine Gastwirtschaft mit dem Namen "Nassauer Hof". In einem Teil der Hofreite hat die Stadtverwaltung ihren Sitz.

Schokoladenfabrik - Die Bahnanbindung Hattersheims und der weitverbreitete Zuckerrübenanbau in der Mainebene führten 1884 zur Gründung der Maingau Zuckerfabrik. Im Jahre 1922 ging diese in den Besitz der Otto & Quantz GmbH über. 1929 wurde sie von der Schokoladenfabrik Sarotti übernommen. Die Sarotti AG entwickelte sich zum wichtigsten Arbeitgeber der Gemeinde. 1994 wurde die Schokoladenproduktion eingestellt und das Werk geschlossen. Auf dem Gelände stehen heute Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie ein Einkaufszentrum. Das ehemalige Sarotti-Werkstattgebäude wird zum Stadtmuseum ausgebaut.

Ortsgeschichte Okriftel

Viele Bodenfunde aus der Jungsteinzeit beweisen, dass Okriftel schon vor ca. 6.000 Jahren ein bevorzugtes Siedlungsgebiet gewesen ist. Zahlreiche Funde aus der Bronze- und Eisenzeit sowie die Entdeckung einer "villa rustica" und des merowingischen Friedhofs zeugen von einer ununterbrochenen Besiedlung des Ortes.

In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1103 wird Okriftel zum ersten Mal schriftlich genannt. Walpurga aus "Acruftele" hatte ihren Eigenbesitz, bestehend aus zwei Mühlen, einem Schiff und Ländereien, dem Kloster St. Jakob bei Mainz übertragen.

Das Herrschaftsgebiet der Grafen von Isenburg lag südlich des Mains. Damit sie ihren Besitz, die Ortschaft Okriftel, erreichen konnten, war eine gute Bootsverbindung wichtig. Aber auch für die Okrifteler war der Fährverkehr in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht von Bedeutung. Ab 1716 ist in Akten eine regelmäßige Fährverbindung nachgewiesen.

Gründerzeit - Bis ins 19. Jahrhundert war Okriftel landwirtschaftlich geprägt. Mit der Errichtung einer Fettfabrik und einer Seifenfabrik hielt 1873 das Industriezeitalter seinen Einzug. Von entscheidender Prägung des Ortes aber war 1885 die Gründung der Cellulosefabrik am Mainufer. Bereits 1886 übernahm Philipp Offenheimer, der die Produktion stetig steigerte, das Werk. 1910 beschäftigte die Fabrik 226 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Philipp Offenheimer galt als Förderer der Gemeinde. Er unterstützte den Bau des ersten Okrifteler Rathauses im Jahr 1930. Nach dem Tod des Vaters übernahm sein Sohn Ernst Offenheimer die Firma. 1933 musste er in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb die Phrix AG das Werk und baute es weiter aus. Gut 1.000 Personen arbeiteten 1961 in diesem Industriebetrieb. Zehn Jahre später kam für Okriftel das Ende der traditionsreichen Papierproduktion.

Ortsgeschichte Eddersheim

Am Rande Eddersheims wurde eine Bronzemünze des römischen Kaisers Augustus gefunden. Sie zeugt davon, dass in römischer Zeit zwei überregional bedeutende Straßenzüge durch die Eddersheimer Gemarkung führten. Spuren einer Besiedlung finden sich erst aus fränkischer Zeit.

Eddersheim wurde erstmals im Jahr 1145 erwähnt - in einer Schenkungsurkunde an das Stift St. Alban Mainz in der damaligen Schreibweise "Heddereshem".

Eine Aufzählung der Einwohner im 17. Jahrhundert nennt hauptsächlich Fischer und Handwerker. Aber viele stattliche Hofreiten bezeugen auch die vom Ackerbau geprägte Lebensweise. Vorwiegend die Fischer haben in den dicht gedrängt stehenden kleinen Häuschen im Ortskern gewohnt.

Der Grundwasserreichtum des ehemaligen Seengebietes im Nordwesten von Eddersheim veranlasste die Stadt Frankfurt zum Erwerb des Geländes. Im Jahr 1907 errichtete sie dort ein Grundwasser-Pumpwerk in den typischen Formen des Jugendstils. Das Gebäude und die 1927 installierte 13 m hohe und 330 t schwere Dampfmaschine stehen heute unter Denkmalschutz.

Die Eddersheimer Staustufe mit einer 350 m langen Doppelschleuse wurde im Zuge der letzten Stauregelung des Mains in den Jahren 1929 bis 1934 errichtet. Sie ist ein herausragendes Denkmal der Industriearchitektur. Entlang der Mönchhof- und Kraftwerkstraße entstand 1928 und 1942 eine Wohnkolonie für die Bediensteten der Schleuse.

Der berühmteste Sohn Eddersheims war der Ingenieur Anton Flettner (1885-1961), der Erfinder des Rotors und des Flettnerruders. Seine Eltern, die eine Reederei betrieben, erbauten 1910 das im Volksmund als "Flettner-Schlösschen" bekannte luxuriöse Wohnhaus am Mainufer. Ende der 1930er Jahre musste seine jüdische Frau Lydia in die USA flüchten. Er folgte ihr 1947 und nahm 1952 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1961 wurde er in einem Familiengrab auf dem Eddersheimer Friedhof beigesetzt.

Am 11. September 1970 erhielt Hattersheim die Stadtrechte. 1972 erfolgte der Zusammenschluss mit den Gemeinden Eddersheim und Okriftel zur neuen Stadt Hattersheim am Main.

Weiterführende Informationen zur Geschichte finden Sie auf der Homepage:
www.hattersheim.de/stadtgeschichte.html

Für die Stadtteile Hattersheim und Okriftel sind anlässlich der Ortsjubiläen 875 Jahre Hattersheim und 900 Jahre Okriftel Festschriften erschienen. Sie können sie für je 10 Euro im Bürgerbüro Stadtpunkt käuflich erwerben.

Stolpersteine

Mit dem Projekt Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig das größte dezentrale Mahnmal geschaffen, das an die Opfer der NS-Zeit erinnert. Dabei lässt er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort kleine Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir ein. Getreu dem Talmud-Zitat 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist', will der Künstler die Erinnerung an die Menschen lebendig halten, die einst in den Häusern wohnten.

In Hattersheim am Main konnten Historikerin Anna Schmidt und Stadtarchivar Wilfried Schwarz (+) die Namen von 86 Opfern aus Hattersheim, Okriftel und Eddersheim ausfindig machen. 70 davon waren Juden, zwölf von ihnen Sinti und drei waren Opfer der Euthanasie. Vier galten als politisch Verfolgte.

Für 78 NS-Opfer sind in den Jahren 2010 bis 2013 Stolpersteine verlegt worden. Im Jahr 2015 kamen weitere drei Stolpersteine für Hattersheimer Euthanasieopfer hinzu. Die Zeremonien wurden jeweils von zahlreichen interessierten Bürgerinnen und Bürgern begleitet.

Die Biografien aller Opferfamilien finden Sie online unter: www.hattersheim.de/stolpersteine.html

Sinti und Roma

Auf dem Kirchplatz in Okriftel wurde im Oktober 2018 ein Mahnmal für die Okrifteler Sinti eingeweiht, die Opfer des NS-Regimes wurden. Der Gedenkstein, der von dem Künstler Kai Wolf gestaltet wurde, ist aus Buntsandstein gearbeitet und mit einem Ventilrad aus der ehemaligen Cellulosefabrik Phrix versehen. Gekrönt wird das Rad mit dem Schriftzug "Sie lebten in unserer Mitte".