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Kapitel 7

Baustandards

7.1 Ökologisches Bauen

Der Trend zu gesünderem Bauen ist auch weiterhin unverkennbar. Die Gesundheitsgefährdung durch Baumaterialien und Bauweisen ist in den letzten Jahren stark diskutiert worden. Hier konnten immer häufiger Wirkungen nachgewiesen werden, die das Wohlbefinden der Bewohner deutlich beeinträchtigen oder gar gesundheitsschädlich sind. Das verstärkte Interesse der Öffentlichkeit gilt heute vor allem drei Gruppen von Baustoffen:
  1. Schweb- und Faserstoffe aus bestimmten Materialien (Asbestfasern oder künstliche Mineralfasern)
  2. Chemische-Substanzen in Baustoffen (z. B. Formaldehyd in Spanplatten, Dämmstoffen, Belägen, Tapeten; PCP und Lindan in Holzschutzmitteln; Lösungsmittel in Farben, Lacken, Klebern etc.)
  3. Strahlenexposition aus Baustoffen, z. B. Radon und seine Folgeprodukte.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen konnten sich vor allem deshalb einstellen, weil zum einen lange Zeit die Wirkungszusammenhänge mancher gefährlicher Stoffe nicht bekannt waren und zum anderen gerade im Hobby- und Heimwerkerbereich bei der Anwendung und Verarbeitung von Baustoffen manche Regeln nicht beachtet wurden, die dem "Profi" vertraut sind. Beim biologischen Bauen wird diese Linie weiterverfolgt, indem man sich verstärkt wieder den altbewährten Materialien wie Ziegel, Holz, Naturstein, Kalk etc. zuwendet.

Bauen mit Naturstoffen
Dies gilt sowohl für den Rohbau, bei dem die Mauern wieder aus Ziegelsteinen gebaut oder alternativ das Haus in einer Holzständer- bzw. Holzrahmenkonstruktion errichtet wird, als auch für die Auswahl von Wärmedämmmaterialien und für den Innenausbau, bei dem Holzverkleidungen und Bodenbeläge aus Holz, Wolle, Keramik oder Linoleum verwendet werden.

Glas
Glas - ebenfalls ein reines Naturprodukt - ist zu einem der dominierenden Baustoffe geworden. Je höher der Glasanteil an der Fassadenfläche ist, desto größer ist auch der Gewinn an Licht, Sonne und Sonnenwärme für alle zum Süden orientierten Räume. Dadurch eröffnet sich eine neue Dimension des Wohnens mit Behaglichkeit, gesteigertem Wohlbefinden und höherer Lebensqualität. Zudem spart die natürliche Heizkraft der Sonne Heizkosten.
Wo sich die Öffnung der Südfassade baulich nicht durchsetzen lässt, empfiehlt sich der Anbau eines Wintergartens. Damit lässt sich der Wohnbereich erweitern und eine ideale Übergangszone zwischen Innen und Außen schaffen. Dabei ist zu beachten, dass eine "feste" Trennung zwischen Wohnraum und Wintergarten besteht. Eine Beheizung ist aus energetischer Sicht nicht sinnvoll, da durch die ausschließliche Verwendung von Glas erhebliche Wärmeverluste während der Heizperiode auftreten.

Möbel
Auch im Einrichtungsbereich hat sich der Markt inzwischen umgestellt. Möbel aus Vollholz, behandelt mit Wachs oder natürlichen Lasuren, Bezugsstoffe aus Leder oder Naturfasern und Dekorationsobjekte aus Keramik erfreuen sich reger Nachfrage.

Heizen und Energie sparen
Eng verzahnt mit der Baubiologie ist der rationelle und sparsame Umgang mit Energie.
Zwei Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Zum ersten ist dies die Gewinnung von Energie aus regenerativen Energiequellen zur Wärme- und zur Stromerzeugung. Dazu zählen der Einsatz von Wärmepumpen, Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen. Es ist möglich, durch den Einsatz dieser Techniken völlig auf klassische Feuerungsanlagen zu verzichten. Dazu bedarf es aber einer konsequenten Wärmedämmung, einer Orientierung des Gebäudes nach der Sonne und einer Luftdichtigkeit der Gebäudehülle.
Verbreiteter sind derzeit noch Konzepte, die die klassische Heizungstechnik ergänzen. Als Beispiel sei der Einbau einer Solaranlage mit Sonnenkollektoren zur Erzeugung von Warmwasser genannt.
Zum zweiten ist die Optimierung des Energieeinsatzes zu nennen. Hierunter fallen alle Maßnahmen zur Verbesserung des Wirkungsgrades der Heizung. Dazu gehören der Einsatz effizienterer Heizkessel (z. B. Brennwertkessel) und auch Systeme zur Wärmerückgewinnung aus Abluft im Rahmen einer kontrollierten Lüftung des Gebäudes. Darüberhinaus sind dazu alle Maßnahmen zur optimaleren Dämmung der Außenhülle des Hauses zu zählen.
Derzeit werden in einem Einfamilienhaus rund 3/4 des Gesamtenergiebedarfs für die Heizung benötigt. Sparmaßnahmen in diesem Bereich sind daher besonders effektiv. Dies hat auch der Gesetzgeber aufgegriffen, indem er mit der Einführung der Energieeinsparverordnung die gesetzlichen Vorgaben an den Wärmeschutz nochmals verschärft hat. Auch "alte" Heizungs- und Feuerungsanlagen werden in den nächsten Jahren durchweg erneuert werden müssen.
Durch die weitere Verknappung fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas wird der Einsatz regenerativer Energiequellen weiter an Bedeutung gewinnen. Sowohl Bauindustrie und Handwerker, aber auch Stadtplaner und Architekten haben sich auf diesen Trend eingestellt. So werden in NRW ganze Solarsiedlungen geplant. Architekten haben sich teilweise auf diesen Bereich spezialisiert. Technik und Effizienz z. B. von Solaranlagen haben sich in der Vergangenheit deutlich verbessert. Mit steigender Nachfrage hat sich auch die Vielfältigkeit des Angebotes deutlich erhöht.

7.2 Umgang mit Regenwasser

In nahezu allen derzeit in Bau bzw. Planung befindlichen Baugebieten ist das anfallende Regenwasser auf dem Baugrundstück örtlich zu versickern. Dies geschieht über unterirdische Rigolen oder Sickermulden. Ein Anschluss an den öffentlichen Kanal ist nicht mehr möglich.
Im Zuge der wahrscheinlichen Zunahme von Starkregenereignissen sollte angestrebt werden, den Anteil an befestigten Flächen (so gering wie möglich zu halten, oder aber bei notwendigen Befestigungen (z. B. Garagenzufahrt) Materialien zu verwenden, die eine vollständige Versickerung des Regenwassers zulassen. (z. B. Rasengittersteine, Rasenfugenpflaster). Auf dem Baustoffmarkt werden mittlerweile auch wasserdurchlässige Pflastersteine angeboten.
Das Regenwasser von Dachflächen kann mit ganz geringem Aufwand mittels Regentonnen für die Gartenbewässerung genutzt werden.
Aber auch die Nutzung von Regenwasser im Haushalt z. B. für die Toilettenspülung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dazu werden ganze Regenwassernutzungssysteme von den Fachmärkten angeboten, die das Wasser filtern, in Zisternen sammeln und dann für den häuslichen Gebrauch zur Verfügung stellen.

7.3 Preiswert Bauen

Der Mehrzahl aller Bauherren bietet sich nur einmal im Leben die Chance, ein Haus zu bauen. Um so mehr möchten sie möglichst all ihre Wünsche und Erwartungen mit dem neuen Heim verwirklichen. Die ersten vorsichtigen Kostenschätzungen bringen dann aber meist schon eine Ernüchterung: Soll der Bau kostengünstig bleiben, muss man von so mancher liebgewonnenen Idee Abschied nehmen.
Die Kunst des Bauens besteht letztlich darin, mit einem möglichst geringen finanziellen Aufwand ein Optimum an Bau- und Wohnqualität zu erreichen. Die beste Erfolgsgarantie dafür ist eine umsichtige Planung. Nur der Fachmann, am besten ein Architekt, kann sich einen sicheren Überblick über die zu erwartenden Ausgaben verschaffen und feststellen, wo noch Einsparungen möglich sind. Klare Absprachen vor Baubeginn vermeiden zudem Änderungswünsche während der Bauphase und damit unnötige Zusatzkosten.

Die Frage, wie man am preiswertesten bauen kann, hängt sehr von den individuellen Ansprüchen des Bauherren ab.
Dennoch lassen sich einige Richtlinien aufstellen, von denen die Preisgestaltung wesentlich beeinflusst wird:

1. So einfach bauen wie möglich.

Die Form des Hauses sollte möglichst kompakt sein. Das hilft nicht nur Baumaterial, sondern später auch Betriebs- und Unterhaltungskosten sparen. "Einfache" Bauformen müssen nicht monoton und uniform wirken, mit guter Baugestaltung lässt sich auch hier eine abwechslungsreiche Vielfalt erreichen.

2. Am Rohbau nicht sparen!

Faustregel: Die Grundsubstanz soll viele Generationen überdauern. Zu knapp dimensionierte und in der Praxis wenig erprobte Bauweisen und Materialien sollten unbedingt vermieden werden. Ein Beispiel: Die Außenmauern einige Zentimeter dicker als die Sparversion zu planen, wirkt sich auf die Endkosten kaum merklich aus, verringert aber die späteren Energie- und Instandsetzungskosten deutlich. Was für das Mauerwerk gilt, betrifft auch die Geschossdecken und das Dach.

3. Grundrisse dem tatsächlichen Bedarf anpassen.

Zu großzügig bemessene Räume verschlingen Baugelder und Heizkosten. Ein Wohnzimmer beispielsweise, das vielleicht nur am Wochenende richtig genutzt wird, muss nicht unbedingt 40 Quadratmeter groß sein.

4. Beim Innenausbau übertriebenen Luxus vermeiden.

Exclusive Wasserhähne, Badewannen, Bodenbeläge, Schalter etc. kosten ein Vielfaches von einfacheren Standardaustattungen, verbessern aber die Wohnqualität nicht. Es besteht immer noch die Möglichkeit, später bei verbesserter Haushaltslage "nachzurüsten".

5. Grundstücksfläche optimal ausnutzen!

Das soll nicht heißen, das Grundstück bis zum letzten möglichen Quadratmeter "zuzupflastern". Aber vielleicht hat auf dem Grundstück ein zweites Haus Platz oder zumindest bietet sich die Möglichkeit eines Doppelhauses. Beim gemeinsamen Bauen lassen sich von der Planung und Erschließung bis zur Bauausführung erhebliche Kosten sparen, ebenso bei größeren Mengenabnahmen von Baustoffen. Optimiert wird dieser Aspekt, wenn sich mehrere Bauherrn auf größeren Grundstücken zu einer Gruppe zusammenfinden und gemeinsam in Gruppenselbsthilfe unter Zuhilfenahme der sog. Muskelhypothek ihr Haus bauen. Beispiele für diese Art des Bauens gibt es auch in Hamminkeln.

6. Manche Bauherren setzen ihren Sparstift zu allererst beim Keller an.

Mit dem Wegfall des Kellers müssen aber Nebenflächen wie Heizzentrale, Waschküche, Lager- und Hobbyraum anderweitig im Gebäude untergebracht werden - zumeist in bester Bauausführung und bei Erweiterung der Gebäudegrundfläche. Ein Keller dagegen beansprucht keine zusätzliche Grundfläche und kann auch in einfacher Bauausführung hergestellt werden. Nebenräume im Keller unterzubringen kann also durchaus die preisgünstigere Alternative sein. Ausnahmen wären eine schwierige Hanglage oder ein hoher Grundwasserspiegel. Solche Voraussetzungen erfordern hohe Kosten für Sonderbaumaßnahmen. Denken Sie daran, dass Sie im nachhinein keinen Keller mehr bauen können.

7. Eigenleistungen einbringen.

Dies gilt aber nur, falls genügend Zeit und praktische Erfahrung vorhanden ist.