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Bau- und Sanierungsmaßnahmen

Maßnahmen und ihre Umsetzung

Statistisch entfallen bei den Lebenszykluskosten eines Gebäudes, also den gesamten Kosten von Bau und Nutzung eines Gebäudes während seiner Gesamtnutzungsdauer von der Errichtung bis zum Abriss, ca. 30 % der Kosten auf die bauliche Investition und 70 % der Kosten auf die Nutzung. Bei der Planung eines Neubaus oder von Sanierungsmaßnahmen sollte die Minimierung dieser Nutzungskosten im Fokus stehen. Langlebige Materialien verlängern den Lebenszyklus, schadstofffreie Baustoffe minimieren die Kosten der Entsorgung und eine gute Planung und insbesondere Ausführung von energetischen Maßnahmen senkt den Energieverbrauch und damit die Betriebskosten. Für die Umsetzung der Vorhaben ist es sinnvoll, einen Bauleiter zu engagieren, der die zeitlichen und technischen Abläufe koordiniert und insbesondere die korrekte Ausführung überwacht.

Bauliche Maßnahmen

Bauliche Maßnahmen betreffen vor allem die Gebäudehülle. Wird diese energieeffizient saniert, kann eine erhebliche Senkung der Folgekosten, meist Heizkosten, erreicht werden.
Eine Sanierung kann durch die Dämmung der Außenwände und des Daches, die Isolierung des Kellers gegen Feuchtigkeit und Kälte, sowie die Ausstattung mit langlebigen und gut isolierenden Fenstern und Türen erfolgen.
Auf die Anforderungen zum Wärme-, Schall-, Erschütterungsschutz (LBauO M-V 2015 §15) und zum Brandschutz (LBauO M-V 2015 §14) muss geachtet werden. Zu den nicht brennbaren Produkten gehören Stein- und Glaswolle, zu den schwer entflammbaren Stoffen zählen Kork, Naturfasern und Polystyrol.

Außendämmung
Die Dämmung von außen, meist als Verbundsystem ausgelegt, bietet den Vorteil, dass die Wohnfläche unverändert bleibt. Sie wird außerhalb des tragenden Mauerwerks installiert. Bauphysikalisch ist es eine günstige und daher auch die am häufigsten verwendete Methode.

Hinweis:
Wärmedämmputz sollte nur angewandt werden, wenn aus technischen Gründen andere Isolierungsmethoden nicht möglich sind.


Kerndämmung
Zwischen Vor- und Hintermauerschale oder zwischen den Sparren kann auch nachträglich eine Kerndämmung erfolgen. Dabei ist vor der Füllung mit Dämmstoff eine eingehende Untersuchung erforderlich um sicher zu gehen, dass sich keine Schutt- und Mörtelreste im Hohlraum befinden. Es sollte auf hydrophobe, d.h. wasserabweisende Materialien wie z.B. Stein- oder Mineralwollen geachtet werden.

Innendämmung
Wenn eine Fassade denkmalgeschützt ist oder aus anderen Gründen keine äußeren Maßnahmen durchgeführt werden können, wird eine Innendämmung vorgenommen. Der Wohnraum verkleinert sich.
Eine fachgemäße Installation besteht aus mehreren Komponenten und ist überaus wichtig, um nachträgliche Probleme zu vermeiden!
Feuchtigkeit aus der Raumluft wird verstärkt kondensiert, da das Mauerwerk auf der kalten Seite der Dämmung liegt. Da sich das bauphysikalische Verhalten der Außenwand verändert, kann es zur Schimmelpilzbildung kommen.

Dach
Bei der Dämmung von Dächern gegen Wärmeverlust gibt es, je nach Art des Daches, verschiedene Vorgehensweisen.
Bei Flachdächern sind häufig Dachhaut und Dämmschicht miteinander verbunden. Eine zusätzliche Dämmschicht kann, sofern sich ein Hohlraum zwischen oberster Geschossdecke und Dach befindet, eingebracht werden.
Bei einem Schrägdach besteht die Möglichkeit, entweder nur die oberste Geschossdecke zu dämmen oder Dämmstoffe auf, unter oder zwischen den Sparren einzubringen.

Hinweis:
Auch bei der Auswahl der Dachziegel gibt es nicht nur energieeffiziente sondern auch ökologisch vorteilhafte Materialien. Viele Hersteller bieten Dachziegel an, die Titandioxid enthalten. Das Titandioxid kann mithilfe von UV-Strahlung aus Luft bzw. Wasser Radikale bilden, die organische Schadstoffe oxidativ abbauen können. D.h. Schadstoffe aus dem Verkehr, der Industrie u.a. werden gesenkt. Der Regen spült die Schmutzpartikel weg.


Keller
Bei einer Kellersanierung /-modernisierung sollten die Räumlichkeiten zuerst gegen Feuchtigkeit isoliert und danach eine Dämmung gegen die Kälte vorgenommen werden, sonst kommt es schnell zur Schimmelbildung. Horizontal- und Vertikalsperren helfen dabei, das kapillar aufsteigende oder das am Mauerwerk anliegende Wasser abzuhalten. Sie funktionieren grundsätzlich in Kombination!
Bleibt der Keller unbeheizt, empfiehlt sich eine Kellerdeckendämmung. Muss aufgrund vieler an der Decke befindlicher Rohre eine Zwischendecke eingebaut werden, kann der Hohlraum ebenfalls mit Mineralwolle oder Zellulose gefüllt werden.
Wird der Keller beheizt sollten der Kellerboden und die Kellerwände von außen zu gedämmt werden.
Die Kellerisolierung muss dann natürlich ganz spezifischen Anforderungen gegen Verrotten, Bodenfeuchtigkeit und Erddruck entsprechen.

Fenster und Türen
Der sogenannte U-Wert, der Wärmedurchgangskoeffizient, ist ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Materials von Fenstern und Türen. Der U-Wert ist ein Maß, das den Wärmeenergieverlust von innen nach außen beschreibt, er darf nicht über den in der EnEV festgelegten Werten liegen.
Werden Fenster ausgetauscht, ist nicht nur eine energieeffiziente Verglasung wichtig, sondern auch der Einbezug von Fensterrahmen und Bauanschluss.
Ähnliche Anforderungen werden an Außentüren gestellt.
Großvolumige Mehrkammerprofile sorgen für eine thermische Trennung im Türsystem und tragen daher zu einer optimalen Wärmedämmung bei.

Tipp:
Die Rollkästen müssen ebenfalls wärmegedämmt sein! Die Ausstattung der Fenster und Türen mit Rollläden bietet Ihnen die Möglichkeit, die Wärmegewinne durch solare Strahlung zu regulieren und so das Wohlbefinden innerhalb der Wohnräume sowohl im Winter als auch im Sommer zu steigern.


Technische Maßnahmen

Neben den baulichen gibt es auch eine Vielzahl technischer Maßnahmen, die für die Effizienz Ihres Hauses wesentlich sind.
Die Optimierung einzelner Bestandteile der Heizungsanlage ist mitunter sinnvoll. Doch bedeutet jeder Eingriff auch, dass er Auswirkungen auf das gesamte System hat. Damit eine Einsparung an einer Stelle nicht zu Mehrausgaben an anderer Stelle führt, muss bei einer Heizungsmodernisierung immer auf die Wechselwirkungen zwischen den Komponenten Rücksicht genommen werden.
Auch externe Faktoren beeinflussen die benötigte Heizleistung und die damit verbundenen Ausgaben. Eine Dämmung von Fassade, Dach und/oder Keller bspw. kann die Ansprüche, die an eine Heizungsanlage gestellt werden, signifikant verändern.
Wenn Sie energetische Veränderungen (sowohl baulicher als auch technischer Natur) an Ihrem Gebäude planen, sollten Sie gleichzeitig auch immer die Leistungswerte der Heizung unter die Lupe nehmen.
Bei einem Neubau empfiehlt es sich stets, beide Maßnahmen gemeinsam zu planen.

Optimierung der Heizungsanlage
Heizrohre, die durch ungeheizte Räume führen, sollten eine Dämmung entsprechend des Rohrdurchmessers erhalten. So werden Leitungsverluste vermieden und die Wärme kommt da an, wo sie auch benötigt wird.
Programmierbare Heizungsregler steuern die Temperatur der einzelnen Heizkörper nach Tageszeit und Außentemperatur.
Ein hydraulischer Abgleich sorgt dafür, dass immer die richtige Wassermenge zur richtigen Zeit an den Heizkörpern anliegt. Er ist eine günstige Methode, um die Fahrweise der bestehenden Anlage und damit auch die Effizienz zu verbessern.
Der Austausch alter Heizungspumpen gegen hocheffiziente Umwälzpumpen spart 70 - 80% der eingesetzten Energie.
Die Anpassung des Nutzungsverhaltens, bspw. durch das Herabsetzen der Raumtemperatur, das Sparen von warmem Wasser in Alltagssituationen und das Ausbessern von Schwachstellen, die unter anderem durch natürlichen Verschleiß entstehen können, stellen jederzeit praktische und nicht zu unterschätzende Einsparpotenziale dar.

Austausch oder Unterstützung der Heizungsanlage
Wesentliche Einsparungen gegenüber einem Standard-Heizkessel können über den Einsatz der Brennwerttechnik erreicht werden. Ein Brennwertkessel nutzt den Energieinhalt (Brennwert) des eingesetzten Brennstoffes nahezu vollständig aus. Das wird erreicht, indem das Abgas des Brenners weitestgehend abgekühlt und dadurch auch die Kondensationswärme, des im Rauchgas enthaltenen Wasserdampfes, zur Wärmebereitstellung genutzt wird. Die Technik ist für verschiedene Energieträger vorhanden und lässt sich meist problemlos in bestehende Systeme integrieren.

Wärmepumpe
Die Bezeichnung Wärmepumpe beruht darauf, dass Wärme aus der Umgebung (Luft, Wasser, Boden) auf ein höheres nutzbares Temperaturniveau angehoben (gepumpt) wird. Die Wärmepumpe hat einen Verdichter, der elektrisch oder durch einen Verbrennungsmotor angetrieben wird. Der Verdichter komprimiert ein Kältemittel auf einen höheren Druck, wobei es sich erwärmt. Die beim nachfolgenden Abkühlen und Verflüssigen des Kältemittels freigesetzte Energie wird in einem Wärmetauscher auf das Wärmeträgermedium des Heizkreises, meistens Wasser oder Sole, übertragen. Das Kältemittel wird anschließend an einem Expansionsventil entspannt und es kühlt sich wieder ab.
Die hohe Effizienz dieses Systems ergibt sich zum einen durch die Temperaturdifferenz zur Umgebung und zum anderen durch die Beschaffenheit des zu beheizenden Gebäudes und dessen Komponenten.

Fußbodenheizung
Ein Beispiel für die beim Wärmepumpeneinsatz genannten begünstigenden Komponenten ist der Einsatz einer Fußbodenheizung. Hierbei erfolgt die Abgabe der Wärme an die Raumluft nicht über Heizkörper an der Wand sondern über in den Boden integrierte Heizschleifen.
Dadurch steht eine viel größere Fläche für die Wärmeabgabe zur Verfügung. Die benötigten Vorlauftemperaturen fallen daher viel geringer aus. Der gesamte Heizkreislauf muss somit weniger stark erhitzt werden.

Hinweis:
Der Einsatz einer Fußbodenheizung lohnt sich wiederum nur, wenn die zu beheizenden Räume sehr geringe Wärmeverluste aufweisen, also gut gedämmt sind.


Solarthermie
Mithilfe von Kollektorflächen, die meist auf dem Dach installiert sind, wird die thermische Energie der Sonne nutzbar gemacht. Sie erzeugen heißes Wasser und unterstützen damit die Heizungsanlage.
In Verbindung mit einem Wärmespeicher kann die Effizienz wesentlich gesteigert werden.

Photovoltaik
Statt thermischer Energie wird mit Photovoltaik-Anlagen elektrische Energie gewonnen. Die Anlagen funktionieren auch ohne direkte Sonneneinstrahlung, ein bewölkter Himmel reicht aus. Auf diese Art und Weise kann der Zukauf von Netzstrom minimiert werden.

Kleinwindkraftanlagen
Kleinwindkraftanlagen nutzen die Kraft des Windes und wandeln diese in elektrischen Strom um. Sie bestehen aus einem Windgenerator, der aufgeständert meist auf dem Dach oder in Ihrem Vorgarten Platz findet.
Die zusätzliche Installation eines Speichers, in diesem Falle einer Batterie, erhöht die Effizienz und Praktikabilität.
Den so gewonnenen Strom können Sie dann flexibel zur Heizungsunterstützung oder für Ihre heimischen Elektrogeräte verwenden.

Tipp:
Ein PKW mit Elektroantrieb eignet sich hervorragend als Stromspeicher und bringt sogar noch einen Zusatznutzen!


Regenwassernutzung
Über das Dach eines Gebäudes kann Regenwasser aufgefangen werden. Die Nutzung dieses Wassers im Haushalt ist überaus sinnvoll.
Denn Vorgänge wie Wäschewaschen oder die
Toilettenspülung benötigen kein Wasser, das Trinkwasserqualität hat. Warum also das teure Wasser aus der Leitung dafür verwenden?
Regenwassersammelanlagen können sowohl bei Bestandsgebäuden als auch auf Neubauten installiert werden.
Über die Regenrinnen wird das Regenwasser über einen Filter in eine Speicherzisterne geleitet, die im Keller bzw. unter der Erde oder auch überirdisch im Garten gelagert sein kann. Überschüssiges Wasser wird mittels Überlauf in die Kanalisation oder in ein Versickerungsbecken gespeist. Eine Zisternenpumpe befördert das gesammelte Wasser zu den einzelnen Verbrauchsstellen.

Hinweis:
Regenwasser enthält keinen Kalk, und schont somit Ihre Haushaltsgeräte.


Baustoffe/Müllvermeidung

Bereits bei der Wahl der Baustoffe, die Sie einsetzen möchten, können Sie den Ressourcenverbrauch Ihres Bauvorhabens reduzieren. So lassen sich Baustoffe einsetzen, die bspw. bei gleicher Funktionalität einen geringeren spezifischen Materialeinsatz haben, auf Rohstoffe aus der Aufbereitung von Altmaterialien zurückgreifen oder sich zum Zeitpunkt des Rückbaus in hohen Anteilen und hochwertig wieder in den Materialkreislauf zurückführen lassen.
Materialverbunde sollten möglichst vermieden werden. Für Mauerwerkssteine, die in die Dämmbaustoffe integriert sind, gibt es bis heute keine nachhaltigen und wirtschaftlichen Entsorgungslösungen.
Eine Weiterverwendung von gebrauchten Bauteilen ist sinnvoll und spart Kosten.
Vorteilhaft an den ökologisch abbaubaren Naturdämmstoffen ist, dass sie Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben können und ihre Dämmwirkung gleichzeitig beibehalten. Außerdem sind sie am Ende ihrer Nutzungsdauer problemlos und damit kostengünstig zu entsorgen.

Tipp:
Kulturhistorisch bedeutsame Bauteile haben oft einen hohen ästhetischen Wert. Aus Gewährleistungsgründen ist es ratsam, sie bei entsprechenden Händlern zu beziehen.