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Aus der Chronik der Stadt Eisenach

Erste Spuren einer Besiedlung

Erste Spuren einer Besiedlung für Eisenach reichen 500 Jahre zurück. Nördlich von Eisenach weisen archäologische Funde darauf hin, daß hier von Bandkeramikern schon in sehr früher Zeit Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde.

Seit dem 2. Jahrtausend v. u. Z. siedelten Kelten in unserem Gebiet, was unter anderem durch Bronzefunde belegt wird. An der gleichen Stelle wie die Bandkeramiker dürften sich etwa zur Zeitenwende vor über 2000 Jahren, Germanen (Hermunduren) niedergelassen haben. Die an dieser Stelle gefundenen Überbleibsel ihrer Arbeits- und Lebensweise, wie auch der Kultur der Bandkeramiker, werden im Thüringer Museum Eisenach aufbewahrt.

Nach der Zerschlagung des Thüringer Königreiches durch die Franken im Jahr 531 wurde auch unser Gebiet dem Frankenreich einverleibt. Fränkische Siedler dürften es dann auch gewesen sein, die sich vermutlich im 8. Jahrhundert am Fuße des heutigen Petersberges am Ufer der Hörsel niederließen. Es wird angenommen, dass sie den Namen ihres ursprünglichen Heimatortes auf ihren neuen Siedlungsort übertragen haben. Heute noch weisen Flurbezeichnungen wie Altstadtstraße oder An der Peterskirche auf diese alte Siedlung hin, die den Ursprung unserer heutigen Stadt bildet. Eine lange Lebensdauer hatte dieser kleine Ort nicht, denn dem Sog der sich herausbildenden Stadt am Fuß der Wartburg hielt er offenbar nicht stand.

Die Entstehung Eisenachs

Die sagenhafte Gründung der Wartburg soll durch Graf Ludwig den Springer im Jahr 1067 erfolgt sein.
Die erste Erwähnung der Wartburg erfolgte 1080 durch den sächsischen Chronisten Bruno von Merseburg. Für die Stadt Eisenach kann eine solch genaue und frühe Jahresangabe der Stadtgründung nicht gegeben werden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich Eisenach aus mehreren Marktsiedlungen im Mittelalter zu einer Stadt entwickelt hat. Zur Zeit der Wartburg-Gründung dürfte es drei Marktsiedlungen im jetzigen innerstädtischen Bereich gegeben haben: den Sonnabendsmarkt (am heutigen Karlsplatz), den Mittwochsmarkt (am heutigen Frauenplan) und den Montagsmarkt, der heute noch als Handelsplatz genutzt wird. Auf diese drei Marktsiedlungen führt Eisenach seine unmittelbare Entstehung zurück.

Als älteste Niederlassung vermutet man die Kaufmannssiedlung am Sonnabendsmarkt. Im allgemeinen stellte man solche Siedlungen unter den Schutz eines Patrons, dem im gleichen Zug auch ein Gotteshaus geweiht wurde. Im vorliegenden Fall diente der Heilige Nikolaus als Schutzpatron der Händler und Seefahrer. Die Nikolaikirche und das Nikolaitor am Karlsplatz belegen dies bis heute. Auch die langgestreckte Form des Platzes hat sich erhalten - ebenfalls ein Indiz für sein hohes Alter.

Besonders günstig auf die Entstehung dieser Kaufmannssiedlung und die gesamte Stadtentwicklung hat sich deren Anbindung an Fernhandelsstraßen ausgewirkt. Insgesamt sieben Handelsverbindungen trafen im heutigen Stadtgebiet aufeinander. Am Sonnabendsmarkt traf ein von Süden her kommender Handelsweg auf die aus Richtung Hersfeld kommende und in Richtung Erfurt und Leipzig führende Handelsstraße. Dieser Umstand provozierte regelrecht die Entstehung einer Siedlung an jener Stelle. Geht man von der Größe des Platzes aus, können Rückschlüsse auf die Bedeutung dieses Handesplatzes und den Umfang der Siedlung gezogen werden. Dem Sonnabendsmarkt und der dazugehörigen Kaufmannssiedlung werden deshalb wesentliche Impulse beim Zusammenwachsen der drei Siedlungsschwerpunkte zugeordnet.

Die an zweiter Stelle stehende Mittwochsmarktsiedlung am Frauenplan stand unter dem Schutz der auf einer Anhöhe stehenden Marienkirche "Unser lieben Frauen", die 1246 erstmals urkundlich bezeugt und später zum Dom ausgebaut wird. Als der Mittwochsmarkt am Frauenplan einging, wurde auf dem dritten Marktplatz (an der Georgenkirche) statt bislang montags nur mittwochs Markt gehalten. Dieser Ort wurde von den Thüringer Landgrafen zielstrebig zum politischen Machtzentrum der in Entstehung begriffenen Stadt ausgebaut.

Der Steinhof an der heutigen Esplanade, die innerstädtische Residenz der Ludowinger und die von ihnen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaute Georgenkirche, flankierten den Marktplatz von Süden her. Nördlich wurde der Platz von der via regia lusatiae oder Königstraße begrenzt.
Neben der landgräflichen Residenz (Steinhof) und der Georgenkirche entstanden auf diesem Platz das Rathaus und das Brothaus.
Der Heilige Georg war einerseits Schutzpatron der hiesigen Marktsiedlung, andererseits aber auch Schutzheiliger des Ludowinger-Geschlechts. Die St. Georgs-Kirche kann deshalb als Hauskirche der residierenden Landesherren angenommen werden.

Die Existenz dieser drei Marktsiedlungen machte die Residenz der Thüringer Landgrafen auf der Wartburg und im Steinhof erst möglich, andererseits boten sie der Stadt Schutz, so dass sich ihr beste Entwicklungsmöglichkeiten boten.

Es wird angenommen, dass unter den Thüringer Landgrafen Ludwig I. (1140-1172) und Ludwig II. (1172-1190) die Verbindung dieser drei Marktsiedlungen durch Ansiedlung von Bauern und Handwerkern aus der Umgebung und aus dem Dorf Isenacha (am Fuße des Petersberges) erfolgte.
In diese Zeit fällt die erste Nennung von Isenacha im Zusammenhang mit dem Tod des Ritters Bertholdus de Isenacha, der auf dem Klosterfriedhof zu Fulda beerdigt wurde. Zwischen 1180 und 1189 wird Eisenach erstmals urkundlich als Civitas erwähnt.

Landgraf Hermann I. (1190-1217) veranlasste jüdische Handelsleute, sich in der Stadt niederzulassen. Durch diese jüdischen Siedler erfolgte der repräsentative Ausbau jener Straße, die damals wie heute als Herzstück der Stadt gilt, der Karlstraße, die bis 1825 noch die Bezeichnung "Judengasse" trug. (Von einer Ghetto-Bildung kann jedoch keine Rede sein.) Unter Regie des Landgrafen wurde Eisenach u. a. durch die Siedlung am Jakobsplan erweitert. Die in Eisenach ansässigen Zünfte wurden veranlasst, eine Stadtmauer und einen Stadtgraben um die junge Stadt anzulegen.

Der landgräfliche Hof wurde unter Hermann I. zu einem Ort kultureller Blüte. Die Minnesänger jener Zeit waren gern gesehene Gäste an Hermanns "Hof zu Dürengen", den Walter von der Vogelweide in einigen seiner Verse beschreibt.

Auf das Jahr 1206 wird der sagenumwobene "Sängerkrieg" datiert, der erst 1207 fortgesetzt und durch den Entscheid des aus Ungarn herbeigerufenen Magiers Meister Klingsor entschieden wurde. Er war es auch, der bei dieser Gelegenheit die Geburt der ungarischen Königstochter Elisabeth weissagte, die vier Jahre später als auserwählte Schwiegertochter Hermanns I. auf die Wartburg kam. Das spätere karitative Wirken Elisabeths galt vor allen Dingen den Armen und Kranken aus Eisenach und den umliegenden Gemeinden. Ein Hospital am Fuße der Wartburg (am heutigen Elisabethplan) wurde vermutlich auf ihr Betreiben eingerichtet und von ihr betreut.

Ihrem Gemahl, Landgraf Ludwig IV., folgte nach dessen frühen Tod während eines Kreuzzuges Landgraf Heinrich Raspe, der 1227 zunächst die Regentschaft für den minderjährigen Hermann II. übernahm. Elisabeth verließ den Thüringer Landgrafenhof und starb 1231 24jährig in Marburg. Bereits vier Jahre später wurde Elisabeth für ihr karitatives Wirken heilig gesprochen. Heinrich Raspe lässt zu Ehren Elisabeths das Predigerkloster erbauen (welches heute noch für schulische und museale Zwecke genutzt wird). Er baute seine Macht zielstrebig aus. Nach dem Tod Heinrich II. übernahm er endgültig die Landgrafenwürde.

1242 wird Heinrich Raspe vom Stauferkaiser Friedrich II. zum Reichsprokurator bestellt. Gegen den selben trat er jedoch 1246 an, als er von den geistlichen Fürsten auf einer Reichsversammlung zum Gegenkönig ausgerufen wurde. Da er sich nur auf die Unterstützung von Seiten der Geistlichkeit stützen konnte, bekam er in der Geschichtsschreibung den wenig ehrenvollen Beinamen "Pfaffenkönig". Dem scheinbaren Höhepunkt politischer Macht der Ludowinger folgte aber sehr bald ihr Niedergang. Bereits 1247 starb Heinrich Raspe kinderlos, noch dazu als letzter männlicher Vertreter des Ludowinger-Geschlechts.

Die sich anschließenden Thüringer Erbfolgekriege ließen die bis dahin dynamische Entwicklung Eisenachs stagnieren. Im Streit um das Erbe der Ludowinger standen die Eisenacher auf der Seite Sophie von Brabants, der Tochter der Heiligen Elisabeth, die sich mit dem Markgrafen von Meißen auseinanderzusetzen hatten. Im Ergebnis der Erbfolgekriege wurde 1264 Hessen von Thüringen abgetrennt. Thüringen wurde nun der Markschaft Meißen angegliedert. Eisenach gelangte unter wettinische Herrschaft, die bis 1918 Bestand hatte.

Eisenachs nunmehrige Randlage wirkte sich hemmend auf eine Fortsetzung seiner Aufwärtsentwicklung aus.