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Die Zeit ist die Nahrung der Erfahrung

Verlag: Herr Dr. Steinhäuser, was bedeutet dieser Satz?

Wenn Sie Entwicklungen generell betrachten, werden Sie feststellen, dass einige Dinge oder Techniken immer besser geworden sind, so auch in der Kieferorthopädie. Wir haben aus Fehlern oder Herausforderungen der Vergangenheit gelernt. Dies hängt mit der Zeit zusammen, welche letztlich die Entwicklung und die daraus resultierende Erfahrung mit sich bringt.

Verlag: Was hat sich denn in Ihrem Fachgebiet, also in der Kieferorthopädie verändert?

Betrachten wir eine KFO-Behandlung aus den frühen 70er Jahren. In dieser Zeit wurden kaum Brackets verwendet, es wurden Bänder gesetzt. Viele Erwachsene erinnern sich nur ungern daran, da das Setzen der Bänder beim Patienten häufig mit länger anhaltenden Beschwerden verbunden war, das Kariesrisiko erhöhte und zu unschönen Flecken auf den Zähnen führte. Computergestützte Röntgenanalysen, die es dem Behandler unter anderem ermöglichen den skelettalen Aufbau des Gesichtsschädels zu erfahren um dadurch die folgende Behandlung genau abzustimmen, kamen überhaupt nicht zum Einsatz. Es gab damals noch kein digitalisiertes Röntgen, welches die Strahlenbelastung erheblich vermindert, was beim Röntgen von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig ist, und vieles mehr.

Verlag: Herr Dr. Steinhäuser, da Sie schon beim Thema Röntgen sind, was halten Sie von der sog. Volumentomographie (DVT)?

Die Volumentomographie, welche eine dreidimensionale Darstellung eines Objektes ermöglicht, ist eine wünschenswerte Entwicklung. Sie kommt in unserer kieferorthopädischen Praxis auf Grund der erhöhten Strahlenbelastung nicht zum Einsatz, jedoch geht auch hier die Entwicklung weiter. Gerade in unserer Fachdisziplin, wo in der Mehrzahl Kinder und heranwachsende Jugendliche behandelt werden, ist Strahlenschutz ein wichtiges Thema. Ich erhalte mit dieser Technik sicherlich mehr Informationen, welche jedoch für die KFO-Behandlung für uns nicht hilfreich sind. In der Chirurgie z.B. kann diese Technik von großem Nutzen sein.

Verlag: Das hört sich ja jetzt alles sehr technisch an.

Ja, Technik gehört in unser Metier, ersetzt allerdings nicht das Know-how des Behandlers. Nicht die Röntgenanalyse oder evtl. das Bracketsystem bringen den Erfolg, sondern der Umgang damit. Es gibt in der Kieferorthopädie viele unterschiedliche Behandlungssysteme und Techniken, welche sich in ihrer Funktion teilweise grundlegend unterscheiden und hin und wieder nicht halten, was sie versprechen. Um die richtige Technik und das dazu passende Behandlungssystem in Verbindung mit einer vernünftigen Materialauswahl zu finden, ist daher eine fundierte Ausbildung zum Kieferorthopäden unerlässlich. Für einen angenehmen und reibungslosen Ablauf der Behandlung sind geschulte und erfahrene Mitarbeiter von hohem Wert. Unser Praxisteam besteht überwiegend schon seit mehreren Jahrzehnten in dieser Besetzung. Einige Mitarbeiter sind schon über 30 Jahre in unserer kieferorthopädischen Praxis tätig, was mich sehr freut.

Verlag: Herr Dr. Steinhäuser, wir danke Ihnen für dieses Interview.