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Chronik 19. Jahrhundert

1805
Ein Poststempel aus Cottbus mit dem Datum 6.11.1805 ist als einer der ersten in Preußen überhaupt auf einem Posteinlieferungsschein mit Unterschrift des hiesigen Postmeisters Wilke überliefert.

1806
Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg/Preußen und Frankreich bringen auch für die Cottbuser neue Beschwerden. Nach der Niederlage der preußischen Truppen in der Schlacht bei Jena und Auerstädt werden am 2.1. 7.000 Bayern einquartiert. Diese sollen sich äußerst gewalttätig aufgeführt haben. Zudem mußte die Stadt noch 44.000 Thaler als Kontributionsleistung aufbringen. Am 13.8.1807 werden Stadt und Kreis Cottbus unter die Oberhoheit des sächsischen Königs Friedrich August von Sachsen gestellt. Einen Monat später, am 25.9. später wird am Luckauer Tor das sächsische Wappen angebracht. Es bleibt nur wenige Jahre hier, am 15.6.1813 läßt es der westfälische General Wolf wieder entfernen. In den Monaten zuvor erlebten die Cottbuser im Februar 1813 den Rückzug der geschlagenen napoleonischen Truppen. Am 27.3.1813 nimmt Marschall Blücher Stadt und Herrschaft Cottbus wieder in preußischen Besitz. Schon am 11.5. verläßt ein Jägerdetachement die Stadt. Dieser Truppe hatten sich 103 Bürger aus Cottbus und der Umgebung angeschlossen, zudem sammelten die Cottbuser Gelder für deren Ausrüstung. Einen Tag später trifft Major von Lützow mit etwa 400 Jägern in Cottbus ein. Am 15.6. besetzt der westfälische General Wolf die Stadt, nachdem die Truppen des Generals Bülow Cottbus verlassen hatten. Er läßt die preußischen Wappen wieder entfernen und durch sächsische ersetzen. Einen Monat später werden die Cottbuser Zeugen eines militärischen Exempels: Fünf westfälische Reiter wollten die Verbündeten Napoleons verlassen und in das nahe Preußen flüchten. Sie wurden am 16.7. als Deserteure erschossen. Ihnen zur Erinnerung wurde am 16.7.1845 am heutigen Fehrower Weg ein Denkmal gesetzt.
Am 19.9.1813 wurde Cottbus durch Verfügung der Regierung wieder preußisch, doch erst nach der Völkerschlacht verließen die letzten sächsischen Beamten die Stadt. Nachdem im April 1814 Paris eingenommen wurde, kehrten auch die Cottbuser freiwilligen Jäger am 15.7.1814 wieder nach Hause zurück. Am 25.5.1815 kam Cottbus zusammen mit der gesamten Niederlausitz auf grund der Bestimmungen des Wiener Kongresses an Preußen und wurde dem neu gebildeten Regierungsbezirk Frankfurt/Oder zugewiesen.

1808
Am 6.4. erleben die Cottbuser ihre "Branntweinrevolte". Die Kontinentalsperre behinderte die Cottbuser Wirtschaft und führte zu Arbeitslosigkeit und Verteuerung der Lebensmittel. Die Cottbuser Handwerker gingen gegen die Stadtverwaltung vor, senkten die Lebensmittelpreise und zerstörten die Branntweinblasen. Nach ihrer Auffassung war die Kornbrennerei schuld an der Teuerung. Drei Tage später rückte jedoch das Militär in Cottbus ein und stellte die alte Ordnung wieder her, der Magistrat erhält seine Rechte zurück und die Anführer des Aufruhrs werden ins Zuchthaus gesperrt.

1809
Durch die sächsische Regierung wird Johann Christian Bolzenthal in das Amt des Superintendenten berufen. Der 1760 geborene Bolzenthal wurde bereits 1783 in das Amt als Archediakon an der Cottbuser Oberkirche eingeführt. Er wird bis zu seinem Tod 1842 als Seelsorger in Cottbus an den beiden Kirchen tätig sein und die Schulangelegenheiten mitbetreuen.

1811
In diesem Jahr richten jüdische Bürger in Cottbus eine Betstube ein. Sie nutzen dazu das Hinterzimmer im Hause des Tuchmachermeisters Duch. Nachdem schon 1740 die Witwe Pinkus vom König Friedrich Wilhelm eine Konzession für Cottbus erhalten hatte, lassen sich in den folgenden Jahrzehnten weitere jüdische Familien in Cottbus nieder. Aber erst mit den bürgerlichen Reformen erhalten sie durch das "Judenedikt" vom 11.3.1812 zahlreiche Rechte und Pflichten wie andere Bürger auch. Durch das 1847 erlassene Privileg wird es den Juden nun möglich, eine eigene Gemeinde zu bilden. Um 1820 lebten etwa 30 jüdische Bürger in der Stadt, sie haben nun bereits ihren eigenen Friedhof und am 9.4.1858 wird die Cottbuser Synagogengemeinde gegründet. Der erster Rabbiner Dr. M. Dienstfertig kann mit den Gläubigen in den gemieteten Räumen in der Marktstraße 12/Ecke Mauerstraße die religiösen Feste feiern. An gleicher Stelle wird am 29.9.1875 die erste Cottbuser Synagoge geweiht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die Gemeinde ca. 90 Mitglieder und am 15.9.1902 wird in der Jahrstraße die neue Cottbuser Synagoge geweiht. Da der alte Jüdische Friedhof bald zu eng und klein wurde, stimmten die Stadtverordneten am 31.8.1916 zu, der Jüdischen Gemeinde eine Fläche neben dem Südfriedhof für ihr neues Gräberfeld zu verkaufen. In der Pogromnacht am 9.11.1938 wird die Cottbuser Synagoge niedergebrannt und der alte Jüdische Friedhof in der Dresdner Straße geschändet. Der Jüdische Friedhof auf dem Cottbuser Südfriedhof und die dort befindliche Feierhalle werden jedoch nicht zerstört und mahnen noch heute an das Schicksal der zahlreichen ermordeten jüdischen Mitbürger.

1816
Das Cottbuser Schloß, für das schon seit längerem eine wirtschaftliche Nutzung gesucht wurde, wird an die Gebrüder John und William Cockerill verpachtet. Die beiden in England geborenen und aus Belgien stammenden Unternehmer hatten bereits in Guben die Tuchherstellung vorangebracht und richteten nun hier in Cottbus eine "Wollgarn-Spinnerei" ein. Die Arkwright-Maschinen erhielten 1818 einen Zentralantrieb - die erste Cottbuser Dampfmaschine wurde auf dem Schloß in Betrieb genommen. Der qualmende Schornstein signalisierte den Beginn einer neuen Epoche, jedoch sollten noch einige Jahrzehnte vergehen, ehe die neue Technik in zahlreichen Cottbuser Fabriken Eingang fand. Die Fabrik der Cockerills erwies sich als erfolgreiches Unternehmen, 1832 übernahmen sie auch die anderen Gebäude auf dem Schloß und nutzten sie zur Fabrikation von Tuchen und Stoffen.

1819
Maria Groch soll ihre Baumkuchenbäckerei eröffnet haben. Diese Spezialität wurde in den folgenden Jahrzehnten auch von anderen Cottbuser Bäckern hergestellt, Hoflieferant jedoch wurde später ihre Tochter Wilhelme Kluge, deren Baumkuchen auf der Grundlage eines alten Familienrezeptes hergestellt wurde. Neben den Tuchen, dem Korn und dem Bier wurden die Baumkuchen eine weitere bedeutende Cottbuser Spezialität.

1820
Der wirtschaftliche Aufschwung führte auch in Cottbus zu mancher neuen Unternehmung. So gründete z. B. Emil Graske eine Kornbrennerei und Likörfabrik und der Apotheker Bertrand richtete die erste hiesige Buchhandlung ein. Ihm folgt Moses Heinemann, der am 6.1.1826 ebenfalls eine Buchhandlung in Cottbus eröffnet. Während Heinemann 1828 schließen muß, erwirbt im gleichen Jahr Karl Ludwig Bertrand Buchhandlung mit Leihbibliothek und Lesezirkel des verstorbenen Dr. Ch. Gottfried Flittner. Am 3.3. wird in Cottbus Gustav Feckert geboren. Nach seiner Lehre als Lithograph und seinen Studien arbeitet er als Porträtist und wird Mitglied der Berliner Akademie. Er stirbt am 5.10.1899 in Berlin. Das Cottbuser Lyzeum erhält am 20.3. den Status eines Gymnasiums. Benannt wird es nach Friedrich Wilhelm III., der zwischen 1797 und 1840 regierte. Ein Jahr zuvor hatten bereits die Dörfer Sandow und Brunschwig bereits jeweils eine eigene Schule erhalten und auch für Schmellwitz und Saspow wurde 1820 vom Lehrer Martin Schuppan der Antrag gestellt, eine Schule zu erbauen. Die Stadt Cottbus übernimmt im gleichen Jahr das Waisenhaus, das bereits 1749 erbaut wurde und nach einem Umbau seit 1835 als Bürgerschule genutzt wird. Aus der vorstädtischen Schule wird nun die 1. Elementarschule, die 1822 in der Taubenstraße ein neues Gebäude bezieht.

1824
Die neuen territorialen Strukturen erfordern auch eine Veränderung des Verwaltungsaufbaues. In Cottbus wurde nun ein Landgericht aufgebaut und am 1.10. wird das Gebäude des alten Landgerichtes seiner Bestimmung übergeben. Bereits wurde 1821 das alte Amtsgericht abgetragen und an seiner Stelle am Schloßberg, dem heutigen Gerichtsplatz, in neues errichtet.

1825
Der Umbau des Spremberger Turmes wird abgeschlossen. Erste Pläne für den Umbau waren bereits um 1811 entstanden, denn der Turm war seit längerer Zeit baufällig. 1773 hatte er eine neue Kuppe erhalten, eine Uhr und zwei Glocken waren aus der Festung Peitz nach Cottbus gebracht wurden und im Turm eingebaut. Den Umbau übernimmt nun der Cottbuser Maurermeister Friedrich Wilhelm Schneider sen., der den Spremberger Turm mit einem Quadersockel und einer Zinnenkrone ganz im Stil der Zeit versah. Zwei Jahre zuvor, 1823, war schon das Sandower Tor mit dem zugehörigen Turm abgetragen und durch eine neue Anlage ersetzt worden.

1827
Am 2.3. erläßt der Magistrat eine Verordnung, in der das Rauchen auf den Straßen und Plätzen der Stadt verboten ist. Bis 1848 durften die Cottbuser diesem Laster nur in ihrer Wohnung oder in den neu begründeten Tabagien frönen. Am 29.3. wird der Grundstein für den Neubau des Hospitals am Sandower Ufer gelegt und mit dem Rezeß vom 7.5. durfte die Stadt nun gegen die Zahlung von 561 Thalern die Einnahmen auf den Cottbuser Jahrmärkten selbst einziehen. Am 1.12. erhält Karl Christian Stäber eine Anstellung als Kantor. Im Jahre 1832 gründet er den Männergesangsverein und später gibt er mit der "Liederchronik der Stadt Cottbus" nicht nur ein Gesangsbuch sondern auch eine kleine Stadtgeschichte heraus. Stäber stirbt am 26.11.1857.

1829
In Cottbus wird am 13.6. Wilhelm Riedel geboren. In Berlin und Peitz erwarb er durch seine Unternehmen in der Tuchindustrie Ansehen und Reichtum. Am 13.6.1897 errichtete er in Cottbus das "Riedelstift für vaterlose Waisen". Das Haus in der Bautzener Straße fand 1903 noch Erweiterungen durch das "Riedelstift für achtbare Arme" und 1907 durch die Stiftung "Werkstättenhaus Selbsthilfe". Die Stadt Cottbus ehrte Wilhelm Riedel 1903 mit der Ehrenbürgerwürde. Er starb am 23.1.1916.

1830
Am 1.1. nimmt die Cottbuser Sparkasse ihren Geschäftsbetrieb offiziell auf. Einen ersten Antrag für die Einrichtung einer Sparkasse hatte der Cottbuser Kämmerer Wenzig schon am 1.6.1827 eingereicht. Nachdem am 25.6.1828 der Entwurf eines ersten Statutes für die Sparkasse abgelehnt wurde, bildeten dreißig Cottbuser Bürger am 21.11.1828 eine Vereinigung, um als Garanten der zu begründenden Sparkasse aufzutreten. Mit der Bürgschaftserklärung vom 29.4.1829 konnte nun die Cottbuser Sparkasse gegründet werden. Gegen Ende des ersten Geschäftsjahres, im Dezember 1830, lagen auf 189 Sparbüchern bereits 16.289 Mark. Zum 1.1.1833 übernimmt die Stadt die Garantien für die Geschäftseinlagen und die Sparkasse entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Banken in der Region.

1831
Nach dem Unwetter im Jahr zuvor das Große Spreewehr zerstört hatten, erfolgt nun ein Neubau. Zwei Jahre später wurde auch das Kleine Spreewehr neu errichtet. Zwischen 1831 und 1832 wird das Klostertor angelegt. Die nördliche Stadtmauer besaß einst keine Tore, nun aber forderten die Cottbuser dieses, damit ihre Kinder einen kürzeren Weg zur Schule nehmen konnten. Am 17.3.1831 wird in Cottbus die revidierte Städteordnung eingeführt. Die wirtschaftliche Entwicklung aber fordert neue Strukturen und so arbeiteten der Landrat von Pannwitz, Oberbürgermeister Krenkel und Vertreter der Cottbuser Bürgerschaft eine neue Stadtverfassung aus. Diese erhielt am 14.12.1831 die Genehmigung der Regierung. Zu Michaelis 1831 besteht Ludwig Leichhardt am Cottbuser Gymnasium seine Abiturprüfung. Seit dem Herbst 1829 wohnte er in Cottbus bei seinem Schwager Friedrich August Schmalfuß. Leichhardt, am 23.10.1813 geboren, studierte zunächst in Berlin und ging nach 1837 auf Forschungsreisen in Europa. Mitte Februar 1842 kommt Ludwig Leichhardt in Australien an und unternimmt schon im Sommer erste Streifzüge ins Innere des Landes. Er wird drei Expeditionen ins Innere Australiens unternehmen. Die erste führt ihn 1843 / 1845 quer durch das unentdeckte Land und begründet seinen bis heute anhaltende Ruhm als einer der bedeutendsten Entdecker des Kontinents. 1846 startet er zu einer zweiten Expedition, die er aber bald abbrechen muß. Im März 1848 bricht er erneut zur Erkundung ins Innere Australiens auf. Einen Monat später verlieren sich seine Spuren - bis heute hat man seine Überreste nicht gefunden.

1832
Zwischen dem 12. und 15.2.1832 finden in Cottbus die ersten Wahlen zu einem Stadtparlament statt. Gewählt werden 30 Stadtverordnete und Johann Gottlob Roemelt tritt sein Amt als Oberbürgermeister an. Er wird 1849 diese Funktion niederlegen, da es zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen ihm und den Cottbusern Bürgern kam. Während seiner Amtszeit setzte sich Roemelt wiederholt für Verbesserungen in der Betreuung der Arbeitslosen und Armen ein, scheitert jedoch mit seinen Vorschlägen. Roemelt stirbt Mitte August 1867 in Cottbus. Erster Vorsteher der Stadtverordneten wird der Apotheker August Mast. Noch in diesem Jahr wird eine erste Verordnung erlassen, die das Baden in der Spree regelte. Das Frauenbaden galt als unschicklich und an der Spree wurden von den Kahnverleihern "Badehäuschen" gegen Entgelt vermietet. Bisher war "wildes Baden" an der Spree und ihren Nebenarmen und den Nebengräben üblich. Als besonders gefährlich galt der Spreeabschnitt zwischen Sanzebergbrücke und Großem Spreewehr. Im gleichen Jahr wird eine weitere bedeutende Cottbuser Firma begründet, "Franz Schneider, Kornbrennerei und Spirituosenfabrik" hatte in der Berliner Straße ihr Domizil.

1833
Nachdem bereits im Jahr zuvor das Klostertor gebaut worden war, wird nun an dieser Stelle auch ein Torwärterhäuschen errichtet. Der Steueraufseher Baumgarten übernimmt die Aufsicht und erhält dafür eine freie Wohnung und eine Gartenparzelle. Erstmalig erscheint in diesem Jahr das konservative "Cottbuser Wochenblatt". Bis 1879 konnten die Cottbuser hier ihre wöchentlichen Nachrichten lesen. Am 22.10. wird das neue Schützenhaus in Sandow eingeweiht. Das alte war im September 1832 abgebrannt, bereits am 7.3.1833 legte der Cottbuser Baumeister Friedrich Mund den Grundstein für das neue Gebäude. Am 18.11. wird die "Kasino-Gesellschaft" gebildet. Auch dieser Verein sollte den gestiegenen Bedürfnissen der Bevölkerung nach Unterhaltung Rechnung tragen. Zwischen 1846 und 1847 ließ die Gesellschaft auf dem Grundstück in der damaligen Dresdner Straße durch den Maurermeister Friedrich Wilhelm Schneider ein Vereinshaus errichten, die Einweihung findet am 6.2.1847 statt. Noch heute dient das Haus dem Vergnügen - es ist das Gladhouse.

1834
Der alte Stadtfriedhof im Bereich der heutigen Schwan- und Roßstraße wird geschlossen. Dafür wird am 22.11.1835 ein neuer Friedhof eingeweiht. In der heutigen Straße der Jugend fanden in den folgenden Jahrzehnten die Cottbuser ihre Ruhestätte. 1841 erhält der Baumeister Friedrich Wilhelm Kahle den Auftrag für den Bau der neuen Leichenhalle; der klassizistische Bau wird das wichtigste Bauwerk des Cottbuser Architekten sein und erinnert sehr stark an Entwürfe Schinkels. Die Feierhalle wird 1963 abgerissen. Am 12.12. gibt die Regierung den Bau der Chaussee zwischen Cottbus und Spremberg bekannt. Die neue Straße wird 1837 fertig gestellt. Der zunehmende Handelsverkehr macht den Ausbau der Straßen notwendig und auch in andere Richtungen werden nun feste Wege errichtet. Beim Bau der Chaussee zwischen Gallinchen und Groß Oßnig wird eine vorgeschichtliche Urne gefunden. Zwischen 1837 und 1841 entsteht auch die Berliner Chaussee.

1835
Am 1.7. zieht das Postamt in das Lobedansche Haus in der Spremberger Straße, dem späteren Kaufhaus Waldschmidt. In diesen Jahren soll auch der berühmte Cottbuser Spruch entstanden sein: "Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten". Der Baumeister Friedrich Wilhelm Kahle erhält am 17.2. das Cottbuser Bürgerrecht. Er wohnt in der Spremberger Straße 26 und wird in den folgenden Jahrzehnten einer der bedeutendsten Architekten in Cottbus sein. Kahle stirbt am 17.9.1857 an einem Gehirnschlag, vier Tage später wird er auf dem Friedhof in der damaligen Dresdner Straße beigesetzt. Am 29.8. wird die Schriftstellerin Amely Marby geboren. Mit ihren Romanen und Novellen in zahlreichen Familienzeitschriften, im "Cottbuser Anzeiger" und im "Cottbuser Wochenblatt" brachte sie sentimentale Lebensansichten und verträumte Hoffnungen unter die Menschen ihrer Zeit. Sie starb am 25.8.1915. Auch die Tuchindustrie veränderte sich. 1837 stellt ein Magistratsbericht fest, daß die "Notlage der Arbeiter und Angestellten nicht in den schlechten Arbeitsverhältnissen und den Lebensgewohnheiten zu suchen sind, sondern darin, daß die Tuchmacher an alten Gewohnheiten festhalten". Noch hatten die Cottbuser Tuchmacher nicht den Sprung zum industriellen Produzieren gefunden, nur langsam fanden Jaquardwebstuhl und Dampfmaschine Eingang in den Arbeitsalltag. 1839 waren im Bereich der Cottbuser Tuchindustrie insgesamt 985 Arbeiter beschäftigt, von ihnen waren 177 Kinder unter 14 Jahren. Erst zwei Jahre zuvor, am 5.10.1835, hatte Heinrich Kittel eine Fabrikkonzession erhalten. Er vereinigt nun als erster in der Stadt alle Arbeitsgänge zur Herstellung eines Tuches. Im Jahr 1835 wird aus der alten Elementarschule in der Wallstraße 55 eine städtische ungeteilte Bürgerschule.

1836
Der Cottbuser Magistrat gibt am 24.9. bekannt, daß eine Bürgerwehr für polizeiliche Zwecke gebildet wird. Jedem Stadtviertel wurde eine Kompanie zugeordnet, den Stamm der Mannschaft bildeten die Mitglieder der Schützengilde.

1839
In der Stadt leben nun etwa 8.400 Einwohner, die umgebenden Dörfer und Vorstädte ziehen aber auch zahlreiche neue Bewohner an. Noch wird in Cottbus Wein angebaut, fünf Winzer bewirtschaften etwa fünf Morgen Weinland. Zwanzig Jahre später wurde der Weinbau ganz eingestellt. In diesem Jahr wurde ein Verein für die "Kleinkinder-Bewahranstalt" eingerichtet, eröffnet wird diese zum 1.1.1840. Hier wurden die nicht schulpflichtigen Kinder der berufstätigen Mütter durch Männer betreut, so daß die Frauen ihrer Arbeit nachgehen konnten.

1843
Auch die Cottbuser erleben nun den wachsenden Frachtverkehr. Da sich das Luckauer Tor allmählich als zu klein für die großen Frachtwagen erwiesen und zudem auch durch die Baumeister F. W. Schneider und F. Mund als baufällig beschrieben wurde, ließ der Magistrat dieses abreißen. Durch Friedrich Wilhelm Schneider wurde nun ein neues Torgebäude errichtet, dessen Abnahme am 1.8.1844 erfolgte. Schon ein Jahr später erhielten Tor und Straße einen neuen Namen: Berliner Tor und Berliner Straße. Das Tor war noch zwei Jahrzehnte geschlossen, bis die Anlagen ab 1.9.1865 von Maurermeister Schneider endgültig abgetragen wurden.

1844
Eine Kabinettsordre zur Genehmigung der "Cottbus-Schwielochsee-Eisenbahn" wird am 18.4. erteilt. Am 1.10. wird nun eine Aktiengesellschaft mit 273.000 Thalern zur Anlage einer Pferdeeisenbahn zwischen Cottbus und Goyatz gegründet. An der Berliner Straße entsteht ein Packhof, der gleichzeitig auch als Zollstation dient. Im Hafen von Goyatz werden die Waren auf Lastkähne verladen und per Schiff weiter transportiert. Die Eröffnung der Pferdeeisenbahn auf der 31,5 km langen Strecke erfolgte am 24.6.1846. Die Pferdeeisenbahn wird 1879 stillgelegt und der Bahnkörper an einen Dresdner Unternehmer verkauft. In der Taubenstraße ließ die Stadt zwischen 1844 und 1846 ein neues Krankenhaus errichten. Baumeister war Friedrich Wilhelm Kahle, von den zwölf Zimmern dienten neun als Krankenzimmer.

1848
Während das "Cottbuser Wochenblatt" nun in drei Ausgaben pro Woche erscheint, wird die erste niedersorbische Zeitung, der "Bramborski Serbski Casnik" gedruckt. Am 1.7. verkauft Albert Heine die erste Nummer des "Cottbuser Anzeigers". Fast einhundert Jahre wird diese Zeitung die Cottbuser begleiten, sie wird ein wichtiges demokratisches Presseorgan und die Herausgeber erleben manche Schwierigkeiten mit den Behörden des monarchistischen Deutschlands. Beide Zeitungen sind als Ergebnis der Ereignisse vom Frühjahr gegründet worden. In den Jahren zuvor hatten Mißernten zu einer Teuerung der Lebensmittel geführt, auch der Absatz der Fabriken war zurückgegangen. Nun wurden die Forderungen nach politischer Betätigung in der Bevölkerung laut. In Cottbus hatte die Armut so zugenommen, daß die Arbeiter in der Cockerillschen Fabrik sich am 29.2. über die drastischen Lohnkürzungen des Fabrikherrn beschwerten und der Magistrat bereits am 11.1. beschlossen hatte, Wärmestuben einzurichten. Da der hiesige Magistrat wohl Kenntnis über die Unruhen in Paris hatte, diskutierten die Stadtverordneten am 7.3. den Vorschlag zur Bildung einer "Commission, welche die Beschäftigung der Arbeiter-Klasse und die dahin gehörigen fürsorglichen Maßregeln" bespricht. Wenige Tage später erhalten die Cottbuser zudem die Nachrichten über die Berliner Geschehnisse vom 18.3. und schon am 23.3. richten sie einen Gruß an die Berliner Bürgerschaft, die auf den Barrikaden gekämpft hatte. Eine breite Front der Unterstützung wird sichtbar, Kantor Stäber organisiert ein Konzert mit seinem Gesangsverein und in der Stadt werden an zahlreichen Orten Gelder gesammelt. Insgesamt 550 Thaler schicken die Cottbuser als Unterstützung für die Bürger nach Berlin. Aber auch in Cottbus kommt es zu Unruhen. Am 18.4. ziehen Demonstranten durch die Stadt und entwaffnen die Bürgerwehr der Schützengilde. Sie verleihen ihren Forderungen nach gerechter Verteilung der Arbeit und höheren Löhnen Ausdruck und fordern die Absetzung der Beamten und des Bürgermeisters. Aber es kommt auch zu zahlreichen Zerstörungen in der Stadt, Kneipen und manche Cottbuser Bürger erfahren Plünderungen und im Rathaus werden Fenster eingeworfen. Drei Tage später treffen Jäger aus Lübben ein und stellen die "gewohnte Ordnung" in der Stadt wieder her. Im Ergebnis dieser Unruhen wird Oberbürgermeister Roemelt nach dem 24.9. pensioniert, er hatte u. a. den Versuch unternommen, mit einem "Armen-Statut" die Stadt an der Beseitigung der größten Ungerechtigkeiten zu beteiligen.
Das liberale Bürgertum gründet am 30.4. einen konstitutionellen Klub, der aber noch im gleichen Jahr nach dem Ausscheiden Bolzes wieder aufgelöst wird. An seiner Spitze stand Dr. Ludwig Heinrich Bolze, der von 1813 bis 1888 lebte. Er hatte bereits 1846 einen Handwerkerbildungsverein begründet, wurde jedoch nicht - trotz aller Hoffnung - am 1.5.1848 als Abgeordneter zur Preußischen Nationalversammlung nach Berlin gewählt. Aber auch in diesen Wochen und Monaten heftigster Auseinandersetzungen nutzen Unternehmer ihre Möglichkeiten zur Entwicklung der Wirtschaft. So erfolgte am 1.11. die Gründung der Segeltuchfabrik G. L. Schmogrow. Zwei Jahre zuvor, am 23.7.1846, hatte der Müller Christian Krüger den Bonnaskenberg gekauft und hier eine Windmühle erbaut.

1850
Innerhalb der Jahre 1850 / 51 erfolgt ein völliger Umbau vom Langhaus des Cottbuser Rathauses in spätgotischer Form. Im Mai wird das Kleine Spreewehr errichtet und die Stadt zählt nun 9.228 Einwohner. Am 27.10. wird die neue katholische Christuskirche "Zum guten Hirten" durch Pfarrer Florian Birnbaum aus dem Kloster Neuzelle eingeweiht. Nach der Reformation waren nur noch wenige Katholiken in der Stadt geblieben, die Gemeinde wurde in diesen Jahrhunderten durch die Pfarrer aus Neuzelle betreut. Um 1838 zählte die Gemeinde bereits wieder ca. 800 Mitglieder und so wurde 1845 ein Grundstück an der Dresdener Straße erworben. Den Grundstein legte die Gemeinde am 5.6.1848 und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche wurden nach 1850 weitere Gebäude für die seelsorgerische Arbeit errichtet. In diesem Jahr erfuhr auch der Postverkehr eine Neuerung. Am 15.11. wurden die ersten Briefmarken in der Stadt ausgegeben und am 4.2.1851 die ersten Postbriefkästen aufgestellt.

1851
Am 15.8. erteilte König Friedrich Wilhelm IV. den Gründungserlaß einer "Handelskammer für den Kreis Cottbus". Noch im November erfolgten die ersten Kammerwahlen und am 16.3.1852 fand die erste Plenarsitzung statt. Ab 1887 weitete sie ihr Arbeitsgebiet aus, als "Handelskammer für die Niederlausitz zu Cottbus" betreute sie zahlreiche Unternehmen in der westlichen Niederlausitz. 1924 erweiterte sie sich als "Industrie- und Handelskammer für die Niederlausitz" und wurde im Zusammenhang mit den Strukturveränderungen der Nationalsozialisten 1943 aufgelöst. Nach dem Krieg arbeitete sie ab Oktober 1945 als "Industrie- und Handelskammer der Provinz Mark Brandenburg, Bezirksgeschäftsstelle Cottbus" und zwischen 1953 und 1990 zunächst als "Industrie- und Handelskammer der DDR, Bezirksdirektion Cottbus", später als "Handels- und Gewerbekammer Cottbus".

1853
Am 15.3. findet in Cottbus die erste öffentliche Pockenschutzimpfung statt. In Werben wird am 18.6. der sorbische Dichter Mato Kosyk geboren. Zwischen 1867 und 1873 besucht er das Cottbuser Gymnasium, danach ist er als Telegraphist in Leipzig bei der Eisenbahn tätig und später lebt er als Dichter in Werben. In dieser Zeit ist er auch als Redakteur der "Bramborski Nowiny" tätig. Anfang des 20. Jahrhunderts verläßt er seine Heimat und wandert nach Amerika aus, dort stirbt er am 22.11.1940 in Albion. Am 31.10.1853 wird in Cottbus eine Königliche Bankagentur eingerichtet. Ihre Leitung übernimmt der Bankagent Grosche. Es ist dies die zweite Bank in Cottbus, sie wird ab dem 1.12.1883 als Reichsbankstelle geführt werden. Zuvor war am 1.11.1857 auch in Cottbus eine Vereinsbank und am 24.11.1874 die "Niederlausitzer Bank" gegründet worden.

1857
Am 23.8. brennt es auf dem Schloßberg! In der ehemaligen Cockerillschen Fabrik, die allerdings am 31.1.1852 durch Herrn von Bothmer an den Rittergutsbesitzer von Seidel verkauft wurde, bricht ein verheerendes Feuer aus. Neben den Fabrikanlagen nutzte seit dem Juli 1853 die Justiz den Ständesaal auf dem Schloß für ihre Zwecke. Die Spinnereifabrik im Fürstenhaus und auch der alte Schloßturm werden durch das Feuer beschädigt, die Stadt bleibt auf Grund der günstigen Windrichtung vor größerem Schaden bewahrt. Doch wird es zwei Jahrzehnte dauern, ehe die Ruinen beseitigt sind. Zunächst untersagt die Regierung am 19.3.1858 den Abriß der Ruine des Schloßturmes, später erklären auch die Cottbuser Stadtverordneten den Turm zum Denkmal. 1864 erwirbt der Brauer G. Rückert das Schloßgrundstück und richtet hier eine Brauerei ein. Wenige Jahre später erwirbt der Justizfiskus am 1.2.1870 das gesamte Areal und wenige Wochen danach konstituiert sich am 20.4. der "Schloßturm-Bauverein". Ehrenvorsitzender ist Hermann Fürst von Pückler-Muskau, als Architekt für den Wiederaufbau des alten Bergfriedes konnte Prof. von Arnim gewonnen werden. Mit dem "Aufsetzen der sechs Turm- und zwei Fahnenkuppeln unter Lebensgefahr" wurde im September 1877 der Wiederaufbau des Schloßturmes, der nun auch als Gerichtsturm bezeichnet wird, abgeschlossen.

1858
In ihrer Sitzung am 14.7. beschäftigen sich die Stadtverordneten erstmals mit dem möglichen Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Cottbus und Görlitz. Es sollten jedoch noch fast zehn Jahre vergehen, ehe die Eisenbahnen Cottbus mit der Welt verbanden. Dafür konnten die Cottbuser aber seit dem 16.7. telegraphieren; an diesem Tag wird die Cottbuser Telegraphenstation in Betrieb genommen. Während Dr. Bolze diese Neuerung in populären Vorträgen vorstellte, erkannte die Industrie recht schnell den Vorteil. Eine Depesche nach Berlin mit 20 Worten kostete damals 24 Silbergroschen.

1860
Das Cottbuser Zentralgefängnis in der heutigen Bautzener Straße wird am 1.4. nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. In den Jahrzehnten seines Bestehens wird dieses Gefängnis in den unterschiedlichen Gesellschaftsepochen traurige Berühmtheit erreichen. Die Häftlinge der ersten Jahre bauten den Branitzer Park mit auf, später diente das Cottbuser Gefängnis den Nationalsozialisten als Frauenzuchthaus und KZ. Qualvoll starben hier die Menschen, als beim Bombenangriff auf Cottbus am 15.2.1945 auch die Gefängnisbauten betroffen waren. Zu Zeiten der DDR richtete das System hier eines der berüchtigten Gefängnisse ein, in denen jene DDR-Bürger gefangen gehalten wurden, die mit dem politischen System im Lande nicht einverstanden waren. Im Frühjahr 2002 wurde die neue Justizvollzugsanstalt in Dissenchen in Betrieb genommen und die Gebäude des alten Gefängnisses geräumt. Besonders wichtig war für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt jedoch die Gründung der Tuchfabrik Heinrich Jaeger am 1.8.1860. In den folgenden Jahrzehnten kam es dann zum eigentlichen Aufschwung in der Cottbuser Tuchindustrie, in der nun - zahlreiche Großbetriebe entstanden. Angeführt seien hier z. B. 1861 Rudolf Kerl und M. u. O. Sommerfeld, 1863 E. Tietze jun., 1865 Wilhelm Handreke, 1866 Hasselbach & Westerkamp, 1875 Hermann Löw, 1879 Duch & Hamann, 1880 Ludwig Polscher, 1882 Wilhelm Eschenhagen und die Gebrüder Fritsch, 1884 Grovermann & Hoppe, 1888 Jürß & Elger, 1889 Herrmann Hellwig, 1890 Max Meyer & Co. und 1891 Wilhelm Westerkamp. Für Jahrzehnte bestimmten diese Fabriken das Bild der Stadt, es entstanden zudem noch zahlreiche Zuliefer- und Konfektionsbetriebe, aber auch Tuchgroßhandlungen und Spezialbetriebe für Färberei und Appretur. Waren 1860 nur etwa 1.900 Arbeiter in der Tuchindustrie tätig, so sind es dreißig Jahre später schon ca. 5.900. Auch die Produktionszahlen zeigen einen deutlichen Aufschwung: 1860 wurden 42.000 Stück Tuche gefertigt, 1890 waren es 150.000 Stück.

1861
Cottbus entwickelt sich neben einem Zentrum der Tuchindustrie auch zu einem bedeutenden Ort der Teppichherstellung. In diesem Jahr gründet Theodor Kühn seine Firma in Cottbus. 1865 stellen 90 Beschäftigten insgesamt 80 "persische Teppiche" und auf 25 Stühlen 1.200 Deckenstoffe her. 1873 übernimmt Otto Pietsch die Fabrik und 1894 wird die Produktion unter dem Firmennamen "Vereinigte Smyrna AG" weitergeführt. Zu diesem Großbetrieb zählen noch die Teppichfabriken "Gevers & Schmiedt" in Schmiedeberg i. / R. und "Dehmann, Spoerer & Friedrichs" in Hannover-Linden. Ebenfalls 1894 wird die Teppichfabrik "Krüger & Hahn" an der Jägerbrücke 2 gegründet. Richard Otto gründet am 26.3.1924 seine Teppichfabrik in den Räumen am Amtsteich 18, 1934 zieht er in die damalige Pücklerstraße 55 um. Die Teppichproduktion in Cottbus wird am 30.7.1991 eingestellt. An diesem Tag wird die kleine Abteilung am Ostrower Damm geschlossen, ein großer Teil der Maschinen, Wolle, Zeugnisse und historischen Objekte wird ins Cottbuser Stadtmuseum verbracht. Allmählich sprengt die Stadt ihre mittelalterlichen Fesseln, am 13.5. wird begonnen, das alte steinerne Mühlentor abzutragen. Zwei Tage danach wird in Cottbus der Turnverein 1861 gegründet. 25 Mitglieder zählte er bereits zur Gründung, in den folgenden Jahren wird er einer der größten und bedeutendsten Cottbuser Sportvereine. Das Leben in der Stadt wurde nun auch geprägt von mancher technischen Neuerung. Bereits am 31.7.1855 teilte die "Gasbeleuchtungs-Kommission des Magistrats" mit, daß in Cottbus ein Gaswerk erbaut werden soll. Den endgültigen Beschluß faßten die Stadtverordneten am 23.4.1861 und am 13.12. wurden das Gaswerk und die Anlagen übergeben. Die Baukosten betrugen 61.000 Thaler, insgesamt werden damals drei Gasometer und zwölf Öfen errichtet. In der Stadt waren 150 Gaslaternen aufgestellt und ca. 7 km Leitungen verlegt worden. Am 23.12. nahm der Oberbürgermeister Leopold Jahr die erste Gaslaterne in Betrieb, gegenüber des Rathauses an der Ecke Altmarkt / Rathausgasse strahlte das neue Licht.

1862
Am 21.2. wird in Drebkau Ewald Müller geboren. Zwischen 1882 und 1924 wirkte er als Lehrer in Cottbus. Seine literarischen Werke bringen ihm den Ruf ein, der "Dichter des Spreewaldes" zu sein. Aber für die Erforschung der Sorben und Wenden leistete er einen wichtigen Beitrag, 1894 erscheint sein Buch "Das Wendentum in der Niederlausitz". Ewald Müller stirbt am 24.6.1932.

1863
Die wirtschaftlichen Strukturen verändern sich zunehmend. Überlieferte und traditionelle Formen werden durch industrielle Produktion abgelöst, so auch in der Bier- und Schnapsherstellung. Am Neumarkt gründet Heinrich Kühn eine Kornbrennerei und Likörfabrik, und mit einem Genossenschaftskapital von 40.000 Mark wird die "Vereinsbrauerei Aktien-Gesellschaft Cottbus" gegründet. Zunächst wurde nur das seit Jahrhunderten berühmte Cottbuser Weißbier hier hergestellt und in Fässern zu 100 - 130 Litern ausgeliefert. Seit einigen Jahren wurde in der Niederlausitz und auch in der Umgebung von Cottbus nach Braunkohle geschürft. Bereits 1847 soll in der Umgebung von Cottbus nach Kohle gesucht worden sein. Neben zahlreichen anderen Unternehmern versuchte 1863 F. W. A. Hennig aus Cottbus in der Cottbuser Feldmark sein Glück. Ein Jahr später graben Lober und Schramke aus Cottbus in den Fluren von Kathlow und Kahren nach Kohle. Im November 1884 liegt ein erster ausführlicher "Situations- und Profilaufriß" der Cottbuser Braunkohlengruben vor. Ergiebige Braunkohlefelder im Bereich von Sandow, Wilhelmshöhe, Sachsendorf, Klein und Groß Gaglow, Madlow, Gallinchen, Kiekebusch, Branitzer Vorwerk, Branitzer Herrschaft, Merzdorf, Sielow werden in einem weiteren "Situations- und Profilaufriß" vom 18.12.1911 verzeichnet. Am 13.7.1863 brannte es in Ströbitz. Bei diesem Unglück konnte die neu gegründete Cottbuser Freiwillige Feuerwehr erstmals ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis stellen. Schon ein Jahr zuvor waren beim Brand der Valteschen Fabrik und des Lossowschen Hauses Mitglieder des Turnvereins zum Löschen ausgerückt und hatten sich anschließend am 16.8.1862 als Freiwillige Feuerwehr zusammengeschlossen. Offiziell gegründet wird sie am 13.2.1863.

1865
Am 28.9. wird Wilhelm Kuhnert geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Cottbus. Er absolviert die Berliner Kunstakademie und wurde als Zeichner und Tiermaler berühmt. Er schuf ein umfangreiches Werk und illustrierte z. B. Haakes "Tierleben der Erde" und Brehms "Tierleben". Kuhnert starb am 12.2.1926. Gegen Jahresende, am 22.12.1865, wird auch in Cottbus die Trichinenschau beim Schlachten eingeführt und damit ein wichtiger Schritt für die Sicherheit der Bevölkerung geleistet.

1866
In diesem Jahr erhält die Stadt Anschluß an die Welt - am 13.9. wird der Betrieb auf der Eisenbahnstrecke zwischen Cottbus und Berlin aufgenommen. Der Zug benötigte bis Berlin 3 Stunden und 57 Minuten. Erste Gespräche zum Bau einer Eisenbahn zwischen Görlitz und Cottbus wurden bereits 1850 geführt und nachdem das Projekt durch die preußische Regierung wohlwollend beurteilt wurde, beschäftigten sich die Cottbuser Stadtverordneten am 14.7.1858 mit diesem Vorhaben. Die Genehmigung zum Bau der Berlin - Cottbus - Görlitzer Eisenbahn erteilte der preußische König Friedrich Wilhelm I. am 18.5.1864. Schnell erkannten die Cottbuser die Bedeutung der Eisenbahn und in den folgenden Jahren wurden zahlreiche Verbindungen hergestellt.
Am 31.12.1867 wird die gesamte Strecke von Berlin nach Görlitz in Betrieb genommen, am 21.4.1870 verkehren die ersten Züge zwischen Cottbus und Großenhain, am 30.6.1872 wird der Zugverkehr auf der Strecke Halle - Cottbus - Sorau - Guben eröffnet und am Silvestertag 1876 fahren die Züge von Cottbus nach Frankfurt/Oder. Seit 1866 wird der weit vor den Toren liegende Bahnhof baulich angeschlossen und noch heute säumen schöne Wohn- und Geschäftshäuser den Weg vom Stadtzentrum zum Bahnhof. Der Bahnstandort Cottbus erfuhr 1874 durch die Gründung der "Königlichen Hauptwerkstatt Kottbus zur Ausbesserung von Lokomotiven und Wagen" eine bedeutende Aufwertung.

1867
Am 27.4. wird der Neubau für das "Friedrich-Wilhelms-Gymnasium" eingeweiht. Der Berliner Architekt Adolph Lohse entwarf an der Promenade einen postklassizistischen Bau. Zwei Seitenflügel und ein Zentralbau bestimmen die Ansicht, im Innern sind moderne Unterrichtsräume eingerichtet, aber auch eine Lehrer- und eine Schülerbibliothek, ein Zeichensaal, Laboratorium und Physiksaal sowie eine naturhistorische Sammlung nutzen Lehrer und Schüler für den Unterricht. Im Obergeschoß befindet sich eine prächtige Aula. Der Cottbuser Superintendent Christian Heinrich Ebeling begründet am 26.6. das Diakonissenhaus Salem. Die Einweihung des neuen Gebäudes in der damaligen Feldstraße und heutigen Thiemstraße jedoch konnte Ebeling erst am 26.6.1887 feiern.

1868
Am 7.1. zieht das 2. Bataillon des Infanterie-Regimentes Nr. 52 in Cottbus ein. Bis zur Auflösung 1919 wird Cottbus nun Garnisonsstadt. 1885 wurde durch die Stadt eine Kaserne in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße erbaut und 1892 erhielt das Regiment den Namen "von Alvensleben". Constantin von Alvensleben war 1809 geboren worden und hatte sich in zahlreichen Schlachten der preußischen Truppen militärische Ehren erworben. Er starb 1892 und am 16.8.1913 setzte ihm die Stadt Cottbus in der damaligen Kaiser-Friedrich-Straße ein Denkmal.

1870
Zum Baden gingen die Cottbuser an die Spree, aber nicht überall durfte damals ins Wasser gesprungen werden. Am 22.5. wurde eine Militärbadeanstalt eröffnet und noch dreißig Jahre später galten die Spreebereiche in Madlow und am Sanzeberg als "wilde Badestellen". Für Frauen wurde erst am 16.7.1900 eine eigene Badeanstalt eingerichtet. Am 4.10. wird die Gewerbliche Zeichenschule in Cottbus eröffnet. Die Stadt zählte mittlerweile etwa 18.000 Einwohner und es zogen immer mehr Menschen nach Cottbus. Im Norden der Stadt wurde deshalb am Totensonntag, dem 20.11. der neue Friedhof eingeweiht. Hier, auf dem Nordfriedhof fanden zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten der Cottbuser Geschichte ihre letzte Ruhestätte.

1871
In diesem Jahr wurde die Stadt größer. Bereits drei Jahre zuvor hatten die Stadtverordneten der Eingemeindung der Schloßmühleninsel, des Hospitallandes am Kleinen Spreewehr, der Metze und der Besitzungen der Markgrafenmühle zugestimmt. Ein Jahr später wurden auch die drei Teile von Brunschwig und das Dorf Ostrow nach Cottbus eingemeindet. In der nun größer gewordenen Stadt wurden 1872 22.288 Einwohner gezählt.

1872
Am 6.5. wurde der "Verschönerungsverein" gegründet. In den Jahren seines Wirkens sammelte er Mittel und Gelder für die Verschönerung der Stadt und beteiligte sich an zahlreichen auch städtischen Maßnahmen in der Gestaltung der Anlagen. Führende Persönlichkeiten der Stadt gehörten ihm an. Wesentlichen Anteil hatte der Verschönerungsverein an der Gestaltung der Promenade, am Gerichtsberg, dem Kaiser-Wilhelm-Platz und Spremberger Wall. Aber auch die Baum- und Strauchpflanzungen in zahlreichen Cottbuser Straßen unterstützten die Mitglieder.

1873
Die Malerin Elisabeth Wolf wird am 15.3. in Sandow geboren. Sie schuf zahlreiche Bilder ihrer Heimatstadt und 1960 verlieh die Stadt ihr den Blechenpreis und drei Jahre später wird sie erste Ehrenbürgerin der Stadt nach dem 2. Weltkrieg. Sie starb am 15.12.1964 in Cottbus. Ein weiterer bedeutender Künstler der Stadt, Carlo Noack, wurde am 18.11.1873 geboren. Der Landschaftsmaler war später als Zeichenlehrer am Cottbuser Gymnasium tätig. Sozialdemokratische Politik findet nun auch in Cottbus eine Heimstatt. Am 18.3. wird die Abteilung Cottbus des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" gegründet. Aber schon im folgenden Jahr verbot das Kreisgericht am 7.7.1874 den Parteiverein der Anhänger von Lassalle. Nun wurde am 7.6.1875 die Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gegründet und der erste sozialdemokratische Parteitag des Regierungsbezirkes Frankfurt / Oder fand am 22.6.1890 in Cottbus statt. Auf diesem Parteitag übernahm die Partei die "Märkische Volksstimme", die am 1.4.1890 gegründet worden war und seit 1907 ihren Sitz in Cottbus hatte. Am 27.6. wird in der Promenade das Kriegerdenkmal eingeweiht. Es ist den Gefallenen Cottbusern der Kriege 1864, 1866 und 1870 / 71 gewidmet. Das in Lauchhammer gegossene Denkmal, auch unter dem Namen "Siegessäule" in Cottbus bekannt, wird 1965 abgerissen und bei Schachtarbeiten im Juli 1968 wurden auch die Fundamente entfernt. Am 5.9.1873 wird in Schorbus Gotthold Schwela geboren. Er besucht das Cottbuser Gymnasium und studiert anschließend Theologie und Sorabistik. Zeit seines Lebens ist Schwela in der Region als Pfarrer tätig. Er widmet sich aber auch der Erforschung und Pflege der sorbischen /wendischen Sprache und Kultur und gehört 1912 zu den Mitbegründern der Domowina in Hoyerswerda und auch bei der Wiederbegründung der Domowina in der Niederlausitz am 8.9.1946 ist er aktiv beteiligt. Schwela stirbt auf einer Bahnfahrt von Thüringen nach Cottbus am 20.5.1948. Sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk "Die Flurnamen des Kreises Cottbus" wird erst 1959 veröffentlicht.

1874
Am 10.4. bezieht die Augustaschule ihr Domizil in der damaligen Turnstraße. Ein Jahr zuvor hatte Prof. Dr. Rothenbücher die Genehmigung zur Gründung der Privatschule erhalten. Fast zwanzig Jahre lang werden hier die Mädchen höherer Stände unterrichtet, zwischen 1875 und 1884 gibt es an der Schule auch ein Seminar für Lehrerinnen. Zum 1.4.1895 wird die Privatschule von der Stadt übernommen und Dr. Rothenbücher wird vom dem aus Dessau stammenden Dr. Döhler abgelöst. Aber auch die Stadt ließ ein Schulgebäude für die Mädchen errichten, am 1.4.1875 wurde die neue Mädchenmittelschule bezogen.

1875
Nachdem im Jahr zuvor die Cottbuser Arbeiter sich zusammengeschlossen haben, gründeten die Cottbuser Fabrikanten am 9.5. den hiesigen Fabrikantenverein und dieser führte am 1.8.1876 eine erste "Wollabfallauktion" durch. Am 16.9. richtet die Stadt ein Einwohnermeldeamt ein. Am 1.10. übernehmen Otto Friedrich Schnitter und Gottlob Richard Kies die Firma des Brennereibesitzers Theodor Gustav Melde. Für die Wirtschaft der Stadt besaßen die Betriebe der Nahrungs- und Genußmittelbranche große Bedeutung, trugen sie doch den Namen Cottbus in alle Welt. So gehörten die Brennereien Kniepf, Friedland, Lehmann, Jäger, Graske und Schneider sowie verschiedene Brauereien wie z. B. die Bayrische Brauerei Kirche, Gottwald, Schultze und Söhne sowie die Vereinsbrauerei zu den wichtigsten Betrieben. Aber auch die Cottbuser Molkereigenossenschaft, die Spreewaldkäserei der Gebrüder Kunert und die Schokoladen- und Kakaofabrik Burg & Braun bereicherten das Angebot. Am 30.12. wird auch in Cottbus ein "Schultze-Delitzscher Konsumverein" gegründet. Die Mitglieder können hier günstig einkaufen und verwalten den Handel selbst. Damit sollte versucht werden, den ständig steigenden Preisen entgegen zu wirken.

1877
In diesem Jahr wird der Großenhainer Bahnhof in Betrieb genommen. Noch waren die verschiedenen Eisenbahnlinien in Privatbesitz, so dass es durchaus möglich war, mehrere Bahnhöfe zu betreiben. Der nördlich der Bahnlinien liegende Großenhainer Bahnhof wurde bereits 1885 als solcher wieder außer Dienst gestellt. Am 3.2.1877 erfolgte die Übergabe des neuen Landgerichtsgebäudes. Nachdem der Justizfiskus das Schloßgelände am 1.2.1870 für 17.100 Thaler übernommen hat, wird auf den Grundmauern des alten Fürstenhauses diese Justizeinrichtung erbaut. Am 16.4. wird in der Stadt ein "Volksbildungsverein" gegründet und nur einen Monat später, am 17.5., nimmt die Spielschule in der Sandower Vorstadt die ersten Kinder auf. Aber auch technische Neuerungen hielten Einzug in Cottbus. Im November wurde im Rathaus das erste Telefon aufgestellt, womit man sich über dreißig Meter Entfernung unterhalten werden konnte. Bis die ersten Anschlüsse verlegt wurden, sollten noch einige Jahre vergehen, erst am 26.6.1886 beginnt die Post mit der Installation der Leitungen und Telefone. Drei Jahre später werden dann auch der Fernsprechverkehr mit Berlin, Görlitz, Forst, Guben und Spremberg aufgenommen - wieder war die Welt ein Stück näher nach Cottbus gekommen.

1880
Nach mehr als dreißig Jahren Amtszeit tritt Oberbürgermeister Leopold Jahr in den Ruhestand. Sein Nachfolger Dr. Karl Mayer wird bis 1892 die Stadt regieren. Nach seinem Studium war er als Stadtkämmerer in Potsdam tätig. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst in Cottbus übernahm er bis zu seinem Tod am 18.11.1909 die Funktion eines Regierungsrates und vortragenden Rates beim Fürsten Günther von Schwarzburg-Rudolstadt.

1882
Am 10.7. startet der Luftschiffer Sekurius in den Lollschen Gärten im Bereich der Roßstraße zu einer Ballonfahrt und erreicht eine Höhe etwa 1.160 Metern. Einen Monat später wird am 23.8. der Cottbuser Gnevko der erste "Deutsche Meister" im Schwimmsport. Bei einem Sportmeeting "Meisterschaft der Gentlemen" in Berlin-Halensee, das vom Schwimmverein "Neptun Berlin" organisiert wurde, siegt Gnevko in der Disziplin "Englische Meile" über 1.609 Meter vor Dr. Coles.

1883
Die im Fabrikantenverein zusammengeschlossenen Unternehmer richten am 1.10. eine private Webschule ein. Zwölf Jahre später, 1895, wird diese dann eine öffentliche Lehranstalt und führt den Namen "Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie". Es sollten noch weitere drei Jahre vergehen, ehe die Lehrer und Schüler 1898 vor den Toren der Stadt einen neuen modernen Gebäudekomplex beziehen konnten. In dem Neubau an der Webschulallee wurde in den Abteilungen Spinnerei, Färberei, Weberei, Appretur und Musterzeichnen unterrichtet. Zwischen 1950 und 1951 wird die traditionsreiche Schule aufgelöst, ihre inhaltliche Weiterführung erfährt die Ausbildung im Bereich der Textilindustrie in Forst. Die Gebäude werden 1953 durch die Volkspolizei übernommen.

1886
Am 22.3. wird die neue Infanteriekaserne eingeweiht. Damit hatte Oberbürgermeister Dr. Mayer eine wichtige Voraussetzung geschaffen, daß die Stadt am 9.11. aus dem Kreisverband herausgelöst wurde und nun einen eigenen Stadtkreis bildete. Voraussetzung hierfür war eine gewisse Einwohnerzahl, Cottbus zählte damals etwa 30.000 Einwohner. Im Mai wird der Bahnsteigtunnel freigegeben und anschließend erhalten die Bahnsteige ihre Überdachungen. Dieser Bahnsteigtunnel wird im Zusammenhang mit dem Umbau des Bahnhofsareals 2017 bis 2019 verfüllt und durch einen neuen Tunnel ersetzt.

1887
Am 15.9. wird die Genehmigung zur Begründung eines Museums erteilt. Die bereits 1884 gegründete "Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde" macht im Oktober ihre Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich. Einige Jahre später begann auch die Stadt, historische Zeugnisse zusammenzutragen. Die Sammlungen der Stadt, des 1905 gegründeten Heimatvereins, des 1916 gegründeten Kunstvereins und der Niederlausitzer Gesellschaft werden zu einem "Städtischen Museum" vereinigt. Neben archäologischen und historischen sowie ethnographischen Sammlungen der Sorben und Wenden beginnt die Stadt Cottbus auch ab 1913 Arbeiten des Malers Carl Blechen anzukaufen und eine eigene Kunstsammlung aufzubauen. Als 1922 der Kaufmann Friedrich Albert Liersch starb, vermachte er sein Haus Neumarkt 8 der Stadt mit der Zweckbindung, hier ein Museum einzurichten. Ab 1925 wird es das "Städtische Museum", jedoch wird dieses Haus beim Neubau des Neuen Rathauses abgerissen. Die Sammlungen brachte man in verschiedenen Gebäuden der Stadt unter, im ehemaligen Gymnasium am Oberkirchplatz öffnet 1937 das Museum wieder. Im Frühjahr 1945 wird das Gebäude zerstört und die Sammlungen der Stadt gingen größtenteils verloren. Im Jahr 1887 wird einer der bedeutendsten Landschaftsmaler der Niederlausitz geboren. Als Sohn sorbischer Bauern erblickt Wilhelm Schieber am 21.11.1887 in der Nähe von Calau das Licht der Welt. Zwischen 1902 und 1908 besucht er in Altdöbern das Lehrerseminar, wird bis 1943 als Lehrer in Heinersbrück, Neuzelle und Berlin tätig sein. Nach 1945 lebt er bis zu seinem Tod am 3.12.1974 in der Nähe von Vetschau.

1890
In der Stadt lebten nun bereits fast 40.000 Menschen. Die Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden mussten, waren weiter geworden, in allen Himmelsrichtungen waren neue Wohnungen und Fabrikanlagen entstanden, aber erst ab dem 26.8. war das Radfahren in der Stadt erlaubt. Am 1.5. wird die neue Oberrealschule in der Bahnhofstraße eingeweiht. Ihr Vorläufer war die 1874 gegründete Knabenmittelschule. Das Gebäude erfährt in den folgenden Jahren mehrere Erweiterungen und die Oberrealschule wird eine der größten und bedeutendsten Schulen in der Region. Ab 1895 können die Schüler dann auch in der neuen Turnhalle Sportunterricht erhalten und noch heute zeugen Schule und Turnhalle von der einstigen Bildungsstätte. Bereits seit 1820 bestand für die Stadt die Auflage, ein öffentliches Schlachthaus zu unterhalten. Da der Magistrat jedoch nie genügend Geld hatte und die Fleischer meinten, daß ihre Schlachthäuser den Anforderungen genügten, dauerte es sieben Jahrzehnte, ehe am 25.8.1890 der Städtische Schlachthof in Betrieb genommen wird. Mehr als ein Jahrhundert werden hier Tiere geschlachtet, die Stillegung des traditionsreichen Betriebes am Spreeufer erfolgt im April 1996.

1891
Am 22.6. wird das neue Gebäude der Hauptpost in Betrieb genommen. Bereits 1875 hatte die Post das Grundstück Berliner Platz 3 erworben und ein Jahr später den Betrieb hierher verlegt. 1880 erwirbt die Post weitere Flächen und acht Jahre später beginnt der Neubau des Neorenaissancegebäudes. Etwa 282.000 Mark kostete der Bau der zweigeschossigen Anlage, an einem Turm waren die Freileitungen des Telegrafen angebracht. Später wurde das Gebäude um ein Stockwerk erhöht. Im Frühjahr 1945 brennt das Postamt aus und wird später bis auf wenige Reste abgetragen.

1892
Am 26.3. wird das neue Kreishaus in der Bahnhofstraße eingeweiht. Hier wird die Verwaltung des Landkreises untergebracht und der Landrat bezieht seine Wohnung im Haus. Einige Jahre später wird in der damaligen Kaiserstraße 1908 das Gebäude der Kreissparkasse errichtet, die bereits 1887 gegründet worden war. Am 3.5.1892 wird der neue Bürgermeister Paul Werner in sein Amt eingeführt. Die Funktion eines Oberbürgermeisters wird er am 18.2.1894 erhalten und bis 1914 die Geschicke der Stadt lenken. Geboren wurde er am 19.10.1848 in Zeit. Bevor er nach Cottbus kam, war er bereits in anderen Städten tätig. In seiner Amtszeit entwickelt sich Cottbus zu einem bedeutsamen Zentrum der Niederlausitz. Aufstrebende Industrie findet ihre Fortführung in zahlreichen Reichs- und Landesbehörden. Vereine und Verbände der Stadt strahlen in die Region aus und wichtige kommunale Einrichtungen werden in der Amtszeit Werners geschaffen. So erhält Cottbus eine zentrale Wasser- und Abwasserversorgung, das Elektrizitätswerk und die Straßenbahn, Grünanlagen werden errichtet und das Theater erbaut. Ein neues Krankenhaus wird noch kurz vor dem Ende der Amtszeit Werners übergeben. Paul Werner stirbt in Cottbus am 10.6.1927. An ihn erinnert der am 6.11.1912 eingeweihte Wernersteg. Die kleine Brücke wird 1945 zerstört, drei Jahre später wieder provisorisch aufgebaut. Seit 1995 verbindet ein Neubau wieder die beiden Ufer. Am 2.6.1892 wird in Cottbus Wilhelm Charlett geboren. Er baut um 1909 / 1910 ein Flugzeug mit Bambusrohrrahmen und 9 Meter Flügelspannweite und unternimmt auf dem Cottbuser Exerzierplatz Flugversuche, um die Flugfähigkeit seiner Konstruktion zu beweisen. 1911 verläßt er Cottbus, ist im ersten Weltkrieg Marineflieger und später als Pilot tätig. Am 23.9.1927 findet er bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Schleiz den Tod.

1893
Am 1.4. werden die Cottbuser Straßen und Häuser neu numeriert. Bisher erfolgte die Zählung der Häuser sowie der Grundstücke fortlaufend und nach Stadtvierteln. Nun führten auch die Cottbuser Straßennamen ein und die Häuser wurden in den Straßen gezählt. Davon zeugen u. a. die Adreßbücher aber auch die neuen Stadtpläne. Am 1.5. erscheint in Cottbus das erste Auto. Aus Forst kommend, beziehen die vier Reisenden Quartier im Hotel Ansorge und fahren einen Tag später nach Berlin weiter. Am 11.7. gründen 45 Arbeiter den "Arbeiter-Turnverein Cottbus".

1894
Mit der Ausstellung für Gewerbe und Nahrungsmittel findet am 9.3. die erste Cottbuser Messe statt. Diese und ähnliche Messen werden in den folgenden Jahren immer wieder als Leistungsschau der Cottbuser Industrie und des Handwerks durchgeführt, so z. B. vom 27. - 29.5.1922 und 1. - 8.11.1948.

1896
Zwischen dem 24.2. und dem 21.4. erlebt die Niederlausitz den ersten großen Streik der Textilarbeiter. Fast 6.000 Arbeiter legen die Arbeit nieder, nachdem am 22.2. 54 Tuchfabrikanten mit Aussperrungen gedroht hatten. Nach langwierigen Verhandlungen erreichen die Arbeiter die Einführung des Elf-Stunden-Tages und eine Lohnerhöhung sowie den Verzicht der Unternehmer auf Entlassungen und Lohnkürzungen. Sportlich wird der Name der Stadt Cottbus durch den Berliner Turner Gustav Schuft in die Welt getragen, er gewinnt bei der Olympiade in Athen im April zwei Goldmedaillen.

1897
Am 15.1. verstirbt Auguste Löber, geborene Feige. Sie hinterläßt ihr Vermögen mit der Maßgabe, eine Stiftung für die Versorgung bedürftiger Frauen einzurichten. Das Statut der Stiftung wird am 16.9. aufgesetzt und am 13.12.1897 erhielt die Stiftung durch eine königliche Ordre die Rechte einer juristischen Person. In der 1905 nach ihr benannten Feigestraße findet am 30.6.1900 die Einweihung des Stiftshauses statt. In einer zweijährigen Bauzeit waren hier 24 Wohnungen für 30 Bewohner, sowie die zugehörigen Sozialeinrichtungen errichtet worden. Im Jahre 1998 konstituiert sich erneut ein Kuratorium für die "Feigestiftung". Seitdem unterstützt die Stiftung wie einst in der Gründungssatzung festgeschrieben vor allem notleidende Frauen und Mädchen. Seit 2003 befindet sich in diesem Gebäudekomplex die Reha-Vita, eine Rehaklinik für ambulanter Rehabilitation. Im gleichen Jahr erhält Cottbus eine weitere Sozialeinrichtung. Am 13.6.1897 stiftet Wilhelm Riedel, der 1829 in Cottbus geboren wurde, das "Riedelstift für vaterlose Waisen". Bereits ein Jahr zuvor hatte er ein Haus für die Aufnahme verarmter Witwen eingerichtet und auch in den folgenden Jahren bedachte er seine Heimatstadt mit weiteren Unterstützungen, so gründet er z. B. 1903 das "Riedelstiftes für achtbare Arme" und 1907 das Werkstättenhaus "Selbsthilfe". Die Stadt dankt ihm 1903 mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Am 1.12.1897 wird in Cottbus die Wasserversorgung in Betrieb genommen. Am 8.6.1896 hatte man mit dem Bau des Wasserwerkes begonnen. Die Grundlage für den Bau des Wasserwerkes und des Trinkwassernetzes bildet der Beschluß der Stadtverordneten vom 23.5.1894. Schon im ersten Jahr sind fast 900 Grundstücke an das über 50 km lange Wassernetz angeschlossen und 1899 konnte auch die Kläranlage im Cottbuser Norden in Betrieb genommen werden. Vom 41 km lange Kanalnetz können 1900 bereits 1.629 Grundstücke profitieren - Oberbürgermeister Paul Werner hatte mit der Realisierung sein erstes großes Projekt zum Nutzen der Stadt durchsetzen können.

1899
Am 1.12. wird der Spreewaldbahnhof in Betrieb genommen. Zwischen 1897 und 1898 werden die "Lübben-Cottbuser-Kreisbahnen", später unter dem Namen "Spreewaldbahn" bekannt, errichtet. Die Eisenbahn verbindet Cottbus mit Burg und Straupitz, sowie Lübben, Goyatz und Lieberose. Nachdem der Westbahnhof der Kleinbahn am 16.9.1902 abgebrannt war, erfolgte der Bau eines neuen Bahnhofsgebäudes. Am 5.12.1904 wird dieses Bauwerk seiner Bestimmung übergeben.

1900
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts leben fast 40.000 Menschen in Cottbus. Cottbus ist die bedeutendste Stadt in der Region und Zentrum der Textilindustrie, des Verkehrswesens und Standort zahlreicher Behörden. So werden in diesem Jahr in Cottbus in zwölf Brauereien etwa 78.000 Hektoliter Bier und in sechzehn Brennerein ca. 115.00 Liter Alkohol hergestellt. Im Jahre 1898 hat die Landesversicherungsanstalt ein Gelände von 16 Hektar bei Kolkwitz übernommen und nun feiern die Cottbuser am 16.6.1900 die Eröffnung der Lungenheilstätte.