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Wolfersheim

Wolfersheim
Einwohnerzahl: 423

Das heute noch bäuerlich geprägte Dorf liegt auf der rechten Seite der Blies, am östlichen Hang des Kalbenberges, von dem der Blick weit über den Bliesgau reicht. Wolfersheim, mit dem alten Dorfkern um die Kirche, ist ein Ort, der an der Mulde einer Quelle gegründet wurde. In der ersten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahre 1274 erscheint der Ort als "Wolfirsheym", eine Ansiedlung des fränkischen Sippenführers namens Wolfhari. Im späten Mittelalter gehörte das Dorf mehreren Besitzern, darunter die Klöster Hornbach, Gräfinthal und Wadgassen. Seit 1453 war der Herzog von Pfalz-Zweibrücken der Landesherr, er führte im 16. Jahrhundert die Reformation ein. 1777 erhielt Freiherr Christian Cathcart von Carbiston, Herr von Bundenbach und Zweibrückischer Hofbeamter, von dem Pfalzgrafen Karl II. August von Zweibrücken das Dorf Wolfersheim. Bereits 1778 wurde der Ort aus Geldnot an die Gräfin Marianne von der Leyen in Blieskastel veräußert.

Der Ort ist ein Straßendorf, bei dem heute wie schon im Mittelalter die Straße parallel zum Hang auf der Grenze zwischen den fruchtbaren Böden des Unteren und Mittleren Muschelkalkes verläuft. An den Ortseingängen stehen Häuser des 20. Jahrhunderts, darauf folgen Bauernhäuser des 19. Jahrhunderts und schließlich der Dorfkern mit Häusern des 18. Jahrhunderts. Dies sind Bauernhöfe, die dicht aneinander anschließen. Positiv für das Ortsbild hat sich die Restaurierung der alten Bauernhäuser ausgewirkt, wobei insbesondere die Vielzahl der dorfgerecht gestalteten bäuerlichen Anwesen überzeugt. Es sind noch etliche der für die hiesige Region typischen "südwestdeutschen Einhäuser" zu sehen. Bei diesen in der Regel traufständigen Gebäuden sind Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach in Firstrichtung nebeneinander untergebracht. Der Wohnbereich des meist zweistöckigen Einhauses ist durch bis zu vier Fensterachsen und die mittig gesetzte Eingangstür symmetrisch gegliedert. Den Wirtschaftsteil erkennt man an den hölzernen, zweiflügeligen Scheunentoren mit ihren Sandsteingewänden. Die Luftluken sind bei manchen Häusern unterschiedlich gestaltet. Darüber hinaus findet man hier auch den Bauernhaustyp des Gehöftes, insbesondere der Zweiseit- oder Hakenhof. Dabei wurde ein bestehendes Einhaus um einen rechtwinklig angebauten Wirtschaftsteil ergänzt. Auch gibt es in Wolfersheim einige wenige Parallelgehöfte, wobei sich ein traufständiges Wirtschaftsgebäude parallel hinter einem straßenseitig orientierten Einhaus anordnet.

Der Chorturm der protestantischen Kirche, ehemals St. Stephan, mit seinem Satteldach und den beiden gotischen Maßwerkfenstern an der Südseite datiert aus dem 14. Jahrhundert. Das Kirchenschiff, ein schlichter barocker Saalbau mit drei Fensterachsen, 1754 erbaut, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, 1960 innen und 1974 außen renoviert. In Wolfersheim hängt auch eine der wenigen Glocken, die von den Nazis während des Zweiten Weltkrieges nicht eingeschmolzen wurden. Wegen ihrer politischen Inschrift "ZVR ERINNERVNG AN DIE SAARABSTIMMVNG 13. IANVAR 1935. EHRE - FRIEDE - FREIHEIT" wurde sie von den damaligen Machthabern als erhaltenswertes Geschichtszeugnis angesehen. Im Kircheninnern steht die Glocke aus dem Jahre 1785, die "von denen hiesigen reformierten Wolfersheimer Gemeinsleiden zu ihrem alleinigen Gebrauch aus ihren Saecken angeschaffet und von Jacob Sieber ledigen Gemeinsmann zuerst hundert Gulden gesteiert worten im Jahre 1785. Gos mich Christoph Klein zu Ernstweiler:"

Dorfbildprägend sind die vielen alten Nuss- und Kastanienbäume. Durch gezielte Ergänzungspflanzungen wurden in den letzten Jahren bemerkenswert viele junge Laubbäume in den Ort gebracht. Die Umgebung des Ortes wird von Feldern mit ihren Obstbaumbeständen geprägt. Deren Früchte, zumeist Kirschen, Zwetschgen, Birnen und Äpfel, werden in der örtlichen Brennerei zu einem hochprozentigen Schnaps gebrannt, der ob seiner Qualität weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt ist.

Auf dem Höhenrücken zwischen Wolfersheim und Rubenheim befindet sich eine Grabhügelgruppe der Hallstattzeit (ca. 800 bis 500 v. Chr.). Im Hügel 20, einem keltischen Fürstengrab, fand sich ein männliches Skelett, das aufgrund seiner Größe von annähernd zwei Metern beträchtliches Aufsehen erregte und als "Wolfersheimer Riese" Eingang in die archäologische Wissenschaft fand - auch wenn dieser Fund bisweilen von dem benachbarten Rubenheim gerne für sich in Anspruch genommen wird.

1997 erhielt Wolfersheim beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" auf Landesebene den Titel "Schönstes Dorf im Saarland". Sieben Jahre später, 2004, gab es sogar beim bundesweiten Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf soll leben" eine Goldmedaille. Dorfbildprägend sind auch die Brunnen. Das beschauliche Wolfersheim ist ein Schmuckstück der Biosphäre Bliesgau. (lg)