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Niederwürzbach & Seelbach

Niederwürzbach & Seelbach
Einwohnrzahl: 3.461 und 251

In einem der schönsten Täler des Saarpfalz-Kreises liegt Niederwürzbach, das sich an beiden Seiten des Würzbaches erstreckt. Es ist anzunehmen, dass das Buntsandsteingebiet um den Ort und das Tal am Bach sumpfig und moorig und daher für Menschen der Früh- und Vorgeschichte nicht von großem Interesse gewesen sein dürfte. Erste Spuren menschlicher Niederlassungen reichen zurück in die Römerzeit. Der angrenzende fruchtbare Bliesgau weist bedeutend ältere Belege menschlicher Besiedlung auf. Der große Waldbestand, eine Folgeerscheinung des landwirtschaftlich unergiebigen Buntsandsteinbodens, ist heutzutage durch Wanderwege gut erschlossen.

Die erste urkundliche Erwähnung von "Wirtzbach bei Casteln" datiert aus dem Jahre 1087. Der kleinere Ortsteil Seelbach wird erstmals 1180 als "Selebach" in einer Urkunde genannt. Niederwürzbach war im Mittelalter ein kleiner Ort, um dessen karge Einkünfte mehrere kleine Adelsgeschlechter im Streit lagen. Seelbach wurde im 15. Jahrhundert zur Wüstung und erst in der Réunionszeit (1679 bis 1697) wiederbesiedelt. 1660 ging Niederwürzbach in den Besitz der Freiherren von der Leyen über. Beim Ausbau der Siedlung war vermutlich die Ausnutzung der hier existierenden Wasserkräfte von großer Bedeutung; so wurde bereits 1362 eine Mühle erwähnt. Sie wurde über Jahrhunderte genutzt und das Gebäude selbst erst 1965 abgerissen. Die Anlage des Niederwürzbacher Weihers, heute ein weit über den Saarpfalz-Kreis hinaus bekanntes Naherholungsgebiet, lässt sich bis ins Jahr 1462 zurückverfolgen. Die Form des Weihers erinnert an eine verkleinerte Ausführung des Bodensees.

Die Umgebung von Niederwürzbach galt bereits im 18. Jahrhundert als eine der schönsten Landschaften der Leyenschen Grafschaft. Deshalb hatte auch die Reichsgräfin Marianne von der Leyen (1745 bis 1804) Niederwürzbach zu ihrem Sommersitz gewählt und ein repräsentatives Landschloss und einige kleine Land- bzw. Lustbauten rund um den Weiher errichten lassen. Im Auftrag der Gräfin und des Erbgrafen Philipp von der Leyen (1766 bis 1829) entstand 1782 das Schloss Philippsburg. 1788 war das Schloss in seiner Hauptanlage fertiggestellt. Die vielteiligen Gebäude unterschiedlicher Höhe erstreckten sich am Berghang hinter dem Weiher. Insgesamt gehörten "zwölf Herrschafts-Oekonomien oder Lusthäuser" zur Philippsburg. 1793 wurde das Schloss durch französische Revolutionstruppen zerstört. Obwohl die Philippsburg in ihrer Innenausstattung nie fertiggestellt worden war, muss diese schon sehr außergewöhnlich und wertvoll gewesen sein. Die Ruine des Schlosses entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhundert zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bevölkerung der Umgebung und wurde erst Mitte des Jahrhunderts abgerissen; heute befindet sich dort ein Tennisplatz. Von der Schlossanlage steht nur noch das Torhaus. Der Bau ist ursprünglich zweigeschossig gewesen. Man hat ihn verändert und um ein drittes, niedrigeres Geschoss erhöht. Das Gebäude wird als Beleg für das Aufkommen des neugotischen Baugedankens im Bliesgau im ausgehenden 18. Jahrhundert angesehen.

Unterhalb der Philippsburg, am Ufer des Weihers, liegt das Landhaus "Bon voisin", wegen seines roten Anstriches auch "Maison Rouge" oder "Roter Bau" genannt. Im Auftrag von Marianne von der Leyen hatte der gräfliche Bauinspektor Peter Reheis dieses Landhaus gegen Ende der 1780er Jahre erbaut. Das Wohnhaus ist ein schlichter Bau mit einem Mansardendach. Die ganze Landhausanlage ist ein typisches Beispiel einer sogenannten separierten Anlage, d. h. die eingeschossigen Wirtschaftstrakte sind nicht miteinander verbunden. Sie fungieren als Flügelbauten, wodurch der Innenhof dreiseitig umschlossen wird. Der östliche Flügel wurde erst 1829 in Anlehnung an den westlichen erbaut.

Gegenüber dieser Anlage, auf der anderen Weiherseite, ließ sich Gräfin Marianne von der Leyen von ihrem Hofgärtner Simon Glattfelder um 1788 das Ökonomiegut "Annahof", auch "Runder Bau" genannt, errichten. An den zweigeschossigen fünfachsigen Wohnbau mit Walmdach schließen sich an beiden Seiten halbkreisförmige, etwas niedrigere Wirtschaftstrakte an, so dass eine ovale Hofumbauung entsteht. Zwei viereckige, massive niedrige Türme mit Zeltdächern flankieren die Hofeinfahrt. Das Gebäude, das sich heute in Privatbesitz befindet und als Hotel und Restaurant genutzt wird, wurde in späterer Zeit an seiner Nordseite durch Turm- und Erweiterungsbauten verändert. Die eindrucksvolle Wirkung der Anlagen wird besonders deutlich, wenn man die planmäßige Landschafts- und Gartengestaltung mit bedenkt, in die diese Bauten eingebunden waren. So hatte man etwa beim Annahof eine künstliche Ruine "das Altertum" errichtet. Zudem standen in der Nähe u. a. ein "chinesischer Turm" und ein "Türkenzelt".

Am Weiher befindet sich auch das Gut Junkerwald, das vom Königlich-Bayerischen Hofrat Dr. Karl Ehrhardt 1903 angelegt wurde. Die Pläne für die Villa stammen von dem Architekten G. von Hauberisser, der u. a. auch das Rathaus in München erbaute. Die Villa zeigt eine sehr verspielte Architektur und ist stilistisch dem späten Historismus zuzuordnen; einer Stilart, die in der Architektur auf Gestaltungselemente verschiedener Epochen der Vergangenheit zurückgriff. 1955 brannte die Villa bis auf die Grundmauern ab und wurde bis auf einige Veränderungen in ihrer ursprünglichen Form wiederaufgebaut.

In der Kirkeler Straße steht die ehemalige Hubertuskapelle. Sie wurde in den Jahren 1738 bis 1742 mit Unterstützung des Grafen von der Leyen erbaut. Nachdem sie zwischenzeitlich als Spritzen- und Wohnhaus diente, ist sie seit 1952 im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde. Es ist ein kleiner Barockbau mit Walmdach und dreiseitigem Schluss, mit vier Fensterachsen und einem schiefergedeckten Dachreiter. Unter Denkmalschutz steht gleichfalls eine Relieftafel des St. Hubertus, die vom Bildhauer Mardersteck aus Bockenheim im Jahre 1756 geschaffen wurde.

Arbeitslose Bergleute errichteten 1931 im Kirkeler Tal eine "Lourdes-Grotte" als Marienwallfahrtsstätte. 1959 wurden auf dem Weg zur Grotte 14 Kreuzwegstationen des Blieskasteler Bildhauers Karl Riemann neu aufgestellt. Dies ist auch heute noch ein Ort, der zum Verweilen einlädt.