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Böckweiler

Böckweiler
Einwohnerzahl: 350

Umgeben von Weide- und Ackerland, fernab industrieller Betriebsamkeit und wichtiger Durchgangsstraßen liegt das kleine Dorf Böckweiler im Südosten des Bliesgaues. Böckweiler gehörte zu den Dörfern, in denen nach der Evakuierung der Bevölkerung 1939 durch deutsche Behörden systematisch Häuser und Wirtschaftsgebäude abgerissen wurden. Es entstanden im einheitlichen Stil des Dritten Reiches ganze Häuserzeilen, bei denen die historischen Bauformen der Westricher Bauernhäuser wiederaufgenommen wurden. Ein Großteil der Bewohner kehrte nicht mehr zurück, so dass der Ort heute wesentlich kleiner als zur Vorkriegszeit ist. Den Dorfmittelpunkt dominieren die protestantische Stephanskirche mit dem Lindenbrunnen, der von einer Quelle hinter der Kirche gespeist wird. Diesen gegenüber, auf der anderen Straßenseite, liegt der Dorfweiher, der vor allem an heißen Sommertagen von der jungen Dorfbevölkerung "heiß" begehrt und dementsprechend frequentiert ist.

Der älteste Beleg für den Ortsnamen "Bickwilre" datiert von 1149. Dort wird die Kirche in Böckweiler als Priorat von Hornbach erwähnt. Der Beginn der Baugeschichte der Stephanskirche liegt im Dunkeln. Man kann davon ausgehen, dass sich an ihrer Stelle in vorrömischer und römischer Zeit eine altheidnische Kultstätte, möglicherweise ein Quellheiligtum befand. Über den Mauern des römischen Gebäudes, einer Poststation, fand man Überreste einer dreischiffigen karolingischen Basilika, deren Grundriss dem Besucher durch ausgelegte Steinplatten in der Rasenfläche vor dem Gebäude sichtbar gemacht wird. Noch in romanischer Zeit wurde die Kirche in die heutige Drei-Konchen-Anlage umgebaut, deren Grundriss ein gleichmäßiges Kleeblatt beschreibt. Derartige Anlagen sind im Kirchenbau selten. Die schmucke Kirche ist das älteste romanische Kirchengebäude des Saarlandes.

1949/50 wurde die Kirche nach schweren Kriegsschäden wiederaufgebaut, das Langhaus wurde nach Westen hin etwas verlängert. Vor dem Kirchenportal, einem wiederverwendeten romanischen Rundbogengewände, steht ein steinerner Tisch, den man bei den Grabungen im Keller eines benachbarten römischen Hauses geborgen hat. Von der romanischen Ausstattung des ehemaligen Klosters Böckweiler existiert lediglich ein bronzenes etwa 30 cm hohes Vortragekreuz, das im Grabungsschutt gefunden wurde und heute im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu sehen ist. Die schlichte Innenausstattung unserer Zeit entspricht der protestantischen Tradition, Böckweiler ist seit 1535 evangelisch. Die Stephanus-Kirche ist Station auf dem Jakobs-Pilgerweg. Dieses architektonische Kleinod wurde von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland nach einem bundesweiten Wettbewerb zur "Kirche des Jahres 2020" gewählt.