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Biesingen

Biesingen
Einwohnerzahl: 974

Fährt man von Blieskastel auf der Chaussée Richtung Sarreguemines, sieht man auf der Höhe schon von weitem den Stadtteil Biesingen, dessen Ortskern sich um die alles überragende Kirche gruppiert. Diese bietet immer wieder ein vielbeachtetes Fotomotiv, wenn sich an späten Sommerabenden ihre Silhouette vor dem Rot der untergehenden Sonne erhebt. Von der Jungsteinzeit (4.500 bis ca. 3.000 v. Chr.) über die Zeit der Römer bis zur fränkischen Landnahme im 5. Jahrhundert n. Chr. bezeugen archäologische Funde die Besiedlung der Gemarkung. In einem Frauengrab der Merowinger (450 bis 720 n. Chr.) wurde u. a. ein Gürtel, eine Halskette aus Glas-, Bernstein-, Ton- und Emailperlen nebst einer versilberten Radfibel aus Bronze gefunden. 1206 wurde das Dorf erstmals als "Bunsingen" schriftlich erwähnt. Der Ortsname wird als Niederlassung eines Führers namens "Bunizo" gedeutet. Während der Koalitionskriege (1792 bis 1794) fand am 17.11.1793 eine erbitterte Schlacht um die Biesinger Höhe zwischen den Truppen des französischen Generals Hoche und den alliierten Truppen des Generals von Kalkreuth statt. Die Franzosen, deren Verluste "unübertrieben 900 bis 1.000 Mann" waren, wurden zurückgeschlagen, konnten am Folgetag aber nach dem Rückzug der gegnerischen Truppen diesen "wichtigen Posten" einnehmen.

Die heutige Pfarrkirche St. Anna wurde 1904/05 erbaut. 1892 hatte der Vorstand des Kirchenbauvereines einen "Aufruf!" verfasst, worin es hieß: "Die Pfarrei Biesingen (Rheinpfalz) befindet sich in einer Nothlage, wie wohl im weiten Deutschland selten mehr eine zu finden ist. - Die armen Bergleute haben ein so kleines Kirchlein, dass über die Hälfte der Kirchenbesucher keinen Platz findet." 1905 wurde die neugotische Saalkirche mit ihrem schlanken Turm eingeweiht. Es ist ein Sandsteinbau mit fünf Fensterachsen und offenem Dachstuhl, sowie einem dreiseitig geschlossenen, kleinen Chorraum mit angebauter Sakristei. Zu ihrer eindrucksvollen Erscheinung trägt auch die weitgehend erhaltene ursprüngliche Ausstattung aus der Erbauungszeit bei. Der Zweite Weltkrieg ging auch an der Biesinger Kirche nicht spurlos vorüber. So mussten 1941 laut "Führerbefehl" die Glocken von allen Kirchen geholt werden, "um den Endsieg zu erringen". Auch die Biesinger Pfarrei musste drei Glocken abgeben und durfte nur die kleinste als Notgeläut behalten. Am 15.3.1945 haben einige unerschrockene Männer aus Biesingen schweres Unheil von ihrer Heimatgemeinde abgewendet. Sie entfernten heimlich aus dem Kirchturm den Sprengstoff, der von einer deutschen Einheit dort angebracht worden war. Denn der Turm, der als Richtpunkt für die anrückende feindliche Artillerie hätte dienen können, sollte noch kurz vor Kriegsende gesprengt werden. Zwei Tage später kamen deutsche Uniformierte ins Dorf, um den Turm zu sprengen. Sie suchten vergebens nach den Munitionskisten und verließen, als auch der Pfarrer nicht aufzufinden war - er hielt sich versteckt - das Dorf mit der Drohung: "Wir kommen wieder!" Aber nicht sie, sondern die Amerikaner kamen. Das war am 17.3.1945. Dies bedeutete für Biesingen das Ende des Krieges. So haben in allerletzter Minute beherzte Männer die Zerstörung der Kirche und der angrenzenden Häuser verhindert. Immense Schäden verursachte ein Orkan im August 1992, der den 49 m hohen Kirchturm so schwer beschädigte, dass der Turmhelm komplett abgenommen werden musste. In der Außenanlage steht auf einer Säule eine Christusstatue aus einem gelbem feinkörnigem Sandstein auf einem roten Sockel, die 1995 der ehemalige Pfarrer Wilhelm stiftete. Zur denkmalgeschützten Innenausstattung zählt auch eine Anna Selbdritt-Gruppe aus dem 17. Jahrhundert.

Auf dem Hölschberg steht ein Nachbau eines optischen Telegraphen nach Claude Chappe.