Gehe zum Inhalt, überspringe Menüs

 

Altheim & Pinningen

Altheim & Pinningen
Einwohner: 545 und 225

Im Südosten des Stadtgebietes von Blieskastel, nahe der lothringischen Grenze, liegt in dem unter Naturschutz stehenden Tal der Bickenalb der Stadtteil Altheim. Die Talmulde zählt geologisch zum Oberen Buntsandsteingebiet, während die Hänge bzw. Hochflächen Teil des Unteren Muschelkalkes sind. Erste Spuren menschlichen Lebens reichen bis in die Steinzeit zurück. Bedeutender sind die Funde aus keltischer und vorkeltischer Zeit, der späten Bronzezeit (1.200 bis 750 v. Chr.) bis in die Frühlatènezeit (450 bis 300 v. Chr.). Mauerreste belegen die Anwesenheit der Römer. Dass der Ort auch im frühen Mittelalter existierte, zeigt die Entdeckung eines großen Gräberfeldes aus der Merowingerzeit, das vom Ende des 6. bis zum Ende des 7. Jahrhunderts belegt wurde.

Reich verzierte Scheibenfibeln aus Gold oder einer Gold-Silber-Legierung als Teil der merowingischen Frauentracht zählen zu den künstlerisch wie handwerklich bemerkenswertesten Fundstücken. Das Gräberfeld von Altheim ist das größte bekannte Gräberfeld der Merowingerzeit im Saar-Mosel-Raum. Fundstücke sind im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu sehen.

Von den Merowingern bis zur ersten schriftlichen Erwähnung "Altheyms" 1275 vergehen 600 Jahre. Das Dorf kam zum Herzogtum Lothringen und später zu Frankreich. Noch heute findet man im Atheimer Wald Bannsteine mit dem Lothringer Doppelkreuz. Ein Exemplar aus dem Jahre 1753 steht auf dem Vorplatz der Kirche, neben einem Leyenschen Grenzstein aus dem Jahre 1786. Nach dem Tauschvertrag von 1781 fiel das Dorf an die Grafen von der Leyen und kam somit zur Herrschaft Blieskastel.

Südlich von Altheim und Böckweiler siedelten sich 1699 drei Medelsheimer Bürger an. Nach dem einstigen Hornbacher Klosterhof wurde im Jahr 1770 die Ansiedlung Pinningen genannt. Aufgrund des gemeinsamen Bannes kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Bewohnern des neugegründeten Ortes und denen aus den Dörfern Altheim und Böckweiler, die in der Zerstörung der Pinninger Neubauten gipfelten. 1726 wurden die Zwistigkeiten im "Altheimer Vertrag" vorübergehend beigelegt. Hierin erhielt der neue Ort auch erstmals den widersprüchlichen Namen Neualtheim. Dieser Namen konnte sich nie durchsetzen. Der Blieskasteler Stadtteil Neualtheim erhielt 2007 wieder den alten und immer noch benutzen Namen Pinningen. Zentral im Ort steht die Kirche von 1949.

Bemerkenswert in Altheim ist der Chorturm der katholischen Pfarrkirche St. Andreas. Das Turmuntergeschoß stammt aus dem 14. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkrieges, der den Ort zu 85 Prozent zerstörte, wurde auch die Kirche schwer beschädigt, das Inventar vernichtet. Der Wiederaufbau erfolgte in 1948/49 in geänderter Form. 2020 erhielt der Turm einen neuen Spitzhelm. In Altheim verbrachte der Speyrer Bischof Dr. Nikolaus von Weis (1796 bis 1869) einen Teil seiner Jugend. An ihn erinnert eine Büste vor der Kirche. Zur Kirche zählt auch der angelegte Pirminiusgarten.

Auf der Flur "Hinterm Legen" gemahnt ein hohes Eichenkreuz an grausame Kriegsereignisse des Winters 1944/45. Der verdiente Heimatforscher Helmut Lambert hat eine Gedenktafel in Form eines Eisernen Kreuzes angebracht. Es erinnert an den ehemaligen deutschen Soldatenfriedhof, der sich einst in der Nähe befand. "Von den 144 Gräbern waren 69 unbekannte Soldaten. Diese Soldaten fanden bei den schweren Kämpfen im Kriegswinter 1944/45 in Altheim und Umgebung den Tod. Die meisten der unbekannten Soldaten starben durch Erschießen." Von Altheimer Einwohnern, die während der Kampfhandlungen noch im Ort waren, wurde berichtet, dass "Erschießungen vorgenommen worden seien; an Soldaten, die sich weigerten, in den sinnlosen Kampf zu gehen."

Ein Rastplatz am Mühlen-Radweg beim "Keltenhaus" oberhalb des Ortes bietet einen herrlichen Panoramablick. Er ist mit Ruhebank, Grill und einer Fahrradreparaturstation ausgestattet. Bei beiden Stadtteilen finden sich etliche steinerne Wegekreuze aus dem 18./19. Jahrhundert, alte Zeugen der Volksfrömmigkeit.

Das Posthausschild von Altheim aus dem Jahre 1754 wurde als ein wertvolles zeit- und postgeschichtliches Relikt auf einer Briefmarke abgedruckt.