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Blieskastel

Blieskastel
Einwohnerzahl: 2.689

Die kleine Stadt liegt in den Auen der unteren Blies am Übergang vom Buntsandstein zur fruchtbaren Landschaft des Muschelkalkes im Bliesgau. Von der vor- und frühgeschichtlichen Besiedelung zeugen steinzeitliche Funde wie z. B. der eines Steinbeiles auf dem Osterberg oder der Gollenstein, ein Wahrzeichen von Blieskastel. Dieser fast 7 m aufragende Menhir wurde wohl vor 5.000 Jahren aufgestellt. Er gilt als der größte seiner Art in Mitteleuropa.

1098, mit der Erwähnung des Grafen Godefrid von Castele, tritt Blieskastel in die urkundlich belegte Geschichte ein. Die hoch auf dem Schlossberg gelegene Burg (castel) überragte die Stadt. Aus dem Jahr 1275 datiert der erste sichere Nachweis einer Siedlung bei der Burg. Dieser im Mittelalter als Marktflecken bezeichnete Ort hatte wechselnde Besitzer und Lehensherren wie z. B. Lothringen, Metz und Kurtrier. Während seiner Fehde mit dem Kurfürsten von Trier zerstörte Franz v. Sickingen 1522 die Burg. Bedeutend größer waren die Verwüstungen und die Entvölkerung währen des 30-jährigen Krieges. So gab es in Blieskastel nur noch 4 Haushaltungen. An die Jahre des Wiederaufbaues erinnert der Herkulesbrunnen (1691) und die Heilig-Kreuz-Kapelle (1682/83). Davor die beiden Schächerkreuze von 1685. Heute befindet sich in der Kapelle wieder die wundersame Pfeilen-Madonna, das Gnadenbild "Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen" (13. Jahrhundert).

1660 übernahmen die Reichsfreiherren von der Leyen die Herrschaft Blieskastel. 1661 begann Hugo Ernst von der Leyen am Ort der alten Burg ein prächtiges Schloss zu erbauen. 1773 verlegte schließlich der regierende Reichsgraf Franz Karl von der Leyen (1736 bis 1775) mit seiner Frau Maria Anna, geb. Dalberg (1745 bis 1804), endgültig den Herrschersitz von Koblenz in den Bliesgau. In den folgenden 20 Jahren wurde das barocke Städtchen in seiner Gestalt geprägt. Hierzu zählen die Schlosskirche (1776/78) mit ihrer reich gestalteten Fassade sowie mit zugehörigem Kloster. Die barocke Stadterweiterung mit rechtwinkligem Grundriss wurde veranlasst mit dem Neuen Markt- bzw. Paradeplatz mit dem ehemaligen Oberamts- und Waisenhaus (1775), das größte und ansehnlichste seiner Art im Rheinkreis. Bau des Schlösschens und der Hofratshäuser am Schlossberg (1770/77).

Heute hat die Stadt noch 154 Einzeldenkmäler, die größte Dichte des Saarlandes.

Das Ende der barocken Blüte brachte die Französische Revolution. Auch im Ort wurden Freiheitsbäume aufgestellt.

1793 musste die regierende Reichsgräfin Marianne vor den Revolutionstruppen fliehen. Das Schloss wurde geplündert, versteigert und als Steinbruch benutzt, bis es schließlich 1820 eingeebnet wurde. Erhalten blieben noch die 800 m lange Schlossmauer und der "Lange Bau", die sog. Orangerie (1669/70) mit dem zugehörigen Lustgarten. Das Gebäude zählt zu den bemerkenswertesten Resten deutscher Baukunst des 17. Jahrhundert im Saarland.

1804 wurde zu Ehren des französischen Kaisers der Napoleons-Brunnen aufgestellt.

1816 erfolgte der Anschluss der Region an die bayerische Rheinpfalz. An diese Epoche erinnert die Maximiliansäule (1823); die Kaiser- (1892) und Luitpold-Linde (1891) auf dem Luitpoldplatz in Nachbarschaft der 1908 aufgegeben Synagoge; das Königlich Bayerische Rentamt von 1904; die evangelische neobarocke Kirche von 1911/12. Die Ära der Eisenbahn dauerte hier von 1879 bis 1991. Nach der Stilllegung der Bliestalbahn wurde auf der alten Trasse 2000 der 17 km lange Bliestal-Freizeitweg eröffnet, der seither stark frequentiert wird.

1920 war Blieskastel Teil des Saargebietes. Zur Beförderung der Wallfahrt wurde auf dem Han 1924/25 ein Kloster der Kapuziner gebaut, die zugehörige Kirche 1929 geweiht. Im angrenzenden Klosterpark finden sich Figurengruppen des einheimischen Künstlers Karl Riemann. Die Stadt ist immer noch ein wichtiger Wallfahrtsort im Bistum Speyer.

Nach der Saarabstimmung 1935 wurde die Region Teil des Deutschen Reiches. Die Stadt wurde während des Zweiten Weltkrieges 1939 und zum Kriegsende 1944/45 zweimal evakuiert. Als Luftschutzkeller dienten 1944/45 auch die Felsenkeller hinter den Häusern, die an den Bergrücken angelehnt waren. An der Stelle des ehemaligen Schlosses steht ein Gebäude der Organisation Todt (1939) über einem Beobachtungsbunker. Der größere Teil des langen Gebäudes inklusive dem Mittelrisalit mit Kapelle wurde 1953 als Lehrerinnenheim eingeweiht. Heute sind dort Bildungseinrichtungen des Saarpfalz-Kreises untergebracht.

1988 wurde die Fußgängerzone eingeweiht. Die Stadt war 2008 Gründungsmitglied der "Barockstraße Saarpfalz". Blieskastel wurde 2011 als 1. saarländische Stadt in die weltweite Vereinigung lebenswerter, gemütlicher Städte, kurz "Citta-Slow", aufgenommen. Das Biosphärenreservat Bliesgau hat seit 2009 die UNESCO-Anerkennung. Im Rahmen der Aktion "Essbare Stadt" wurde 2017 der öffentlich zugängliche "Bürgergarten" auf dem Han der Bevölkerung übergeben. In der Blies kann wieder geangelt werden. Biber und Storch sind hier wieder heimisch geworden. Das "Blieskasteler Uhrenmuseum la pendule" zeigt 100 prachtvolle Pendeluhren vom 17. bis 20. Jahrhundert, großteils aus französischer Provenienz.

Seit der Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 zählen die nachfolgenden Orte als Stadtteile zu Blieskastel. Die Stadt Blieskastel hat (Stand: 31.12.2021) insgesamt 20.612 Einwohner.