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Geschichte des Börßumer Bahnhofs

Es war im Jahr 1838, als zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel die erste deutsche Staatseisenbahn eröffnet wurde. Im Zuge der Verlängerung der Strecke, zunächst bis Schladen und später bis Bad Harzburg, erhielt Börßum 1840 einen Haltepunkt an der Börßumer Mühle. Mit der Eröffnung der dem Fernverkehr dienenden Braunschweiger Südbahnstrecke Börßum-Kreiensen im Jahr 1856 wurde der Bahnhof Börßum als Abzweigbahnhof an den heutigen Ort verlegt, da er als Schnittpunkt der sich entwickelnden Verkehre Braunschweig-Harz und Berlin-Holzminden-Ruhr vorgesehen war.
Die Eisenbahn leitete eine rasante Entwicklung des Dorfes ein. 1815 lebten hier noch 381 Einwohner, 1847 waren es schon 1065. Börßum wuchs mit den Aufgaben der Eisenbahn und wurde sprichwörtlich ein Eisenbahnerdorf.
Der gestiegenen Bedeutung Börßums nach Inbetriebnahme der Südbahnstrecke wurde durch den Bau eines stattlichen Bahnhofsgebäudes Rechnung getragen. Eisenbahnbaumeister Carl Ebeling plante und baute das Börßumer Empfangsgebäude bis 1858. Es wurde mit Sandsteinquadern verkleidet, die Fenster- und Türöffnungen sind im Rundbogenstil gestaltet. Der dreigeschossige Mittelbau entstammt einer Villenarchitektur. Die beiden etwas schlichteren, zweigeschossigen Seitenflügel sind symmetrisch angeordnet. Die Gebäudearchitektur ist Vorbild für weitere Bauten in Holzminden, Königslutter, Jerxheim und Helmstedt. Die Lage am neu angelegten Ilsekanal machte für das Bahnhofsgebäude einen schmalen und lang gezogenen Gebäudegrundriss notwendig. Auch sollten Gleise der bereits angedachten Jerxheimer Bahn zunächst auf der Ostseite des Empfangsgebäudes angelegt werden.
Im nördlichen und mittleren Gebäudeteil befanden sich im Erdgeschoss die Warte- und Restaurationsräume der 1. bis 3. Klasse. Hier war übrigens 1864 bei einem Zwischenaufenthalt sogar die russische Zarenfamilie zu Gast. Später machte Kaiser Wilhelm I. hier Halt.
Abfertigungs- und Verwaltungsräumlichkeiten für Post und Bahn befanden sich nur im Erdgeschoss des südlichen Gebäudeteils. Alle Toilettenanlagen waren in einem separaten Nebengebäude untergebracht.
Die Verkehrsentwicklung der Eisenbahnen erforderte bald Erweiterungen am Börßumer Empfangsgebäude. Mit der Inbetriebnahme der Jerxheimer Bahn im Jahr 1868 wurde der Bahnhof Börßum zum Schnittpunkt und Schnellzug-Halt an der Ost-West-Fernstrecke Berlin-Holzminden-Köln/Aachen.
Das Empfangsgebäude erhielt auf der Ostseite einen Büroanbau, da man die Gleisanlagen der neuen Jerxheimer Bahn nun, abweichend früherer Planungen, westlich des Gebäudes angelegt hatte.
Weitere Umbau- und Erweiterungspläne gab es 1894 im Zusammenhang mit dem Bau der Bahnsteigunterführung. Fahrkartenausgabe und Gepäckabfertigung erhielten zusätzliche Räume an der Gebäude-Nordseite und hier befand sich fortan auch der Eingang aller Reisenden zum Bahnhof.
Die Eröffnung der Kleinbahn nach Hornburg im Jahr 1895 vervollständigt das Börßumer Streckennetz.
Bis Mitte der 80er Jahre entfielen die Nutzungen des Gebäudes durch die Bahn. Nachdem die Bundesbahn alle Büro-, Abfertigungs-, Lager- und Sozialräume geräumt hatte, wurde das Bahnhofsgebäude 1987 an einen Unternehmer verkauft und zur Produktionsstätte umgerüstet.
2007 übernahm die Samtgemeinde Oderwald das ehemalige Empfangsgebäude und einen Teil der Außenfläche. Die Räumung des Gebäudekomplexes durch den Voreigentümer wurde 2009 abgeschlossen.