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Geschichte

Eingebettet in eine reizvolle hügelige Landschaft westlich und östlich des Salzgitterschen Höhenzuges liegt die Gemeinde Liebenburg im nördlichen Harzvorland als Teil des Landkreises Goslar. Aus Richtung Osten kommend von der A 395 kann man von weitem schon das schöne Barockschloss mit einigen Türmen der ehemaligen Burganlage "Lewenborch" in der Ortschaft Liebenburg erkennen.

Diese Ortschaft ist das Zentrum der namensgleichen Gemeinde, die im Jahre 1972 durch Zusammenschluss der damals selbstständigen Gemeinden Dörnten, Groß Döhren, Heißum, Klein Döhren, Klein Mahner, Liebenburg, Neuenkirchen, Ostharingen, Othfresen und Upen entstanden ist. Seit 2016 bilden die beiden ehemaligen Ortschaften Groß und Klein Döhren nunmehr als Ortsteile gemeinsam die Ortschaft Döhren.

Als Wohngemeinde erfüllt Liebenburg mit seinen ca. 8.000 Einwohnern besondere Entwicklungsaufgaben für Kurzerholung und Gewerbe. Alle neun Ortschaften haben reizvolle Ortskerne, die von Fachwerkhäusern und alten Bauernhöfen geprägt sind. Aber auch Bergarbeitersiedlungen sind typisch für das Ortsbild einiger Ortschaften. Jede Ortschaft der Gemeinde hat eine lange und traditionsreiche Geschichte. Im Jahr 1990 konnte die Ortschaft Othfresen ihr 1.050-jähriges Bestehen feiern, die Ortschaft Groß Döhren beging das 1.000-jährige Bestehen im Jahre 2000 und die Ortschaft Dörnten wurde im Jahre 2003 950 Jahre alt.

Die Ortschaft Liebenburg spielte im Mittelalter eine bedeutende Rolle bei den Auseinandersetzungen zwischen den Hildesheimer Bischöfen und den Herzögen von Braunschweig und Wolfenbüttel. Westlich des Dorfes Lewe, das später im Jahre 1937 mit dem Dorf Liebenburg zur ehemaligen Gemeinde Liebenburg vereinigt wurde, erbaute Bischof Siegfried von Hildesheim 1292 die alte Lewenborch zum Schutze der Ostgrenze des Bistums. Diese Burganlage war die größte ihrer Art im nördlichen Harzvorland und war im 30-jährigen Krieg stark umkämpft. Zerstörungen waren die Folge, und nachdem sie ihre Verteidigungszwecke verloren hatte, verfiel sie am Ende des 17. Jahrhunderts.

Fürstbischof Clemens August von Hildesheim, Sohn des bayerischen Königshauses Wittelsbach, gleichzeitig auch Erzbischof von Köln, ließ die Burg abtragen und erbaute von 1756 bis 1760 an ihre Stelle das heutige Barockschloss mit der für diese Region seltenen Barockkirche. Besonders erwähnenswert sind die Deckengemälde der Schlosskirche. Der berühmte Kirchenmaler Joseph Gregor Winck hat in Legenden das Leben des hl. Clemens Romanus dargestellt.

Seit über 40 Jahren ist nun das Barockschloss Wirkungs- und Wohnstätte des international bekannten Malers und Grafikers Professor Gerd Winner, dessen Werke in vielen Städten weltweit zu sehen sind. Von Professor Gerd Winner stammt auch die Idee auf dem Gelände der ehemaligen Burganlage in Liebenburg Skulpturen aus Salzgitterstahl zu errichten, diese an den Skulpturenweg Salzgitter-Bad anzubinden und dieses wunderschöne Areal Teil der Straße des Friedens werden zu lassen.

1936 beschrieb Otto Freundlich seine Vision von "Skulpturen für die Menschlichkeit" als "Leuchttürme des Friedens und der Künste" in der Landschaft. Aufbauend auf diesen Ansatz stammte von Otto Freundlichs Frau Jeanne die Idee des Streckenverlaufes einer "Straße des Friedens" von der Normandie nach Moskau und von den Niederlanden bis zu den Pyrenäen.
Otto Freundlich starb 1943 im Vernichtungslager Sobibor. 1970 wurde diese Idee von dem Bildhauer Leo Kornbrust in St. Wendel (Saarland) aufgegriffen. Unter anderem in Paris und Moskau, Berlin, Wien und Kiew, Amsterdam und Warschau, Luxemburg und Verdun stehen bereits mehr als 500 Skulpturen. Aber auch in Liebenburg und in unserer Partnergemeinde St.Aubin-sur-mer in der Normandie in Frankreich. Dort, wo die Alliierten am 6. Juni 1944 landeten um Europa vom Faschismus zu befreien. Die Burganlage in Liebenburg hat mit dem Skulpturenpark heute eine ganz besondere Bedeutung. Aus dem mittelalterlichen Kriegsschauplatz ist inzwischen ein Symbol für den Frieden in Europa geworden.

Erhalten blieb von der mittelalterlichen Festung der Bergfried, der sog. Hausmannsturm sowie der Flankierungsturm, Reste des Schulturmes und von alten Burgmauern. Durch umfangreiche Sanierungen hat dieses Ensemble eine kulturhistorische Bedeutung von überregionalem Charakter gewonnen. Der Hausmannsturm ist als Aussichtsturm wiederhergestellt worden und bietet eine faszinierende Aussicht auf den Harz mit Brocken und sein Vorland. Der Flankierungsturm wird zu Empfängen, Trauungen und Ausstellungen genutzt.

Die Landwirtschaft und das Handwerk prägte über viele Jahrhunderte das Leben in den einzelnen Ortschaften. Für den überregionalen Handel und Personenverkehr vom 17. bis 19. Jahrhundert spielte der Posthof als Postrelaisstation in der Ortschaft Othfresen eine wichtige Rolle. Noch heute liegt dieser an zwei wichtigen überregionalen Verkehrsadern, die das Gemeindegebiet durchqueren.

Auch der Eisenerzbergbau war über viele Jahre eine Haupterwerbsquelle für über 1.000 Bergarbeiterfamilien.
In fünf Gruben, die bis 1967 stillgelegt wurden, haben die Bergleute, die u. a. aus dem Ruhrgebiet, aus Schlesien und dem Saarland eingewandert waren, über mehrere Jahrzehnte Eisenerz für die Verhüttung in Salzgitter abgebaut. Noch heute halten der Knappenverein Othfresen/Heimerode und der Arbeitskreis Döhrener Bergbau und Geschichte die alte Tradition am Leben. Darüber hinaus hat der Förderverein Schroederstollen den alten Stollen bei Döhren wieder freigelegt und dort ein Besucherbergwerk mit Grubenbahn eingerichtet.

Eine Besonderheit in der Gemeinde ist das sehr große Vorkommen der Kalkhalbtrockenrasenvegetation am Salzgitterschen Höhenzug in den Ortschaften Othfresen und Heißum. Durch die ehrenamtliche Arbeit des Vereins Natur und Umwelthilfe Goslar e. V. konnte eine botanisch überregional bedeutende Fläche, die vielen Pflanzen und Insekten, die allesamt als stark gefährdet auf der Roten Liste stehen, optimale Bedingungen bieten, als ehemals gefährdeter Lebensraum erhalten werden. Rund ein Zehntel der Kalkhalbtrockenrasenvorkommen des Landes Niedersachsen liegt im Landkreis Goslar, davon der größte und bedeutendste Teil in der Gemeinde Liebenburg. Kurzfristig wird hier noch ein Naturlehrpfad angelegt werden, der vielen Menschen die Wichtigkeit der Erhaltung dieser Kulturflächen vor Augen führen wird.

Nördlich der Ortschaft Liebenburg im schönen Strautetal auf Gebiet der Gemeinde sowie der Stadt Salzgitter befindet sich der Golfplatz des Golfclubs Salzgitter-Liebenburg. Auf einem der landschaftlich schönsten Golfplätze Niedersachsens können Golfer auf einer 18-Loch-Anlage ihren Sport ausüben und gleichzeitig die Natur genießen. Unweit des Golfplatzes befindet sich auf Gebiet der Stadt Salzgitter der Segel- und Motorflugplatz "Schäferstuhl". Von hier aus starten Freizeitpiloten ihre ausgedehnten Flüge über das breite Innerstetal im Westen, über das Warne- und Okertal im Osten und das Harzvorland.

Liebenburg, den 25.07.2022
Alf Hesse | Bürgermeister